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Atomkraftwerk – Made in China

Das sind Zahlen, die Industriegeschichte schreiben: In den kommenden zehn Jahren will China pro Jahr mindestens sechs neue Kernkraftwerke bauen. Also 60 neue Atommeiler. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum sind in 14 EU-Ländern neue Atomkraftwerke geplant, vielleicht nur die Hälfte wird gebaut. Peking ist nach Abwägung der Risiken durch den Klimawandel und der Risiken der Atomkraft zu dem Ergebnis gekommen, dass es ohne Atomkraft einstweilen nicht geht.

Doch selbst mit den 60 neuen Kraftwerken läge der Anteil der Atomkraft am chinesischen Strom erst bei rund zehn Prozent. In den USA sind es heute knapp zwanzig Prozent, in Frankreich über 70 und in Südkorea, dem Spitzenreiter in Asien, knapp 30. China hat also auch danach noch Spielraum.

Unabhängig davon, ob man sich zu den Atomkraftgegnern oder ihren Befürwortern zählt, lässt sich nach der Entscheidung aus Peking eines sicher feststellen:

Die Zukunft der Technologie wird nun in China entschieden. Nicht nur wegen der weltweit einmaligen Stückzahl. Ein beachtlicher Teil der neuen, westlichen Atomkraftwerke wird von Chinesen gebaut oder mitgebaut. Ihre Unternehmen bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, eine günstige Finanzierung eingeschlossen. Das erste neue europäische Atomkraftwerk nach zehn Jahren Pause wird bereits von einem französisch-chinesischen Konsortium errichtet.

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Vor allem aber entscheiden wir Deutschen auch nicht mehr über die Sicherheitsstandards, weder in Europa, wo den Aussteigern niemand mehr zuhört, noch weltweit. Das ist schon sehr bedauerlich, waren die deutschen Atomkraftwerke doch die sichersten überhaupt, bis Angela Merkel ihr Ende besiegelt hat.

Was in Deutschland als unverzichtbar galt, halten viele unserer Nachbarn bis heute für überflüssig. Als Technologieführer und Spitzenexporteur hätten wir die Macht gehabt, Sicherheitsstandards entscheidend mitzubestimmen. Auch in China. Wie das geht, weiß in Deutschland jeder Hidden Champion. Neue, moderne Kraftwerke werden nun jedoch vor allem in China entwickelt. Selbst Bill Gates hat die Forschungen für sein Nuklearprojekt TerraPower inzwischen nach Peking verlagert.

Dass unsere Atomkraftwerke so sicher waren, lag ja nicht nur an unseren Spitzeningenieuren, sondern vor allem auch am erfolgreichen Druck der Atomgegner. Sicher, auch in China formiert sich Widerstand gegen die Atomkraft. Erst vergangenen Monat demonstrierten einige tausend Menschen nördlich von Schanghai gegen eine geplante Wiederaufbereitungsanlage. Dass der chinesische Widerstand die gleiche Durchschlagskraft entfalten wird, wie die der deutschen Gegner, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Ihr Sieg in Deutschland könnte also global betrachtet ein Pyrrhussieg werden.

Unser Kolumnist, der Bestseller-Autor Frank Sieren („Geldmacht China“), gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit über 20 Jahren in Peking.