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Belén Garijo: Mit Herz und Härte an die Spitze eines Dax-Konzerns

Die Spanierin wird die neue Vorstandsvorsitzende des Pharmariesen Merck. Ab Mai ist Belén Garijo damit die erste Alleinchefin eines Dax-Unternehmens.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Belén Garijo wird im Mai 2021 die erste Alleinchefin eines Dax-Unternehmens überhaupt. Bei Merck wird sie, da bin ich zuversichtlich, deutlich länger im Amt sein, als es Jennifer Morgan bei SAP in Walldorf war, die im März dieses Jahres nach nur sechs Monaten als Co-CEO schon wieder gehen musste.

Und so, wie SAP in nahezu menschenverachtender Weise vorgeführt hat, wie man Nachfolgeplanung nicht macht – so hieß es zum Abtritt von Morgan wenig charmant, man wolle „schnelles, entschlossenes Handeln und eine klare, hierbei unterstützende Führungsstruktur“ haben –, so kann man vom Pharma- und Technologiekonzern Merck nun lernen, wie ein Stabwechsel richtig geht. Der amtierende CEO Stefan Oschmann wird von Belén Garijo abgelöst, die derzeit schon die Nummer zwei im Konzern ist.

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Anders als viele andere Pharmamanager hat „Belén“ – wie Garijo bei Merck genannt wird – tatsächlich Medizin studiert. Aufgewachsen ist sie in Almansa, einer Kleinstadt in der spanischen Provinz Albacete, auf halbem Wege zwischen Valencia und Murcia. Als ältestes von vier Kindern träumte sie schon früh davon, Ärztin zu werden. Nach der Schule folgte sie ihrer Ambition, ging nach Madrid, studierte und promovierte schließlich in klinischer Pharmakologie.

Nach sechs Jahren im Krankenhaus La Paz in Madrid beschloss Garijo, in den kommerziellen Bereich der Medizin zu wechseln. Sie war mit ihrer zweiten Tochter schwanger, als sie Vorstellungsgespräche bei Abbott Laboratories in Chicago führte. Das war der Beginn einer eindrucksvollen Karriere in der Pharmaindustrie.

Die ersten acht Jahre verbrachte sie bei Abbott in Forschung und Entwicklung. 1996 wechselte sie zu Rhone-Poulenc Rorer als Leiterin der Geschäftseinheit Onkologie, 2000 wurde sie für diesen Bereich bei Aventis Vice President. 2003 ging sie zurück nach Spanien, um als Geschäftsführerin von Aventis Spanien die Zusammenführung mit Sanofi zu leiten. Vor ihrem Wechsel nach Darmstadt war Garijo bei Sanofi-Aventis für die Region Europa zuständig, wo sie auch nach der Akquisition von Genzyme die Leitung der globalen Integration übernahm.

2011 holte sie Oschmann schließlich zu Merck, einem Unternehmen, das 2019 in 66 Ländern einen Umsatz von 16,2 Milliarden Euro erwirtschaftete. Die beiden kannten sich, hatten sie doch bereits bei Sanofi/MSD zusammengearbeitet. Garijo übernahm die Rolle als Chief Operating Officer für das Biopharma-Geschäft und wurde 2015 Präsidentin und CEO von Healthcare. Im Juli 2020 wurde sie zusätzlich zur stellvertretenden CEO von Merck bestellt. Darüber hinaus ist sie Mitglied der Verwaltungsräte von L’Oréal sowie der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria.

Im Herzen ist sie jedoch Ärztin geblieben und spricht heute noch mit Begeisterung über medizinische Studien. So veröffentlichte sie im US-Magazine „Time“ gerade einen Artikel zum Thema klinische Daten, in dem sie betont, wie wichtig Vielfalt auch bei der Auswahl der Probanden in klinischen Tests sei. Sie schreibt: „Es geht darum, Lösungen zu finden, die für den Patienten funktionieren. Denn ohne diese Perspektive behandeln wir nur die Krankheit und nicht den Menschen.“

Garijo liebt Schuhe mit hohen Absätzen und farbenfrohe Mode – anfänglich muss die zierliche Frau in der hessischen Provinz daher wie ein exotischer Vogel gewirkt haben. Doch ihre Fachkompetenz und ihre Kraft als Führungspersönlichkeit überzeugten das trotz der Börsennotierung noch immer stark von der Familie geprägte, über 350 Jahre alte Traditionsunternehmen. Ihr gelassenes, unaufdringliches Selbstbewusstsein unterscheidet sich von dem Auftritt vieler männlicher Spitzenkräfte und wird von den Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten bei Merck sehr geschätzt.

