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Insolventem HNA-Konzern droht die Zerschlagung – Angeblich Milliardensumme veruntreut

Der chinesische Tourismus- und Luftfahrtkonzern ist insolvent. Nun könnte das Konglomerat, dem auch der Flughafen Hahn gehört, aufgeteilt werden.

Das insolvente chinesische Luftfahrt- und Tourismuskonglomerat HNA Group steht offenbar vor der Zerschlagung. Die bereits vor einem Jahr eingesetzte Arbeitsgruppe unter Führung der Provinzregierung von Hainan suche strategische Investoren für eine Vielzahl von Beteiligungen, darunter das Herzstück von HNA, Hainan Airlines, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Montag.

Dabei würden auch einige Aktionäre aussteigen. Eine Verstaatlichung soll möglichst vermieden werden. Die Gläubiger hatten am Freitag Insolvenzanträge gegen HNA gestellt.

Drei börsennotierte Unternehmen der Gruppe hatten am Wochenende erklärt, dass „Anteilseigner und andere zugehörige Parteien“ 61,5 Milliarden Yuan, umgerechnet 7,86 Milliarden Euro, „veruntreut“ hätten, wie das renommierte Wirtschaftsmagazin „Caixin“ berichtete. Zusätzlich seien Kreditgarantien in Höhe von 46,5 Milliarden, umgerechnet 5,95 Milliarden Euro, auf „nicht konforme Weise“ vergeben worden.

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Die Aktien der Zwischenholdings Hainan Airlines, HNA Infrastructure und CCOOP gaben am Montag ebenso deutlich nach wie die von HNA Innovation, HNA Technology und Bohai Leasing. Sie fielen am Montag an den Börsen in Shanghai und Shenzhen fast bis an die zulässige Grenze von zehn Prozent. Größter Gläubiger von HNA ist die staatliche China Development Bank.

Schon am Freitag hatte die HNA-Gruppe mitgeteilt, ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen zu können. Deshalb hatten Gläubiger beim Volksgericht der Provinz Hainan ein Insolvenzverfahren und die Neuausrichtung des Unternehmens beantragt. Eine Arbeitsgruppe, die von der Regierung eingesetzt wurde, geht davon aus, dass 400 bis 500 Unternehmen, die mit HNA in Verbindung stehen, von einer Umstrukturierung betroffen sein werden, wie „Caixin“ berichtete.

Unruhe am Flughafen Frankfurt-Hahn

HNA hatte seine jahrelange, schuldenfinanzierte Expansion bereits vor drei Jahren auf Druck der chinesischen Regierung gestoppt. Rund 50 Milliarden Dollar hatte der verschachtelte Konzern zuvor weltweit für Beteiligungen an Unternehmen von der Deutschen Bank über die Hotelkette Hilton bis zum Elektronikhändler Ingram Micro ausgegeben.

2019 hatte HNA die letzten Deutsche-Bank-Aktien verkauft, auch bei Hilton ist die Gruppe nicht mehr engagiert. Ihr gehört aber noch der Flughafen Hahn im Hunsrück. Dort ist die Unruhe in der Belegschaft groß. Schließlich steckt der kleine Regionalairport seit Jahren in einer Dauerkrise, die durch die Pandemie noch verstärkt wurde.

Passagiere flogen zuletzt kaum noch in Hahn ab. Allerdings profitiert der Airport im Frachtgeschäft von seiner Nachtflugerlaubnis.

Die Geschäftsführung betonte in einem Schreiben an die Mitarbeiter, dass die Probleme bei HNA keinen Einfluss auf den Betrieb am Flughafen hätten. Die Zusammenarbeit mit Airlines, Kunden, Behörden und Partnern ginge wie geplant weiter. HNA gehören 82,5 Prozent des Flughafens, die restlichen Anteile liegen beim Land Hessen, das sich bisher nicht zum Thema HNA geäußert hat.

„Die Sanierung wird nicht einfach“

Nach Daten des Datenbankbetreibers Dealogic sitzt HNA auf einem Schuldenberg aus 27,5 Milliarden Dollar an Anleihen und 20 Milliarden Dollar an Krediten. Die Corona-Pandemie, in der die Luftfahrt und der Tourismus weitgehend brachliegen, hatte die Finanzprobleme von HNA verschärft.

Zu HNA gehören mehr als ein Dutzend Fluggesellschaften, darunter die größte nicht-staatliche in China, Hainan Airlines. Zusammen betreiben sie 500 Kurzstrecken- und 100 Langstreckenflugzeuge. Hainan litt in der Coronakrise deutlich stärker als die staatliche Konkurrenz.

„Die Sanierung wird nicht einfach“, sagte ein führender Banker in Hongkong. Der Regierung in Peking seien die aggressiven Konglomerate ohnehin ein Dorn im Auge, sagte Fraser Howie, der Bücher über Chinas Finanzsystem geschrieben hat. „Sie alle wurden zerschlagen, zerlegt und zurückgeschnitten. Diese Art von Unternehmen gehört der Vergangenheit an und kommt nicht zurück.“