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„China wird umweltpolitisch überraschen“

Nachhaltige Investments werden beiAnlegern zunehmend beliebter. Insbesondere regenerative Energien spielen dabei eine Rolle. FundResearch sprach hierzu mit Roland Pfeuti, Senior Investment Director Head of Clean Growth Private Equity bei RobecoSAM – der auch Nachhaltigkeit spezialisierten Tochter vonRobeco– über Clean Tech, Blasenbildungen bei Investments in Energietechnologien, Anlagechancen sowie die globale Energiewende. Der Schweizer sieht vor allem China und die USA auf einem guten Weg. FundResearch:Nachhaltigkeitist seit längerer Zeit ein großes Thema. Sie befassen sich speziell mit „Clean Tech“. Was genau ist das?Roland Pfeuti:Als „Clean Tech“ würde ich heute sämtliche ressourceneffiziente Industrietechnologien bezeichnen. Der Ausdruck entstand nach der Jahrtausendwende im Zuge des allgemeinen Technologie-Booms. Clean Tech bezeichnet letztlich nichts anderes, als ressourceneffiziente Industrietechnologien, die beispielsweise in den Bereichen Strom, Gebäudetechnologie, Wasserversorgung oder in der Entwicklung von effizienteren Fahrzeugen zur Anwendung kommen.FundResearch: Solar und Windkraft zum Beispiel?Roland Pfeuti:Natürlich gehören Solar und Wind dazu, aber auch Biomasse und unzählige andere Technologien, beispielsweise Beschichtungstechnologien. Wie geht man effizienter mit Materialien um, um Glas zu beschichten? Wie baut man heute Kläranlagen? Wie säubert man verschmutztes Wasser? Es gibt tausende von Technologien, die in diese Richtung gehen und helfen, effizienter mit Wasser umzugehen. Aber es gibt auch andere Beispiele wie den Automobilbereich. Die Fahrzeuge haben sich verändert, seit man für das Barrel Öl 100 statt 20 US-Dollar bezahlt. Durch den Einsatz von effizienteren Technologien sind die Fahrzeuge wesentlich treibstoffeffizienter geworden.FundResearch: Das klingt nach einem sehr breiten Feld. Wo können Anleger konkret investieren?Roland Pfeuti:Dem privaten Anleger steht praktisch ausschließlich der Aktienmarkt zur Verfügung. Hier kommen gewisse Fondskonzepte, die wir beiRobecoSAManbieten, aber auch Direktanlagen in Frage. Der Clean Tech Sektor, insbesondere Aktieninvestments in Mittelstandsunternehmen, hat sich über das letzte Jahrzehnt gesehen als äußerst volatil erwiesen. Anlegern stehen jedoch auch sicherere Werte zur Auswahl. Beispielsweise Industrieunternehmen, die Vorbilder hinsichtlich des Einsatzes oder der Verwendung von natürlichen Ressourcen sind. Hierzu zählen führende Großunternehmen im Industriesektor, aber auch in der Strom- und Wasserversorgung, oder in der Ernährungswirtschaft.FundResearch: Und institutionelle Investoren?Roland Pfeuti:Für institutionelle Anleger ist die Palette wesentlich breiter und schließt auch die Private Equity (Swiss: PEHN.SW - Nachrichten) - und Infrastrukturmärkte ein. Hier gibt es zahlreiche Anlagekonzepte, teilweise auch mit gebührendem Track Record, die es Investoren ermöglichen, von den Trends im Clean Tech Bereich zu profitieren.FundResearch: Konnten die neuen Energietechnologien seit der Jahrtausendwende die an sie gestellten Erwartungen erfüllen?Roland Pfeuti:Im Zuge des Technologie-Booms der 1990er-Jahre haben zahlreiche Experten erwartet, dass völlig neue Technologielösungen im Energiesektor ganz allgemein eine nächste Welle sehr erfolgreicher Unternehmen hervorbringen würden – und damit Anlagechancen. Diese Prämisse hat sich nicht bewahrheitet. Vielmehr sind ganze Industrien wie die Strom- und Wasserversorgung, die Fahrzeug- oder die Lebensmittelindustrie und viele andere Bereiche durch den Einsatz von effizienteren Technologien über die gesamte Wertschöpfungskette gesehen deutlich ressourceneffizienter geworden. Bestes Beispiel