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Amazons Milliardenauftrag für den Elektro-Lieferwagen

Weil Jeff Bezos in der traditionellen Branche nicht genügend Angebote fand, stieg er selbst bei einem Fahrzeughersteller ein. Nun zeigt Amazon wohl zum großen Unmut Daimlers und Co. erste Bilder seines E-Lieferwagens.

Es ist eine Steilvorlage für Daimler: Endlich mal gute Nachrichten für Chef Ola Källenius! Und sogar noch mit grünem Hauch! In diesen Wochen liefern die Stuttgarter die ersten elektrisch angetriebenen Lieferwagen an Amazon aus. Die größte Elektro-Bestellung in der Geschichte von Daimlers Van-Sparte umfasst 1800 Elektrolieferwagen, davon mehr als 1200 eSprinter und etwa 600 eVito-Stadtlieferwagen. Für Amazon-Chef Jeff Bezos ist es „ein weiterer Schritt auf unserem Weg zum Aufbau der nachhaltigsten Transportflotte der Welt.“

Daimler mischt bei Elektro-Pkw zwar nicht vorne mit, bei Elektro-Lieferwagen aber schon. Da sind sie sogar Tesla voraus. Die Stuttgarter bekamen den Zuschlag von Amazon, weil sie liefern können. Doch – und das ist der Wermutstropfen – der Deal gilt nur für Europa und nicht für die USA. Denn der Sprinter, der in seiner Verbrennerversion Kult in den USA ist und Sehnsuchtsobjekt von digitalen Nomaden, gibt es in der Elektroversion nicht in den USA. Offiziell geplant ist er auch nicht. „Wir beobachten die Marktentwicklung jedoch stetig und sind in Austausch mit den dortigen Kunden“, teilt Mercedes-Benz-Sprecher Andreas Leo mit.

Es ist ein Riesenauftrag für Daimler und zugleich eine verpasste Chance. Denn er hätte noch viel massiver sein können. Amazon hatte sich vor zwei Jahren ernsthaft nach Elektro-Lieferfahrzeugen in den USA umgesehen. Ohne Erfolg. Nordamerika hinkt hinterher. Mercedes-Benz Sprinter, Ford Transit und Dodge Ram Lieferfahrzeuge sind in amerikanischen Innenstädten allgegenwärtig. Allerdings allesamt nur als Verbrennerversion. Und das anders als in Europa, wo es mit Nissan, Renault, Peugeot, Fiat und seit neuestem Volkswagens e-Crafter und eben Mercedes viele Optionen gibt. Diese sind allerdings von der Batteriekapazität nur auf kürzere Strecken ausgelegt, der eSprinter schafft bis zu 160 Kilometer.

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Weil Amazon infolgedessen keine geeigneten Elektrotransporter fand, stieg der Online-Gigant beim Elektrofahrzeug-Start-up und Tesla-Konkurrenten Rivian aus Plymouth in Michigan ein. So flossen im Februar 2019 von Amazon und weiteren ungenannten Investoren 700 Millionen Dollar nach Plymouth. Auch als Signal, um der Fahrzeugbranche Druck zu machen. Bezos ist schließlich ein Freund pragmatischer Lösungen und genügend Kapital hat der Konzern sowieso.

Inzwischen hat Amazon gemeinsam mit Investoren wie T.Rowe Price, Black Rock, Fidelity und Soros Fund Management nochmal 3,8 Milliarden Dollar nachgeschossen. Die stiegen auch deshalb ein, weil Bezos sich verpflichtete, bis Ende der Dekade 100.000 Elektrolieferwagen von Rivian abzunehmen. Der Auftrag hat ein Volumen von mindestens vier Milliarden Dollar. Als Großabnehmer erhält Amazon dafür drei maßgeschneiderte Fahrzeugversionen.

