Atari: Eine Fehlentscheidung, die Milliarden kostete
In unserer neuen Serie stellen wir teure Fehlentscheidungen vor, die in der Wirtschafts- und Börsenwelt Milliarden kosteten.
Fehlentscheidungen, die Milliarden kosteten – Folge 1: Atari
Atari galt lange Zeit als führendes, innovatives Technikunternehmen. Mit seinen Heimcomputern führte Atari als erstes eine intuitive Bedienoberfläche ein, um die Computerspiele und Konsolen rissen sich Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre scharenweise die Menschen, um in virtuelle Abenteuer einzutauchen.
Doch auf den rasanten Aufstieg folgte nach einigen erfolgreichen Jahren ein ebenso beeindruckender Absturz. Werfen wir daher im Folgenden einen Blick auf die Geschichte, die hinter der einstigen Technikgröße Atari steckt.
Der Aufstieg
Bei den Heimcomputern begann Atari seine Erfolgsgeschichte, als Benutzer anderer Formate noch auf mühsam auswendig gelernte Eingabecodes angewiesen waren. All das löste Atari mit seiner fulminanten ST-Reihe ab. Eine grafische Benutzeroberfläche revolutionierte die Anwendung, eine Umwälzung, die noch heute Bestand hat.
Bei den Heimspielekonsolen legte das virtuelle Tennis-Spiel Pong den Grundstein des Erfolgs.
Es folgte eine ganze Schar beeindruckender und bahnbrechender Konsolen. Unter ihnen beispielsweise die Atari 2600, die sich stattliche 30 Millionen mal verkaufte, sowie das Nachfolgermodell die Atari 5200. Was die Spiele angeht, ließen Namen wie Pac-Man oder Space Invaders die Zockerherzen höher schlagen. Übrigens, zwischenzeitlich programmierten sogar die Apple-Gründer Steve Jobs und Steve Wozniak besagte Klassiker für Atari.
Die Marke Atari befand sich somit technologisch gesehen in der Mitte der Gesellschaft. Nicht nur aufgrund eines hohen Bedienkomforts, sondern auch aufgrund moderater und leistbarer Preisgestaltung. Auch das bis dahin ein Novum.
Der Absturz
Doch der Erfolg im Hause Atari hielt nicht ewig. Vor allem Fehleinschätzungen im Videospielebereich führten dazu, dass Atari ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr an alte Meilensteine anknüpfen konnte.
Vor allem das Spiel E.T. der Außerirdische wurde letztlich zu einem Sinnbild des Absturzes von Atari. Nach dem großen Erfolg des gleichnamigen Kinofilms von Steven Spielberg sicherte sich Atari kurzerhand die Rechte an einer Videospiele-Adaption.
Das Spiel, das innerhalb der kurzen Spanne von lediglich fünf Wochen passend zum Weihnachtsgeschäft des Jahres 1982 fertig gestellt wurde, zeigt symptomatisch die Fehler auf, die Atari beging. Man wollte zu viel zu schnell. Ein Spiel jagte das nächste, Konsole folgte auf Konsole.
Und so brockte sich Atari aufgrund von nachlassender Qualität ein Imageproblem ein, das in einem zunehmend gesättigten Heimspielekonsolen-Markt den Verfall von Atari zusätzlich beschleunigte.
Atari heute
Die Folge war der sogenannte erste Game-Crash der Jahre 1983 bis 1985. In dessen Folge wiederum nahmen Nintendo und inzwischen auch Sony mit der Playstation, sowie Microsoft mit der Xbox Ataris Platz in der Videospielebranche ein.
Atari versuchte zwar lange Zeit wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden. Mehr als kleinere, aufzuckende Lebenszeichen konnten jedoch nicht mehr generiert werden.
Nach inzwischen vielen Stationen als nicht mehr eigenständiges Unternehmen versucht Atari seit 2003 erneut, mit der Atari SA als Publisher in der Videospielebranche Fuß zu fassen. Vorwiegend jedoch im eher kleineren Retro- und Indie-Spektrum.
Wofür Atari jedoch bis heute steht, ist vor allem seine prägende Stellung Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre, sowie für eine ganze Menge Retrocharme. Nicht umsonst wurde so beispielsweise im Jahre 2014 eine Netflix-Dokumentation abgedreht, die sich mit Gerüchten rund um den Verbleib der als Misserfolg geltenden E.T.-Spiele in der Chihuahua-Wüste beschäftigt.
Auch Retro-Mini-Konsolen der ehemaligen erfolgreichen Spieleboxen finden sich heute wieder in den Elektromärkten. Doch für mehr als ein nostalgisches Aufzucken können auch diese jüngsten Bestrebungen nicht mehr herhalten.