Garijo verfügt über ein hohes Empathieniveau, ihr im positiven Sinne ehrliches, direktes und korrektes Auftreten wirkt gewinnend. Sie zeigt kein großes Ego, behält das Ganze im Blick und ist dem Wohl des gesamten Konzerns verpflichtet. So ist sie zum Rollenvorbild für viele geworden. Zumal sie das Thema Diversity lebt, das für sie eine Herzensangelegenheit darstellt. Die nun geplante gesetzliche Frauenquote für Vorstände sieht Garijo kritisch: „Ich bin gegen jede Form der Diskriminierung, und das schließt positive Diskriminierung mit ein.“

Auch die Förderung von Nachwuchstalenten ist ihr ein Anliegen. Junge Frauen fordert sie auf, „auch mal die Hand zu heben, wenn es eine Chance gibt, Verantwortung zu übernehmen“. Wer Karriere machen wolle, sollte sie aktiv vorantreiben, findet Garijo. „Zu glauben, dass du von ganz allein entdeckt wirst, wenn du einen guten Job machst, ist ein Trugschluss.“ Sie sagt aber auch, dass sie den Spagat zwischen Job und Familie nur zu gut kennt und dass sie ihren Weg ohne die Unterstützung ihres Mannes – eines Urologen – und die ihrer Töchter nicht hätte gehen können.

Mit Radikalkur erfolgreich

Nicht der Jobtitel motiviere sie, wie sie selbst sagt, sondern die Frage, ob sie mit ihrem Job „einen echten Unterschied machen“ könne. Sich selbst beschreibt Garijo mit dem Wort „entschlossen“. Sie habe „ein großes Herz“, könne aber auch Härte zeigen. Und das muss sie auch, denn die Entwicklung von Medikamenten ist ein hochriskantes, teures und langwieriges Geschäft.

Als Garijo zu Merck kam, war der Konzern in einer schwierigen Lage. Zehn Jahre war es nicht geglückt, neue Arzneien zur Zulassung zu bringen. Doch dann knöpfte sich Garijo gemeinsam mit Oschmann die Pharmasparte vor. Reorganisierte die Abteilung Forschung und Entwicklung, strich eine lange Projektliste zusammen, begann Kooperationen mit dem US-Unternehmen Pfizer und der britischen GSK und stoppte, was sie nicht überzeugte.

Merck selbst fasst Garijos Leistung in einem Satz zusammen: „Unter ihrer Leitung ist Healthcare bei Merck zu einem Schlüsselakteur in den Bereichen Onkologie, Immunologie und Immunonkologie geworden, eine Folge der umfassenden Neupositionierung des Portfolios, der Umstrukturierung von F & E und der Transformation des Geschäftsmodells.“

Die Radikalkur zeigte Ergebnisse: Das zuvor problembehaftete Medikament Mavenclad gegen Multiple Sklerose wurde unter ihrer Führung schließlich doch noch ein Erfolg. Weitere Arzneien sind in der Pipeline. Inzwischen hat der Konzern mit Life Science und Performance Materials zudem zwei weitere Sparten etabliert, die das Pharmageschäft ergänzen.

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Entsprechend hoch sind das Ansehen und die Glaubwürdigkeit, die Belén Garijo intern und extern genießt. Das US-Magazin „Fortune“ hat Belén Garijo unter die „most powerful women in business“ außerhalb der USA auf Platz zehn gesetzt – in einer Welt, in der nur 13 der 500 größten Unternehmen von einer Frau geführt werden.

Die Amerikaner loben besonders, dass sie im Rahmen der Covid-19-Pandemie eine Schlüsselrolle bei der Etablierung einer Taskforce gespielt habe, die 50 Projekte vorantreibt zu so diversen Themen wie Impfstoff, Infektionskontrolle, Diagnosewerkzeuge und Therapien.

Für die Übernahme der CEO-Verantwortung bei Merck bringt Belén Garijo ideale Voraussetzungen mit. Den Aktionären, Kunden und Mitarbeitern kann man zu dieser Wahl nur aus voller Überzeugung gratulieren.


Wer noch auffiel: Wege zum Erfolg

Mathias Döpfner

Plötzlich Milliardär: Mathias Döpfner, Journalist und Vorstandschef von Europas größtem Medienkonzern Axel Springer, hat sein Vermögen in diesem Jahr enorm vermehrt. Verleger-Witwe Friede Springer schenkte dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden und Vater ihres Patenkindes ein Aktienpaket im Wert von einer Milliarde Euro.

