Werbung
Deutsche Märkte schließen in 5 Stunden 9 Minuten
  • DAX

    18.052,20
    +134,92 (+0,75%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.972,98
    +33,97 (+0,69%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Gold

    2.360,20
    +17,70 (+0,76%)
     
  • EUR/USD

    1,0739
    +0,0006 (+0,05%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.030,08
    +733,28 (+1,24%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.391,96
    -4,58 (-0,33%)
     
  • Öl (Brent)

    83,90
    +0,33 (+0,39%)
     
  • MDAX

    26.279,64
    +236,46 (+0,91%)
     
  • TecDAX

    3.308,61
    +41,85 (+1,28%)
     
  • SDAX

    14.295,88
    +300,11 (+2,14%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.113,97
    +35,11 (+0,43%)
     
  • CAC 40

    8.039,76
    +23,11 (+0,29%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     

Brasilianischer Getränkepionier geht von Köln aus auf Kundenfang

Wie löst man braunen Rohrzucker in 20 Grad kaltem Wasser auf, sodass die Limonade am Ende glasklar ist? Der brasilianische Ingenieur Tiago Gusson Etges, 34, hat die Aufgabe schon vor zehn Jahren mit seinen zwei Partnern erfolgreich gelöst: Gemeinsam entwickelten die Ingenieure in Südbrasilien Anlagen, in denen Rohrzucker durch Ionenaustausch oder Flotation entfärbt und in Wasser aufgelöst werden kann für jedem gewünschten Zuckeranteil.

Die Anlagen seiner Firma E2PS sind in Brasiliens Getränkeindustrie allgegenwärtig. 85 Prozent aller Abfüller dort verwenden seine Technologie. Etges und seine Mitgründer können sich neben den globalen Marktführern KHS, Krones oder Tetrapack behaupten – trotz ihrer nur 30 Mitarbeiter und einem Jahresumsatz von umgerechnet etwa sieben Millionen Euro. „In Brasilien müssen wir heute niemanden mehr von unserer Qualität überzeugen.“

Doch als E2PS ins Ausland expandieren wollte, bekam der brasilianische Tüftler ein Problem. Abfüller aus aller Welt interessieren sich bei Getränke-Messen für die Technologie von E2PS. Doch: „Brasilien ist weltweit nicht bekannt für seine Ingenieurleistungen“, erklärt Etges. In der Lebensmittelindustrie sei Vertrauen extrem wichtig: Ein Tropfen eines Konzentrats zu viel, ein plötzlich belastetes Wasser, eine nicht restlos hygienische Reinigung können dazu führen, dass auch renommierte Marken Schaden nehmen.

Der Ausweg: Die Gründung einer Filiale im Ingenieurland Deutschland. Seitdem bietet E2PS seine Maschinen und Anlagen mit dem Label „Made in Germany“ an. Damit haben sich neue, überraschende Marktchancen geöffnet – sogar auf dem erweiterten Heimatmarkt Lateinamerika.

WERBUNG

„Firmen aus Kolumbien, Chile, Panama kaufen keine Technologie aus Brasilien“, stellt Etges fest. „Doch seit unsere Anlagen in Deutschland entwickelt werden, sind das unsere Kunden.“ Für Etges kompensieren die neuen Aufträge die knapp 20 Prozent höheren Lohn- und Ingenieurkosten in Deutschland.

In Köln profitieren die Brasilianer vor allem von der zentralen Lage. Von der Domstadt aus können sie direkt und schnell mit ihren europäischen Zulieferern und Partnern zusammenarbeiten. Etwa bei der Montage der Maschinen. Und: „Wir müssen nicht immer von Südbrasilien aus einen Techniker um die halbe Welt fliegen lassen, wenn eine Anlage in den Emiraten ausfällt.“

Etges ist nicht der einzige brasilianische Unternehmer, der mit einer Standortinvestition in Deutschland seiner Marke einen Vertrauensschub verpasst hat. Etges entschied sich auch für Köln, weil sich dort ebenfalls der brasilianische Chemiekonzern Braskem niedergelassen hat oder die erste ausländische Filiale der Fundação Getúlio Vargas, einer der führenden Marktforscher Brasiliens.

Köln hat sich seit 2011 als Städtepartner von Rio de Janeiro auf brasilianische Firmen eingestellt und hilft bei der Ansiedlung. Michael Josipovic, Leiter des Standortmarketing in Köln, ist überzeugt, dass wegen dieser Starthilfen für brasilianische Konzerne inzwischen die meisten ausländischen Firmengründer in Köln aus Brasilien kommen – nach denen aus China.

Etwa Claudio Ribeiro, der in Köln eine Filiale seines Markenberatungsunternehmens Sartre Gumo eröffnete. Von Köln aus hat er die BBC und BMW in Großbritannien beraten, in Berlin ein Tourismus-Blog und die Mailänder Kulturwochen. Der 47-Jährige weiß genau: „Die Italiener schätzen die brasilianische Kreativität – aber sie nehmen mich erst wirklich ernst, seitdem ich in Deutschland eine Niederlassung habe.“