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Bayer punktet im Übernahmepoker

Nun sind es schon mehr als 65 Milliarden Dollar, die Bayer für den amerikanischen Saatguthersteller Monsanto ausgeben will: In der Nacht zu Dienstag gab der Leverkusener Konzern bekannt, dass er seine Offerte von 125 auf 127,50 Dollar pro Aktie erhöht hat. Diese Offerte liegt schon seit mehreren Tagen auf dem Verhandlungstisch. Die heiße Phase des seit Monaten schwelenden Übernahmekampfes hat begonnen.

Warum erhöht die Offerte jetzt ein weiteres Mal?

Die Verhandlungen mit dem Monsanto-Management haben sich als zäh erwiesen. Beide Konzerne sprechen seit Mai über die Offerte von Bayer. Sie lag zu Beginn bei 122 Dollar pro Aktie oder 62 Milliarden Dollar. Das war der Führung von Monsanto zu wenig – mehr noch: Vorstandschef Hugh Grant widerstrebt es, den Konzern an die Deutschen zu verkaufen. Aber er weiß, dass alles seinen Preis hat. Nach ersten Gesprächen erhöhte Bayer im Juli die Offerte auf 125 Dollar pro Aktie oder rund 64,5 Milliarden Dollar. In der zweiten Augusthälfte nahmen die Verhandlungen Fahrt auf. Bayer bekam Zugang zu ausgewählten Daten von Monsanto. Nun erhöht der Leverkusener Konzern mit der neuen Offerte den Druck aufs Management, der Übernahme zuzustimmen.

Wie teuer würde denn jetzt die Übernahme?

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Die neue Offerte beträgt 127,50 Euro, damit erhöht sich das Volumen der Übernahme um weitere 1,1 Milliarden Dollar auf rund 65,6 Milliarden Dollar oder umgerechnet 58,6 Milliarden Euro. Dies dürfte innerhalb der Bandbreite liegen, die Bayer von vorneherein eingeplant hat. Darauf weist die Kreditlinie hin, die Bayer sich im Mai gesichert hat. Sie kann bis auf mehr als 70 Milliarden Euro ausgereizt werden. Das neue Angebot ist also locker zu stemmen für den Konzern.

Warum ist Bayer bereit, so viel Geld für Monsanto auszugeben?

Die Leverkusener haben den Anspruch, in allen ihren Geschäften an der Weltspitze mitzuspielen. Dies ist in der Pflanzenschutzsparte in Gefahr, denn die Branche ist von einer Fusionswelle erfasst, bei der Bayer in aktueller Verfassung zurückfallen würde. Mit Monsanto wäre Bayer unangefochtener Marktführer bei Pflanzenschutz und Saatgut und wohl auf Jahre weit vor der Konkurrenz. Bayer und auch Monsanto sind grundsätzlich von der Kombination überzeugt, weil sie zusammen einen so genannten „One-Stop-Shopping“-Konzern für Landwirte bilden könnten: Bei Bayer soll es dann alles aus einer Hand geben.

Die erneute Angebotserhöhung dürfte die Bayer-Aktionäre verschrecken, oder?

Als Bayer im Mai die Offerte vorlegte gab der Aktienkurs in Folge um mehr als zehn Prozent nach. Viele Investoren verabschiedeten sich, weil sie Bayer als Pharmakonzern sehen und nicht in einen Saatguthersteller investieren wollen. Doch vom Tiefpunkt um 85 Euro erholte sich die Aktie wieder und kratzte zuletzt sogar an der 100-Euro-Marke. Am Dienstag stieg die Bayer-Aktie um 1,8 Prozent auf knapp 96 Euro. Das zeigt, dass an der Börse die erneute Angebotserhöhung bereits eingepreist war. Bayer-Chef Werner Baumann hatte stets unterstrichen, dass der die feste Absicht zu der Übernahme hat. Dass der Konzern nochmal nachlegen muss, war allen klar.


Lohnt es sich jetzt, bei Monsanto einzusteigen?

Schafft Bayer jetzt den Durchbruch bei den Verhandlungen?

würde den Deal am liebsten bis Mitte September unter Dach und Fach bringen. Dass Monsanto der neuen Offerte umgehend zustimmt, ist aber nicht zu erwarten. In Kreisen des US-Konzerns und an der Wall Street wurde stets die Ansicht verbreitet, dass CEO Grant erst ab 130 Dollar pro Aktie dem Bayer-Chef die Hand reicht. Es ist nicht unrealistisch, dass Bayer nochmal bis auf diesen Wert drauflegt. Die Transaktion wäre dann um weitere 1,1 Milliarden Dollar höher. Es dürfte aber das Äußerste sein, wozu der Vorstand bereit ist.

Welche Bedingungen stellt Bayer in der neuen Offerte?

Bayer will die 127,50 Dollar pro Aktie nur zahlen, wenn es zu einer einvernehmlichen Übernahme von Monsanto kommt – also, wenn das Management des US-Konzerns den Deal mitträgt. Zugleich unterstreicht Bayer in der Pressemitteilung, dass es „nicht gewährleistet ist, dass die Parteien einen Vertragsabschluss erzielen“. Das kann nur als Drohung verstanden werden: Bayer hält damit die Möglichkeit zu einer feindlichen Übernahme offen. Die Formulierung ist aber vor allem ein Signal: Sie sollen das Management unter Druck setzen, auf Basis der neuen Offerte zu einer Lösung zu kommen.

Lohnt es sich jetzt, bei Monsanto einzusteigen?

Der Druck auf das Monsanto-Management ist jetzt auf jeden Fall gestiegen und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass Bayer die Übernahme gelingt. Dafür spricht, dass Bayer-Chef Baumann den Deal unbedingt will. Wichtig für Monsanto ist nun, wie sich die eigenen Aktionäre verhalten. Bisher hat der Konzern nach Informationen aus Finanzkreisen den Rückhalt wichtiger Anteilseigner, nicht unter 130 Dollar zu verkaufen.

Aber zuletzt sind mehrere namhafte Hedgefonds bei Monsanto eingestiegen, die das schnelle Geld wollen und nun noch stärker auf eine Übernahme zu den aktuellen Konditionen drängen könnten. Monsanto will laut einer Mitteilung von Dienstag die neue Offerte nun prüfen. Der Konzern unterstrich wie zuvor aber auch diesmal, dass er zugleich nach anderen strategischen Alternativen Ausschau halte.

Die Monsanto-Aktie notierte am Montag bei 107 Dollar. Gelingt die Übernahme, könnten Anleger also einen guten Gewinn einfahren. Scheitert die Übernahme, dürfte die Monsanto-Aktie aus Sicht von Analysten kurzfristig um bis zu zehn Prozent nachgeben. Ein Investment bleibt also eine Wette. Das Szenario einer erfolgreichen Übernahme ist aber mit dem heutigen Tag wahrscheinlicher geworden.

KONTEXT

Der Saatgutkonzern Monsanto

Hersteller

Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von - oft auch gentechnisch verändertem - Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.

Umsatz

Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.

Mitarbeiter

Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten - auch in Deutschland.

Kritik

Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als "Kernanliegen", wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.

Quelle: dpa