Döpfner hält nun 22 Prozent der Anteile und wurde über Nacht zum Großaktionär. Außerdem übertrug Friede Springer dem 57-Jährigen ihre Stimmrechte. Damit ist Döpfner – neben dem neuen Springer-Investor KKR – der starke Mann im Berliner Medienhaus.

Aber es sind nicht nur die finanziellen Neusortierungen, mit denen Döpfner in die Schlagzeilen gerät. Mit dem 2016 erstmals ausgelobten Axel Springer Award lockt Döpfner die Granden der US-Tech-Szene in den 19. Stock des Springer-Hochhauses: Erst Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, später Amazon-Gründer Jeff Bezos, und dieses Jahr erschien Tesla-Gründer Elon Musk. Catrin Bialek

Hansi Flick

Noch vor einem Jahr war Hansi Flick nicht viel mehr als eine Notlösung. Einer, der beim FC Bayern München nach der schnellen Trennung von Niko Kovac zum „Cheftrainer auf Zeit“ wurde. Mittlerweile ist Flick beim deutschen Fußball-Rekordmeister die Hoffnung auf die Zukunft.

In 53 Pflichtspielen gewann seine Mannschaft 47-mal und holte alle Titel, die es zu holen gab: Deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League, Uefa Super Cup und DFL Supercup. Folgerichtig wurde Flick zu Europas Trainer des Jahres gekürt.

Seine Arbeit wird in München in den höchsten Tönen gelobt, der Trainer selbst ist dagegen kein Lautsprecher. Flick, 55, gilt als integer, als empathisch – als einer, der das Team mitnimmt. Seine eigene sportliche Karriere musste er verletzungsbedingt schon im Alter von 28 Jahren beenden, Flick spielte in den 1980er-Jahren selbst beim FC Bayern, später wechselte er zum 1. FC Köln. Im Anschluss startete er eine Karriere als Trainer, arbeitete für Hoffenheim und Red Bull Salzburg. 2006 wurde er dann beim DFB zum Assistenten von Bundestrainer Joachim Löw berufen. Diana Fröhlich

Isabel Schnabel

Sie ist Anfang 2020 bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einem klaren Ziel angetreten: Geldpolitik möglichst gut und verständlich zu erklären. Dabei hat Isabel Schnabel ganz besonders auch die deutsche Öffentlichkeit im Blick. Im September 2019 hatte sie bereits im Handelsblatt, damals noch Professorin in Bonn, gewarnt: „Dass Politiker, Journalisten und Banker das Narrativ verstärken, die EZB stehle den deutschen Sparern ihr Geld, das ist gefährlich. So etwas rächt sich irgendwann.“

Die Ökonomin hat 2020 eine Fülle von Reden gehalten und Interviews gegeben, auch mit dem Youtube-Kanal „Finanzfluss“, der sich vor allem an junge Leute wendet. Während traditionell die nationalen Notenbanken im Euro-System die Geldpolitik der EZB erklären sollen, ist Schnabel de facto zur geldpolitischen Stimme in Deutschland geworden. Und sie unterstützt EZB-Präsidentin Christine Lagarde dabei, das Thema Klimaschutz stärker ins Bewusstsein zu bringen. Frank Wiebe

Manfred Knof

Mit der Verkündung ihres neuen Vorstandschefs ist der Commerzbank eine Überraschung gelungen. Denn Manfred Knof hatte dabei kaum jemand auf dem Zettel. Der promovierte Jurist war 2017 nach einem Streit mit Konzernchef Oliver Bäte beim Versicherer Allianz ausgeschieden. Später kümmerte er sich bei der Deutsche Bank in der zweiten Reihe um den Umbau des Privatkundengeschäfts. Ab 2021 soll Knof nun die Commerzbank wieder auf Kurs bringen.

Der Aufsichtsrat hat sich für den 55-Jährigen entschieden, weil er einen frischen Blick von außen mitbringt und sich in seiner Karriere einen Ruf als umsetzungsstarker Sanierer erworben hat. Knof hat intern bereits deutlich gemacht, dass er bei der Commerzbank großen Umbaubedarf sieht.

Einige Aufsichtsräte erwarten, dass der neue Chef die Strategiepläne des alten Vorstands, die den Abbau von rund 10.000 Stellen vorsehen, noch einmal verschärfen wird. Auseinandersetzungen mit den Arbeitnehmervertretern, die bei der Commerzbank traditionell großen Einfluss haben, sind somit sehr wahrscheinlich. Andreas Kröner

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