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„Wir lernen, was es zu gewinnen gibt“ – Berater der Bundesregierung fordern Open-Data-Strategie

Forscher, Unternehmen und der Staat sollen offener mit ihren Daten umgehen, fordern die Regierungsberater des „Hightech-Forums“. Das soll Innovationen erleichtern.

Durch den gemeinsamen Austausch von Daten lassen sich neue Behandlungsmethoden schneller entwickeln, sagen die Berater des Hightech-Forums. Foto: dpa
Durch den gemeinsamen Austausch von Daten lassen sich neue Behandlungsmethoden schneller entwickeln, sagen die Berater des Hightech-Forums. Foto: dpa

Der Kampf gegen das Coronavirus zeigt, wie der schnelle Austausch von Daten Innovationen vorantreiben kann: Ohne die massenhafte Veröffentlichung relevanter Studien wäre es undenkbar, dass die Entwicklung eines Impfstoffs schon für 2021 möglich erscheint. Dabei greifen die Forscher häufig auf sogenannte Pre-Prints zurück – also auf Manuskripte, die noch nicht von anderen Experten begutachtet wurden.

Die neue Offenheit bei der Covid-Forschung müsse Vorbild sein für einen neuen, weit offeneren Umgang mit Daten, fordert das Hightech-Forum, das die Bundesregierung bei der Umsetzung der Hightech-Strategie berät. „Nur so können Wissen und Innovationen für die Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit nutzbar gemacht werden und neue Geschäftsmodelle entstehen“, heißt es in einem neuen Impulspapier, das dem Handelsblatt vorliegt.

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„Wir sind erst am Beginn des Weges zu mehr Offenheit. Verschwiegenheit war lange eine Tugend, sei es in Unternehmen oder in der Forschung – wir lernen erst jetzt, was es zu gewinnen gibt“, sagt der Präsident des Stifterverbandes, Andreas Barner, der die Autorengruppe des Hightech-Forums für Offene Wissenschaft leitet. „Wir brauchen einen Kulturwandel: Wir müssen auf eine neue Art Wissenschaft betreiben und die Chancen begreifen, die es mit sich bringt, Daten zu teilen, etwa in den Bereichen Nachhaltigkeit, Gesundheit oder Mobilität.“

Dazu müsse der Staat einerseits mit gutem Beispiel vorangehen und seine eigenen Daten zur Verfügung stellen. Zudem müsse die Forschungsförderung so umgebaut werden, dass neue Anreize für das Teilen von Daten entstehen – und zugleich rechtliche Unsicherheiten beseitigt werden.

Frankreich, die Niederlande und Finnland sind Vorbilder bei Open Data

Andere Länder sind schon deutlich weiter: So haben etwa Frankreich, die Niederlande oder Finnland bereits nationale Strategien oder Koordinatoren für eine offene Wissenschaft etabliert, heißt es in der Studie. Auch Österreich sei auf dem Weg zu diesem Ziel. In Deutschland hingegen würden die Potenziale offen zugänglicher Daten noch viel zu wenig genutzt. Die Bundesregierung müsse daher dringend ihre vorhandenen, zersplitterten Aktivitäten koordinieren. Die Datenstrategie der Bundesregierung insgesamt, die Open-Access-Strategie des Forschungsministeriums und der Digitalisierungsplan des Innenministeriums für die Bundesverwaltung könnten nur voll wirksam werden, wenn sie auch aufeinander abgestimmt werden, mahnen die Autoren.

Um europaweit erfolgreich zu sein, müssten auch die großen Dateninfrastruktur-Projekte möglichst eng verknüpft werden, fordert das Hightech-Forum. Die Macher denken dabei vor allem an das Gaia-X-Projekt von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), das als Plattform für Daten aus der Wirtschaft dienen soll. Aber auch die European Open Science Cloud, die europäischen Wissenschaftlern den Zugang zu wissenschaftlichen Daten erleichtern soll, und die neu gegründete nationale Forschungsdateninfrastruktur sollten besser verknüpft werden.

Dass der Datenaustausch in Europa forciert werden muss, weiß auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie hatte unlängst angekündigt, sie wolle auf der Basis von Gaia-X eine europäische Daten-Cloud aufbauen.

Angelsachsen als Vorbild

Als Beispiel für große Chancen für Unternehmen aus privat-öffentlichen Kooperationen gilt das „Structural Genomics Consortium“. In dem Konsortium teilen internationale Unternehmen und Forschungseinrichtungen nicht nur Informationen, sondern sie kooperieren auch bei der Suche nach neuen Medikamenten. Zwar gebe es eine Reihe ähnlicher Verbünde, so die Autoren, „auffällig ist aber, dass diese häufig im angelsächsischen Bereich initiiert werden und dann Partner aus Deutschland dazukommen“. Ziel der deutschen Politik müsse aber sein, „dass solche Initiativen auch aus Deutschland angestoßen werden“.

Um die schnelle Nutzung von Innovationen zu ermöglichen, schlägt das Hightech-Forum auch vor, im Patentrecht die Einführung eines sogenannten „Pre-Patents“ als Vorstufe zum eigentlichen Patent zu prüfen. Zudem müsse die Patentanmeldung generell vereinfacht werden.

Erst vor wenigen Tagen hatten Bund und Länder den Verein „Nationale Forschungsdateninfrastruktur“ (NFDI) gegründet. Für verschiedene Datenbereiche gibt es bereits neun Konsortien. „Jeden Tag sammeln Forscherinnen und Forscher wertvolle Daten“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU). „Wenn wir diese Daten vernetzen, damit sie ausgetauscht und weiterverwendet werden können, potenziert sich die Chance, dass daraus Innovationen entstehen.“ Genau das solle die neue Plattform leisten. Sie sei „eine Infrastruktur, die es bisher weder in Deutschland noch international gibt“.

Anreize für Forscher

Doch dem Hightech-Forum geht der Vorstoß noch nicht weit genug. Nötig seien neue Anreizsysteme in der Wissenschaft, denn „bisher wird das Teilen von Daten in der Wissenschaft weder gefördert noch belohnt“. Der Staat müsse das Teilen von Daten honorieren – etwa durch entsprechende Regeln im milliardenschweren Pakt für Forschung oder in den Hochschulgesetzen.

Wissenschaftlern müsse es in ihrem Lebenslauf künftig als Pluspunkt gewertet werden, wenn sie eher in frei zugänglichen Formaten publizieren. Die Hochschulen selbst müssten den nötigen „Kulturwandel“ dadurch beflügeln, dass sie eine Open-Data-Strategie zur Chefsache machen. So sollen die Hochschulen etwa spezielle Koordinatoren oder Datenmanager einstellen. Diese könnten dann mit den Experten der Unternehmen „Daten-Tandems“ bilden und so den Wissenstransfer beschleunigen.

Für Start-ups, die aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen hervorgehen, ist es oft schwierig, die nötigen Daten „mitzunehmen“, da diese nach geltender Rechtslage nur zum Marktwert weitergegeben werden dürfen. Hier behindere das Beihilferecht den Wissenstransfer. Abhilfe könnten neue Vergütungsregeln schaffen, wonach Start-ups geschütztes Wissen erst später oder nur im Erfolgsfall bezahlen müssen, empfiehlt das Hightech-Forum.

Mehr: Forscher auf der ganzen Welt liefern sich einen Wettlauf um Corona-Impfstoffe.