In den USA gab es Gerüchte, dass sich die Rivian-Elektrolieferwagen verzögern. Denn Rivian musste wegen Covid-19 die ursprünglich für den Herbst geplanten Trucks R1T und R1S auf das nächste Jahr verschieben. Infolgedessen war in der Branche wegen des Daimler-Europa-Deals sogar schon spekuliert worden, dass die Stuttgarter auch in den USA Amazon beliefern könnten und so Rivian zuvorkommen.

Wahrscheinlich waren die Mutmaßungen über die Verspätungen auch der Grund, warum Amazon gemeinsam mit Rivian nun erstmals Fotos von einer der drei geplanten Fahrzeugversionen zeigt. Allerdings nur vom Design. Über technische Details wie Antriebsstrang und vor allem die Kapazität der Batterie und Ladedauer schweigt sich das Unternehmen weiter aus. Zu sehen ist auf den Bildern ein blauer Lieferwagen, der mit Amazon Logos verziert ist. Nicht nur an der Frontschürze und den Seitenwänden, sondern auch am Lenkrad. In der mit zwei Bildschirmen ausgestatteten Kabine hat der Fahrer dank Kameras eine „360-Grad-Sicht“. Betreut wird er vom konzerneigenen virtuellen Assistenten Alexa, der ihm unter anderen die Route und das Wetter vorliest. Außerdem gibt es genug Raum in der Kabine, um sich zu bewegen, etwas großspurig als „Tanzfläche“ bezeichnet. Die Rückseite ist mit übergroßen Bremsleuchten ausgestattet.

Beim Schreiben der Blog-Mitteilung ist den Verfassern die Leidenschaft etwas durchgegangen. Denn laut Ross Rachey, Direktor von Amazons Globaler Flotte, soll der Wagen nicht nur seinen Fahrern gefallen, sondern auch „die Kunden begeistern, wenn sie ihn durch ihr Viertel fahren sehen und er ihr Haus ansteuert.“

Laut Racey ist es „die Zukunft der Auslieferung auf der letzten Meile.“ Und Rivian CEO RJ Scaringe assistiert: „Das Fahrzeug, das wir für Amazon entwickelt haben, ist nicht einfach nur elektrisch. Wir haben Sicherheit und Funktionalität Priorität eingeräumt, um ein Fahrzeug zu schaffen, das für das Ausliefern von Paketen optimiert ist.“ Die Elektrolieferwagen von Amazon werden in einem Werk in Normal im US-Bundesstaat Illinois gefertigt und sollen ab nächstem Jahr ausgeliefert werden. Schon 2022, so erwartet zumindest Amazon, sollen sie in Nordamerikas Städten mit bis zu 10.000 Exemplaren präsent sein. Bei Amazon ist man derweil dabei, die notwendige Ladeinfrastruktur aufzubauen.

Laut Adam Jonas, Autoanalyst bei Morgan Stanley könnte der Druck von Amazon die beabsichtigte Sogwirkung auf andere Hersteller haben. Auch wegen den verschärften Abgasvorschriften, bei denen Kalifornien vorprescht. Zudem seien Lieferwagen im innerstädtischen Zustellverkehr für Akkus gut geeignet.

Tatsächlich kommen Ford, FiatChrysler und General Motors nun endlich in Fahrt, wollen bis Ende nächsten Jahres oder Anfang 2022 elektrische Lieferwagen offerieren. Sie konkurrieren neben Rivian mit Start-ups wie Bollinger, Chanje und dem britischen Unternehmen Arrival. Auch Tesla soll angeblich an einem Elektro-Lieferwagen arbeiten.

Aber zu weit vorzupreschen, hat auch seine Tücken. Das zeigte jüngst der StreetScooter aus Aachen mit dem Postchef Frank Appel, ähnlich wie Amazon-Gründer Bezos, auf eine Eigenentwicklung baute: Am Ende musste Appel dem Projekt wegen hoher Verluste letztendlich den Stecker ziehen.

Mehr zum Thema: Mehrere Unternehmen bereiten den US-Marktstart von Elektro-Pick-ups vor. Wir stellen die spannendsten Neuheiten vor.