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Warum bessere Zahlen an der Börse schlechter honoriert werden

Der Ifo-Index, das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, steigt in Rekordsphären. Das verheißt für die seit langer Zeit florierenden Aktienmärkte üblicherweise nichts Gutes. Oder diesmal etwa doch?

Als SAP bereits im Januar seine wichtigsten Kennzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentierte, überraschten die Walldorfer ihre Aktionäre positiv: Bessere Zahlen als erwartet, und obendrein hob Firmenchef Bill McDermott den Ausblick für das laufende Jahr an. Daran gibt es nichts zu mäkeln, alles wunderbar.

Was stutzig macht: SAP ist nicht die große Ausnahme, sondern eher die Regel. Zwei Drittel der großen deutschen Konzerne haben nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft EY im vergangenen Jahr ihre Prognosen korrigiert. Das ist der höchste jemals gemessene Wert. 2015 hatte „nur“ die Hälfte der Dax-Konzerne seine ursprünglichen Annahmen verändert.

Das Erstaunliche und scheinbar Erfreuliche daran ist: Die großen Dax-Konzerne haben dabei 16 Mal ihre Aktionäre positiv überrascht und nur achtmal negativ. Bei den insgesamt 302 im Prime Standard untersuchten Unternehmen ist der Trend zwar etwas schwächer, aber ähnlich: 87 Firmen beglückten die Anleger mit besseren Zahlen und nur 67 mit schlechteren.

Doch liefen die Geschäfte wirklich so viel besser? Zweifel sind angebracht. Denn die langjährigen Statistiken zeigen auch, dass Anleger positive Nachrichten weniger stark belohnen, als sie schlechte News bestrafen. Nach Angaben von EY sanken direkt am Tag einer Ergebniswarnung die Aktienkurse im Schnitt um sechs Prozent. Auch war der Rückgang nachhaltiger, denn eine Woche nach der Hiobsbotschaft notierten solche Aktien durchschnittlich sieben Prozent niedriger. Hingegen stiegen die Aktienkurse bei positiven Überraschungen tagesaktuell um durchschnittlich nur vier Prozent. Auch eine Woche danach betrug das Plus „nur“ fünf Prozent.

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Dass gute Nachrichten vermeintlich schlecht honoriert werden, hat einen einfachen Grund: Seit vielen Jahren gehört es an der Börse, allem voran an der Wall Street, zum guten Ton, die Prognosen zu übertreffen. Mehr als zwei Drittel aller Unternehmen im S&P 500 überraschen ihre Aktionäre Quartal für Quartal mit Umsätzen und Gewinnen, die höher ausfallen als erwartet. Selbst in Krisenzeiten überrascht die große Mehrheit immer noch auf der Oberseite.

Der Grund dafür ist durchaus bekannt: Geschickt schaffen es die Unternehmen, im Vorfeld einer jeden Quartalssaison die Erwartungen unter den Analysten so weit zu dämpfen, dass anschließend doch ein paar Cent mehr herauskommen. So wie Anleger es lieben.

Die Kehrseite dieses beliebten Spiels lautet aber: Anleger haben sich an diesen Überraschungs-Effekt längst gewöhnt und stumpfen ab – eben weil es nicht mehr wirklich Überraschungen sind. Deshalb fallen die negativen Kursreaktionen so heftig aus, wenn ein Unternehmen doch mal enttäuscht. Eben weil es nur noch ganz selten vorkommt. Das sind dann die wirklich echten Überraschungen.

Anleger sollten sich deshalb von vermeintlichen Positiv-Überraschungen nicht allzu sehr blenden lassen, sondern sie so einordnen, wie sie sind: business as usual. Frei und ausführlich übersetzt: Die Annahmen der Analysten leicht zu übertreffen ist nicht mehr die Ausnahme, sondern Normalität.