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Obwohl ich in der freien Wirtschaft viel mehr verdienen könnte, arbeite ich im öffentlichen Dienst und würde nie wechseln

Susanne Vettel ist Hauptsachgebietsleiterin in der Finanzverwaltung. Inzwischen arbeitet sie seit über 30 Jahren im öffentlichen Dienst.  - Copyright: Susanne Vettel
Susanne Vettel ist Hauptsachgebietsleiterin in der Finanzverwaltung. Inzwischen arbeitet sie seit über 30 Jahren im öffentlichen Dienst. - Copyright: Susanne Vettel

Die freie Wirtschaft war nie eine Option für mich. Nach dem Abitur bin ich in den öffentlichen Dienst gegangen, habe ein duales Studium beim Finanzamt absolviert. Inzwischen bin ich Führungskraft in der Umsatzsteuer-Sonderprüfung. Ich hatte in der Finanzverwaltung immer wieder die Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren, also ist mir nie langweilig geworden. Daher gab es für mich auch keinen Anlass, mich woanders umzuschauen.

In privaten Unternehmen könnte ich sicherlich viel mehr Geld verdienen. Aber ich möchte auch Zeit für meine Familie und Freunde haben. Derzeit habe ich eine 41-Stunden-Woche und es werden keine Überstunden von mir erwartet. Wenn dennoch Mehrarbeit anfällt, kann ich diese durch freie Tage ausgleichen. Das gefällt mir am öffentlichen Dienst.

Es ist sehr erfüllend, in der Finanzverwaltung einen Beitrag leisten zu können, denn die festgesetzten Steuern kommen unmittelbar der Gemeinschaft zugute.

Nach dem Abitur absolvierte ich ein duales Studium beim Finanzamt

Als ich mein Abitur gemacht habe, gab es zwar viele Arbeitsplätze, aber die Konkurrenz war unglaublich groß. Ich zählte zu den letzten Babyboomern, die auf den Arbeitsmarkt drängten. Wir waren damals mit einer ganz anderen Situation konfrontiert als heute die Generation Z. In meinem Jahrgang haben viele Abiturienten ein Lehramtsstudium begonnen und dann abgebrochen, weil sie keine Chancen auf einen Job sahen. Heute werden Lehrerinnen und Lehrer händeringend gesucht, das hat sich also stark gewandelt.

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Der öffentliche Dienst bot schon zu der Zeit sichere Arbeitsplätze, doch ich bin aus familiären Gründen im Staatswesen eingestiegen. Ich wollte studieren, ohne auf die finanzielle Unterstützung meiner Eltern zurückgreifen zu müssen. Letztlich habe ich ein duales Studium beim Finanzamt absolviert. Dadurch konnte ich lernen und zugleich Geld verdienen. Solche Studiengänge gibt es heute häufig, damals war der öffentliche Dienst hier Vorreiter. Meine Mutter hat meine Entscheidung sehr unterstützt. Sie war begeistert von meiner Entscheidung, in den öffentlichen Dienst zu gehen. Denn das würde mir als Frau ermöglichen, finanziell unabhängig zu werden und somit nicht auf einen Partner angewiesen zu sein.

Um für das duale Studium angenommen zu werden, musste ich einen Test absolvieren und einen kurzen Aufsatz schreiben, darauf folgte ein Vorstellungsgespräch. Ich bekam recht schnell die Zusage. Die Finanzverwaltung bot mir viele Möglichkeiten. Ich konnte mich in verschiedenen Arbeitsbereichen ausprobieren und so herauszufinden, was mir liegt und was nicht. Ich habe zum Beispiel eingehende Steuererklärungen bearbeitet, Steuern festgesetzt und bei Nichtzahlung Vollstreckungen angeordnet.

Beim Finanzamt erkannte ich mein Talent für den Außendienst

Während der praktischen Phase habe ich festgestellt, dass ich meine Talente am besten im Außendienst einbringen kann. Ich fand es spannend, als Betriebsprüferin verschiedene Unternehmen und Menschen kennenzulernen. Bis heute hängt mein Herz an diesem Bereich.

Als duale Studentin habe ich rund 1000 Mark verdient. Das war ein gutes Gehalt. Heute liegt die Bezahlung bei etwa 1440 Euro. Nach dem dualen Studium habe ich das Finanzamt gewechselt. Dort kam ich rasch in eine Außendienst-Position und spezialisierte mich auf die Umsatzsteuer-Sonderprüfung. Das hat mir großen Spaß gemacht, denn ich wollte unbedingt bei den Betriebsprüfungen bleiben und im Außendienst arbeiten.

In dem Bereich blieb ich insgesamt zehn Jahre, bis ich eine neue Herausforderung brauchte. Zeitgleich erhielt ich das Angebot, an einem Projekt der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main mitzuarbeiten. Dabei sollte von Kameralistik auf die doppelte Buchführung umgestellt und SAP eingeführt werden. Die Aufbruchsstimmung in der jungen Projektgruppe motivierte mich.