dafür ist wohl die Effizienzsteigerung bei Fahrzeugen, wo durch den Einsatz von Hybridtechnologien bzw. von hocheffizienten Motoren in kurzer Zeit enorme Fortschritte erzielt wurden.FundResearch: Warum sollten Anleger dann überhaupt in diesem Sektor investieren?Roland Pfeuti:Meine Empfehlung ist, realistische Erwartungen zu haben. Und wenn man sich die Investitionsmöglichkeiten ansieht und gut diversifiziert investiert, dann kann man ein positives Risiko-Return-Profil erwarten.FundResearch: Aber die Gefahr von Blasen bleibt?Wir haben in den letzten zwölf Jahren verschiedene Blasen in den Aktienmärkten gesehen. Grund hierfür war eine Erwartung der Investoren. Zum Beispiel, dass Solar das Thema der Zukunft sei. Wir haben bei Solarunternehmen massivste Überbewertungen gesehen, gefolgt von relativ raschen Korrekturen. Ähnlich war es mit der Blase um die Brennstoffzelle oder der nachfolgenden relativ kurzen Ethanol-Blase. Aufgrund von Erwartungen, dass eine neue, die Industrie überrollende Technologiewelle komme, gibt es Investorensegmente, die bereit sind, sehr hohe Preise für die Unternehmen zu bezahlen. Das hat bisher nicht funktioniert. Was ich hingegen sehe – und das ist von Unternehmensseite bestätigt – ist, dass die Industrieunternehmen rund um den Globus nachhaltig werden. Und zwar in einem rasanten Tempo. Das heißt, dass die Wertschöpfung dieser Unternehmen wirklich nachhaltig und langfristig ausgerichtet ist. Und darauf kommt es an. Ich glaube nicht, dass der Investor (Other OTC: IVSBF - Nachrichten) die neue „Superrendite“ erwarten kann. Anleger können sich zukunftsorientierte Märkte unter den Aspekten Clean Tech, Clean Growth oder ressourceneffiziente Industrietechnologie anschauen. Damit macht ein Anleger im Prinzip dasselbe, wie der Chef eines großen Industrieunternehmens. Der muss sich auch langfristig auf diese zukünftigen Trends ausrichten und Technologien bringen, die zum Beispiel zu einer erfolgreichen Energiewende in Deutschland erforderlich sind.FundResearch: Was bieten Sie bei RobecoSAM Anlegern an?Roland Pfeuti:Für Anleger hat RobecoSAM drei Geschäftsbereiche: Indizes, Private Equity und Listed Equity. Unser Research prüft u.a. börsennotierte Unternehmen auf ihre unternehmerische Nachhaltigkeit. Basierend auf diesem Research entwickelt RobecoSAM die Dow Jones Sustainability Indexfamilien. Index-Lizenznehmerkunden produzieren dann darauf basierende Anlageprodukte. Das sind in der Regel passive Produkte. Wir haben gerade eine neue Indexfamilie (DJSI Diversified) lanciert. Diese neue Indexfamilie bietet Investoren ein Risiko- und Performanceprofil, das mit denjenigen von globalen Aktienmarkt-Indizes vergleichbar ist bei gleichzeitig höherer Gewichtung von unternehmerisch nachhaltig wirtschaftenden Firmen. Dadurch können Anleger mit einem passiven Investmentansatz die Indizes als Alternative zu einem traditionellen S&P oder MSCI Benchmark verwenden. Dann haben wir im Listed Equity-Bereich ein aktives Fondsgeschäft, beispielsweise mit Themenfonds. Die Fondsmanager investieren in Bereiche wie Wasser, nachhaltiges Agrarbusiness oder innovative Materialien. Diese aktiven Fonds sind SICAV-Fonds und für den deutschen Anleger zugänglich. Zu guter Letzt haben wir ein Private-Equity-Geschäft, das auf Clean Growth Investitionen fokussiert ist. Private Equity ist bei uns weitgehend ein institutionelles Dachfonds-Geschäft. Wir bieten sowohl Primär-Fonds-Investments als auch Sekundär-Fonds-Investments sowie Direktinvestments an.RobecoSAM-Nachhaltigkeitsfonds: Positive Entwicklung seit 2012Quelle:FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)FundResearch: In Europa, speziell in Deutschland, wird viel für die Energiewende getan. Aber andere Länder wie China, die USA oder Südamerika ziehen nicht wirklich mit. Wie schätzen Sie die Energiewende global ein?Roland Pfeuti:Die globale Energiewende wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Teils sind die Energiepreise – beispielsweise für Öl – gestiegen. Neue Technologien, wie erneuerbare Energien, sind dagegen günstiger geworden, haben sich verbessert und sind heute in vielen Regionen kompetitiv. Es gibt eine neue Chance, erneuerbare Energien stärker einzusetzen. Es gibt aber auch Übergangstechnologien. Der Zugang zu Gas ist gerade in Amerika ein großes Thema und hat zu niedrigen Gaspreisen geführt. Über kurz oder lang wird Gas die Kohle ersetzen. Das heißt aber nicht, dass Gas auch erneuerbare Energien ersetzen wird. Die Welt wird auch weiterhin unterschiedliche Energieressourcen verwenden, um den steigenden Bedarf an Strom, Wärme und Transport stillen zu können.FundResearch: Auf welche Sektoren wird die Energie besonderen Einfluss haben?Roland Pfeuti:Zwei Drittel des Energieverbrauchs liegen imGebäude-und Mobilitätsbereich. Ich gehe davon aus, dass die Energiewende vor allem im Mobilitätsbereich stattfinden wird. Es gibt bereits Hybridfahrzeuge oder Drei- und Ein-Liter-Autos. Die großen Automobilhersteller erwarten für die nächsten zwanzig Jahre, dass der Trend wieder zu kleineren und leichteren Fahrzeugen geht. Dadurch werden wir ganz neue Mobilitätskonzepte sehen.FundResearch: Aber ist es nicht schwer, die Energiewende umzusetzen, wenn vor allem die große Gruppe der Schwellenländer – allen voran China – auf dem Standpunkt beharrt: Die Industriestaaten hatten in den vergangenen Jahrzehnten ihren Aufschwung und haben primär fossile Energien genutzt, und das steht uns jetzt auch zu.Roland Pfeuti:Das ist die landläufige Meinung zur chinesischen Politik. Schaut man aber in die chinesischen Industrien und beachtet die Aussagen im Zuge des jüngsten Regierungswechsels erkennt man, dass China massiv in erneuerbare Energien und effiziente Technologien investiert. Natürlich versucht das Land ein Wirtschaftswachstum von rund acht Prozent aufrechtzuerhalten und ist noch relativ skrupellos beim Bau von Kohle- und Atomkraftwerken. Gleichzeitig ist China jedoch der größte Hersteller von Solaranlagen, Lithium-Batterien oder energieeffizienten Lampen. Das Land investiert massiv in die Zukunft. Energie- und Infrastrukturthemen haben einen längerfristigen Horizont. Das übersehen viele. Verfolgt man die Trends, werden uns China und auch die USA in Sachen Umweltpolitik eher überraschen als dass sie die Energiewende zunichtemachen.FundResearch: Insbesondere Deutschland war führend in der Herstellung von Solaranlagen. Inzwischen hat uns China den Rang abgelaufen. Ist es so, dass Asien Europa in Sachen erneuerbare Energien wirtschaftlich überholt?Roland Pfeuti:Ich glaube nicht, dass wir die Situation in der Solarindustrie verallgemeinern können. Sicherlich herrscht im Solarmarkt eine Wettbewerbsverzerrung, die auch für viele deutsche Unternehmen sehr schädlich ist. Nicht nur im Solarbereich besitzen chinesische Unternehmen eine starke Stellung und können dadurch ihre Preise am Weltmarkt durchsetzen. Das ist schade. Diese Situation wird sich aber mit Sicherheit wieder verändern – wir sind in der Solarbranche noch nicht am Ende der Entwicklung. Die westlichen Industrien sind meiner Ansicht nach gut beraten, sich auf die Technologieentwicklung zu fokussieren. Unternehmen sollten die Zusammenarbeit in der lokalen Großindustrie suchen und keine großen Wetten auf nur eine Technologie eingehen. Wenn man ein Unternehmen aufbaut, das sich ausschließlich auf Solartechnologie konzentriert, kann ein zu großes Einzelrisiko bestehen. Beispielsweise aufgrund von regulatorischen Veränderungen oder durch Marktveränderungen wie zum Beispiel aus China.(PD)