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Wird Draghi es jetzt schon tun?

In der kommenden Woche blicken Anleger auf die Zentralbanken. Die EZB trifft sich zum Zinsentscheid – und liefert den Märkten damit Impulse.

Wegen der Niedrigzinsen der Zentralbanken haben Anleger in den vergangenen Jahren stark in Aktien und Sachwerte investiert. Foto: dpa
Wegen der Niedrigzinsen der Zentralbanken haben Anleger in den vergangenen Jahren stark in Aktien und Sachwerte investiert. Foto: dpa

Knapp einen Monat ist es her, dass Mario Draghi der Welt verkündete, im Zweifel die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter zu lockern. Voraussetzung: Die Inflationserwartungen und die Konjunktur erholen sich nicht. Ein Monat – das bedeutet in Konjunkturzyklen nicht viel Zeit. Doch fragen sich die Beobachter vor dem EZB-Zinsentscheid in der kommenden Woche: Wird Draghi es jetzt schon tun?

Bislang gingen Ökonomen Umfragen zufolge allenfalls vom September als ernstzunehmenden Handlungsmonat aus. Dann liegen den Notenbankern neue Prognosen für Inflation und Wachstum vor. Doch das Stimmungsbild hat sich gedreht. Einem Reuters-Bericht zufolge rechnen mittlerweile 60 Prozent der Anleger damit, dass die EZB am Donnerstag ihren Einlagenzinssatz um zehn Basispunkte senkt.

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Die Commerzbank geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie glaubt, dass die EZB den Zins sogar um 20 Basispunkte senkt. Aktuell liegt die Einlagenfazilität, um die es geht, bei minus 0,4 Prozent. Diesen Prozentsatz müssen Banken bezahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken.

Schon heute bleibt die Frage, wie tief die EZB gehen kann, ohne die Märkte zu schocken. Unweigerlich würde dieser Schritt Folgen haben. Aktien könnte die Nachricht Auftrieb verleihen, Anleger weiter in Sachwerte wie Immobilien drängen und den Mahnern vor Blasen an Aktien- und Immobilienmärkten neues Futter geben. Am Devisenmarkt bewegten schon die Spekulationen am Freitag die Kurse: Der Schweizer Franken kletterte am Freitag auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ein Euro kostete zwischenzeitlich nur noch 1,10 Franken.

Nicht nur die EZB, sondern die großen Notenbanken der Welt treiben die mauen Konjunkturaussichten um. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hinterlässt Spuren. Das chinesische Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal auf 6,2 Prozent und damit den niedrigsten Wert seit 27 Jahren gefallen.

Die Industrieaufträge sind auch in Deutschland zuletzt deutlich zurückgegangen. Wie es um die Stimmung in den Chefetagen Deutschlands bestimmt ist, wird die jüngste Auswertung des Ifo-Geschäftsklimas am Donnerstag verraten.

Nicht nur die eingedampften Prognosen besorgen Anleger, vielmehr noch sind es die Gewinnwarnungen großer Konzerne. Zuletzt sorgten der Chemiekonzern BASF, Autobauer Daimler und der weltgrößte Abfüllanlagen-Hersteller Krones für Aufsehen. Wie es tatsächlich um die Bilanzen bestellt ist, werden die Halbjahresbilanzen zeigen, von denen in der kommenden Wochen einige auf der Agenda stehen.

Neben den genannten BASF und Daimler legen auch die Deutsche Bank, die Deutsche Börse und der Vermögensverwalter DWS ihre Zahlen offen. Im Ausland stehen die Tech-Konzerne Alphabet und Amazon sowie die Schweizer Großbank UBS im Fokus.

In Europa richten sich die Blicke Anfang der kommenden Woche gen Großbritannien. Bis zu diesem Sonntag müssen die Mitglieder der Tories entscheiden, wer nach Theresa May ihren Vorsitz übernimmt. Am 23. Juli steht dann vermutlich das Ergebnis fest. Allem Anschein nach wird Boris Johnson die Nachfolge antreten – sowohl in der Partei als auch als Premierminister. Devisen-Anleger sollten daher das Pfund im Auge behalten. Johnson hatte – ähnlich wie sein Konkurrent Jeremy Hunt – mit einem ungeordneten Austritt der Briten aus der Europäischen Union geliebäugelt.

Noch bleibt bis zum 31. Oktober Zeit, um den Brexit in geordnete Bahnen bringen. Sonst scheidet Großbritannien ohne einen Deal aus – vorausgesetzt, die Briten erhalten nicht noch einmal einen Aufschub. Eigentlich lief die Deadline ja bereits Ende März ab. Nach Einschätzung der Commerzbank ist eine weitere Fristverlängerung zumindest nicht ausgeschlossen.

Spannungen im Iran treiben Ölkurse

Politische Spannungen bewegen aber nicht nur die Devisen-, sondern auch die Rohstoffmärkte. Die Gangart im Konflikt zwischen den USA und dem Iran am Persischen Golf hat sich verschärft, nachdem der Iran einen Tanker der Vereinigten Arabischen Emirate festgesetzt hat und die Amerikaner eine iranische Drohne abgeschossen haben. Am Freitag hatte der Iran zudem britischen Öltanker in der Straße von Hormus festgesetzt, da es sich nicht an internationale Regeln gehalten haben soll.

Es ist unklar, wie es dort weitergeht. Allein die Aussicht aber, dass durch einen Konflikt die wichtige Straße von Hormus eingeschränkt oder gar blockiert werden könnte, lässt die Ölpreise steigen. Durch die Straße von Hormus läuft rund ein Fünftel des globalen Öltransports. Bis zum Freitagnachmittag stieg der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent um knapp ein Prozent auf 62,50 Dollar. „Bei dem momentan ohnehin unterversorgten Ölmarkt dürften die Preise eher steigen als fallen“, kommentiert die Rohstoff-Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank.

Bleibt noch ein Blick in die Türkei und damit einmal mehr auf die Notenbanken: Am Donnerstag wird die türkische Notenbank über ihren Leitzins entscheiden. Das ist in diesem Monat besonders interessant, weil der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am 6. Juli überraschend kurzfristig seinen bisherigen Notenbank-Chef Murat Cetinkaya rausgeworfen hatte. Erdogan hatte schon lange Zinssenkungen gefordert, die Cetinkaya aber nicht umgesetzt hat. Nun ist sein Stellvertreter, Murat Uysal, an der Reihe.

Nach dem Chefwechsel erwarten von Bloomberg befragte Analysten nun eine Senkung des Leitzinses um 20 Basispunkte. Aktuell liegt der türkische Leitzins bei 24 Prozent, die Inflation bei 15 Prozente.

Mehr: Die Börsen hängen am Tropf der Notenbanken. Deren Mittel werden noch eine Weile wirken. Doch sollten Märkte und Politik nicht zu viel verlangen, kommentiert Handelsblatt-Redakteurin Andrea Cünnen.