Zudem fragte mich die Hessische Hochschule für Finanzen an, als Dozentin das Fach Umsatzsteuer zu unterrichten. Das habe ich dann auch getan, und zwar ganze 20 Jahre lang – mal in Vollzeit, mal in Teilzeit, mal mit Lehrauftrag. In der Tätigkeit habe ich meine Leidenschaft entdeckt. Die Zeit im Studienzentrum war genau meins. Ich mag es, Dinge für jeden verständlich zu erklären und zu schauen, auf welchem Kanal ich die Zielgruppe am besten erreichen kann.

Es gab für mich nie einen Anlass, mich nach einem anderen Job umzuschauen

In der Finanzverwaltung gab es immer wieder die Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren. Daher gab es für mich nie einen Anlass, mich nach einem anderen Job umzuschauen. Zeitweise hatte ich nur den Lehrauftrag an der Hochschule, weil ich nebenbei noch weiteren Tätigkeiten in der Finanzverwaltung nachgegangen bin. Zum Beispiel war ich im Organisationsreferat der Oberfinanzdirektion, das die verschiedenen Finanzämter organisiert. Doch in dem Bereich habe ich schon nach kurzer Zeit gemerkt, dass das nichts für mich ist. Also bin ich nur sechs Monate geblieben.

Meine Karriere begann im gehobenen Dienst, inzwischen bin ich aber durch einen Laufbahnwechsel in den höheren Dienst aufgestiegen – dieser ist normalerweise Volljuristinnen und Volljuristen vorbehalten. Für den höheren Dienst benötigt man das zweite Staatsexamen. Es ist aber möglich, durch besondere Leistungen vom gehobenen in den höheren Dienst übernommen zu werden. Inzwischen bin ich Sachgebietsleiterin in der Umsatzsteuer-Sonderprüfung.

Ich leite ein 11-köpfiges Team, die alle als Prüferinnen und Prüfer arbeiten. In der Hauptsachgebietsleitung bin ich aber insgesamt für einen größeren Bereich verantwortlich, der etwa 30 Mitarbeitende umfasst. Mir übergestellt ist die Geschäftsbereichsleitung beziehungsweise die Amtsleitung. Auch ist auf dieser Stelle noch eine Beförderung möglich.

Es gibt im Finanzamt nur wenige Stellen im Bereich ab A13 – und diese sind sehr begehrt von erfahrenen Mitarbeitenden. Ich hätte zwar die Finanzverwaltung verlassen und woanders einen besser bezahlten Job finden können. Aber ich mag meinen Job. Ich erlebe immer wieder, wie wichtig unsere Arbeit ist, beispielsweise im Kampf gegen den Umsatzsteuerbetrug in der EU. Es ist sehr erfüllend, hier einen Beitrag leisten zu können, denn die festgesetzten Steuern kommen unmittelbar der Gemeinschaft zugute.

In der freien Wirtschaft könnte ich mehr verdienen – aber diese Vorteile schätze ich

Aktuell liegt mein monatliches Nettogehalt bei 4800 Euro. Dafür habe ich eine garantierte Pension und muss keine Sozialabgaben abführen. Und ich bin günstig privat krankenversichert. In der freien Wirtschaft könnte ich dennoch sicherlich viel mehr Geld verdienen. Aber ich möchte auch Zeit für meine Familie und Freunde haben. Derzeit habe ich eine 41-Stunden-Woche und es werden keine Überstunden von mir erwartet. Und wenn Mehrarbeit anfällt, kann ich diese durch freie Tage ausgleichen. Hinzu kommt, dass ich mir flexibel und kurzfristig Urlaub nehmen kann, wann ich möchte. Insgesamt habe ich also viele Freiheiten.

Außerdem schätze ich die flexiblen Arbeitszeiten. Denn ich kann mir meine Arbeit innerhalb von sechs bis 20 Uhr frei einteilen. Das ist praktisch, weil ich Mutter von zwei Kindern bin. Man war stets bemüht, meine Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass ich Beruf und Familie problemlos vereinbaren konnte. Während der Elternzeit meines ersten Kindes wurde mir zum Beispiel schnell klar, dass ich wieder arbeiten möchte. Auf meine Nachfrage hin ermöglichte mir das Studienzentrum, ohne Komplikationen direkt zurückzukehren.

Darüber hinaus bietet der öffentliche Dienst sehr gute Fortbildungsmöglichkeiten und es wird viel Wert auf Kommunikation und Teamarbeit gelegt. Das trägt maßgeblich zur guten Arbeitsatmosphäre bei. Außerdem schätze ich es, dass man sich in vielen Bereichen weiterentwickeln kann, sei es im Steuerrecht, aber auch in der IT oder im Personalwesen.

Viele Dinge haben sich im öffentlichen Dienst in den vergangenen Jahren geändert. Inzwischen geht es zum Beispiel nicht mehr nur um Führung durch die Vorgesetzten, sondern um Leadership – also darum, Dinge zu bewegen und Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. In dem Bereich gibt es auch immer mehr Fortbildungsangebote für Führungskräfte. Ich freue mich auf die immer wieder neuen Herausforderungen und schätze die Vielfalt in meinem Arbeitsbereich.