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Populismus trotz hoher Todesraten: Bolsonaro instrumentalisiert die Coronakrise

Trotz seines katastrophalen Krisenmanagements in der Coronakrise bleibt Brasiliens Präsident beliebt. Vor allem der ärmere Teil der Bevölkerung unterstützt ihn.

Das war ein Empfang ganz in seinem Sinne: In einer Limousine wurde Präsident Jair Bolsonaro am Freitag am Flughafen einer Kleinstadt in Südbrasilien von seinen Anhängern abgeholt und zu wichtigen Terminen gefahren. Die Luxuskarosse hatte zuletzt Diktator und Ex-Staatschef Emílio Médici genutzt, unter dem in Brasilien systematisch gefoltert wurde. Für Bolsonaro ist das kein Ausschlusskriterium, im Gegenteil, Médici ist ein Vorbild für Brasiliens aktuellen Präsidenten.

Auch sonst dieser wieder ganz der Alte, nachdem er vor drei Wochen positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Vor ein paar Tagen hatte er sich dann selbst wieder als genesen erklärt. Bolsonaro forderte nun seine Landsleute auf, „sich dem Virus zu stellen“. Es gebe nichts zu befürchten, sagte der 65-jährige.

Auch seine Ehefrau Michelle sei mittlerweile positiv getestet worden. „Ich bedauere die Todesfälle. Aber Menschen sterben jeden Tag, an vielen Dingen. So ist das Leben“, sagte Bolsonaro.

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Bolsonaros mangelnde Empathie angesichts des Leids seiner Bevölkerung stellt selbst sein Vorbild, US-Präsident Donald Trump, in den Schatten: Brasilien hat nach den USA inzwischen die meisten Infizierten weltweit und wird in der kommenden Woche die Schranke von 100.000 offiziell gemeldeten Corona-Toten überschreiten. Und: Eine Entwarnung ist nicht in Sicht, die Zahl der Neuinfizierungen steigt weiter an.

Das Land ist inmitten der schweren Pandemie ein führungsloser Staat. Nicht mal mehr einen Gesundheitsminister gibt es in Bolsonaros Kabinett. Der Präsident wirbt dagegen für das Malariamittel Chloroquin – und lässt die Gouverneure und Bürgermeister ansonsten alleine mit ihrem täglichen Krisenmanagement.

Weiterhin populär

Dahinter steckt Kalkül: Bolsonaro will ihnen die Schuld an der Wirtschaftskrise geben – wegen der angeblich übertriebenen Kontaktbeschränkungen. Im Wahljahr 2022 will er dann die wirtschaftliche Erholung als seinen Verdienst erklären.

Und das könnte durchaus aufgehen. Denn Bolsonaro ist trotz seines großen Versagens in der Coronakrise weiterhin populär. Rund ein Drittel der Bevölkerung stützt ihn. Neu ist, dass sich seine Unterstützer verändert haben: Heute ist Bolsonaro neben seinen Anhängern aus der rechten Szene vor allem bei den Armen Brasiliens beliebt – obwohl die viel stärker unter der Pandemie leiden als die Wohlhabenderen.

Doch mit einer schnell ausgezahlten Sozialhilfe an rund 60 Millionen Brasilianer konnte er bei den Menschen punkten. Teile der Wirtschaft und die Mittelschicht, die ihn vor knapp zwei Jahren wählte, haben sich enttäuscht bis entsetzt abgewandt von Bolsonaro.

Ab September nun will die Regierung eine Grundrente einführen. Die hat der Rechtspopulist Bolsonaro bislang immer genauso abgelehnt wie umfassende Sozialprogramme. Mit denen ginge die Linke auf Stimmenfang bei den Armen, schimpfte er noch im Wahlkampf. Doch er hat schnell gelernt.