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Coronavirus – Wie der WHO-Chef gegen den globalen Feind kämpft

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation koordiniert die Maßnahmen gegen den Erreger Covid-19. Mit Sorge blickt er auf seinen Heimatkontinent Afrika.

Dr. Tedros ist im Stress. Fast täglich eilt der Generaldirektor ins Krisenzentrum seiner Weltgesundheitsorganisation. Dort verfolgt der WHO-Chef auf Monitoren, wie das Coronavirus um sich greift. Wie es ein Land nach dem anderen befällt. Aus dem Krisenzentrum, bekannt unter dem Kürzel SHOC (Strategic Health Operations Centre), wendet sich Tedros auch an das globale Publikum.

Der 55-Jährige informiert, appelliert. Er warnt vor dem unheimlichen Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19: „Die Möglichkeiten, den Ausbruch einzudämmen, gehen zurück.“ Inzwischen infizierten sich mehr als 90.000 Menschen, 3000 starben. Die globalen wirtschaftlichen Schäden wachsen stündlich.

Der eskalierende Notstand scheint dem Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus, wie er mit vollem Namen heißt, Stück für Stück seine Unbekümmertheit zu nehmen. Das lässige Lachen, ein Markenzeichen des fünffachen Familienvaters, zeichnet sich kaum noch auf seinem Gesicht ab.

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Zuletzt aktivierte Tedros die höchste mögliche internationale Alarmstufe. „Wir haben unsere Einschätzung des Risikos der Ausbreitung und des Risikos der Auswirkung von Covid-19 auf dem globalen Niveau auf sehr hoch erhöht“, erklärte Tedros mit sanfter Stimme. Dem Chef der obersten Gesundheitsbehörde der Vereinten Nationen blieb keine andere Wahl.

Corona markiert die erste große Bewährungsprobe für Tedros an der Spitze der WHO: Der frühere Außenminister und Ex-Gesundheitsminister aus Addis Abeba koordiniert den globalen Kampf gegen Covid-19, er und seine Experten beraten und unterstützen die mehr als 190 WHO-Mitgliedsländer.

So schickte Tedros am Montag ein Expertenteam in den Iran, wo das Virus sich besonders stark ausbreitet. Im Gepäck hatten die Spezialisten Schutzbekleidung und Diagnose-Kits für knapp 100.000 Menschen. Der Immunologe Tedros, der einen Doktortitel in „Community Health“ erwarb, kann den Staaten jedoch keine Anweisungen geben. Er verschreibt die Medizin, die Medizin schlucken müssen andere.

Immerhin hat sich Tedros im Kampf gegen Covid-19 noch keine gravierenden Schnitzer erlaubt. Für Kopfschütteln sorgte allenfalls sein penetrantes Lob für Chinas Führung. „China setzt derzeit neue Maßstäbe bei der Reaktion auf einen Ausbruch“, versicherte er, während die Versäumnisse chinesischer Behörden längst zum globalen Medienthema geworden waren. Als Chinas Präsident Xi Jinping den WHO-Chef Ende Januar empfing, vermittelten Bilder den Eindruck eines Besuchs bei Hofe. Xi der Herrscher, Tedros der Bote. Inzwischen hält sich Tedros mit rühmenden Worten an die Adresse Pekings zurück.

Die „größte Sorge“, die den ersten afrikanischen WHO-Chef umtreibt, betrifft seinen eigenen Kontinent: Was passiert, wenn das Coronavirus die Menschen in Afrika flächendeckend angreift? Die meisten Länder Afrikas haben nur schwache Gesundheitssysteme – das Virus könnte dort und auch in anderen armen Regionen besonders viele Todesopfer fordern.

Dann müsste Tedros wohl auch von einer Pandemie sprechen. Bislang weigern sich der WHO-Generaldirektor und seine Berater, den Covid-19-Ausbruch als Pandemie einzustufen: Eine Pandemie gilt als die ernsthafteste Form einer sich global ausbreitenden Infektionskrankheit.

Wie zermürbend eine Kampagne gegen eine Epidemie in Afrika sein kann, weiß Tedros nur zu gut. Mitte 2018 brach die hochansteckende Killerkrankheit Ebola im gewaltgeplagten Nordosten der Demokratischen Republik Kongo aus. Tedros beorderte ein Großaufgebot von Ärzten und Seuchenexperten in das Ebola-Gebiet, reiste selbst regelmäßig dorthin. Erst jetzt scheint die Ebola-Epidemie langsam auszuklingen. Die offizielle Bilanz für die relativ kleine Region: rund 2260 Tote. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen.