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Allianz baut die Lebensversicherung um – 100-Prozent-Beitragsgarantie bei Neuverträgen wird abgeschafft

Der Marktführer will ab dem kommenden Jahr die Garantien reduzieren. Im Gegenzug will die Allianz mit einer offensiveren Anlagepolitik höhere Erträge erzielen.

Die anhaltende Zinsflaute macht der Lebensversicherungsbranche seit Jahren schwer zu schaffen. Foto: dpa
Die anhaltende Zinsflaute macht der Lebensversicherungsbranche seit Jahren schwer zu schaffen. Foto: dpa

Die Allianz baut ihr Angebot in der Lebensversicherung im kommenden Jahr deutlich um. Das Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen mit Garantiezins wird es dann mit wenigen Ausnahmen nicht mehr geben. Und bei den neuen, meist fondsgebundenen Policen stehen deutliche Änderungen an. Das teilte die Stuttgarter Allianz Lebensversicherung am Dienstag mit.

Anstelle der bisherigen Zusage, dass bei Fälligkeit hundert Prozent der gezahlten Beiträge ausgezahlt werden, sollen für Privatkunden ab dann Produkte mit Garantien von nur noch 90, 80 oder 60 Prozent der gezahlten Beiträge stehen. „In Umfragen haben uns zwei Drittel unserer Kunden gesagt, dass es für sie keine hundertprozentige Garantie mehr sein muss, wenn dafür die Renditechancen steigen“, begründet Volker Priebe, Vorstand bei Allianz Leben, diesen Schritt.

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Die Allianz Leben ist Marktführer in Deutschland und hat mit mehr als zehn Millionen Kunden schon ab dem Jahr 2013 auf die modernen Produkte ohne Garantiezins gesetzt. Seither stieg deren Anteil im Neugeschäft rasant an. Im vergangenen Jahr lag er bei deutschen Privatkunden schon bei über 90 Prozent.

Auch der Großteil der rund 35.000 Kunden, der in den ersten sechs Monaten dieses Jahres eine Lebensversicherung bei der Allianz abgeschlossen hat, entschied sich für ein flexibles Produkt ohne Garantiezins.

Der Grund dafür ist naheliegend. Die klassische Police mit Garantiezins, die wegen der vielen Altverträge in Deutschland noch immer dominiert, gilt in der Branche bereits seit Längerem als Auslaufmodell. Viele Anbieter raten wegen des niedrigen Garantiezinses von 0,9 Prozent zu Produkten ohne Garantiezins, die dafür flexibler in der Anlagestrategie sind und so eine höhere Verzinsung versprechen.

Offensivere Anlagepolitik der Allianz

Der Konzern will die neue Freiheit für eine offensivere Anlagepolitik nutzen, die im Idealfall einen deutlich höheren Ertrag liefern soll, als es das enge Anlagekorsett bisheriger Produkte zulässt. So soll bei einem Garantieniveau von 80 Prozent der Anteil chancenorientierter Anlagen bei rund zwei Dritteln liegen. Dazu zählen Aktien, Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien.

Auf der Gegenseite soll das starke Sicherungsvermögen des Konzerns stabilisierend bei Marktschwankungen wirken, verspricht der Konzern.

Bisher schon zahlten die meisten Versicherer den Kunden für die modernen Produkte mehr Zinsen als für die klassischen Police. Für das laufende Jahr bietet die Allianz beispielsweise bei klassischen Produkten eine Gesamtverzinsung von 3,1 Prozent. Sie setzt sich aus dem Garantiezins, der Überschussbeteiligung, der laufenden Verzinsung, Anteilen an Bewertungsreserven und dem Schlussgewinn zusammen, wenn die Kunden bis zum Vertragsende durchhalten.

Für die neuen Produkte ohne Garantien bietet die Allianz in diesem Jahr 0,3 Prozentpunkte mehr als in der Klassik bei einer Gesamtverzinsung von 3,4 Prozent. Ähnlich ist die Situation bei den rund 80 Wettbewerbern am deutschen Lebensversicherungsmarkt.

Dass der Markt für Lebensversicherungen stark in Bewegung ist, zeigt sich seit Jahren. Das anhaltend niedrige Zinsniveau setzt den Anbietern massiv zu. „Null- und Niedrigzinsen sind am Markt wie einbetoniert, Corona hat diesen Trend noch verstärkt“, beobachtet Volker Priebe. Auch deswegen diskutiert die Branche seit geraumer Zeit mit der Politik über eine weitere Senkung des Garantiezinses.

Allerdings hatte die Bundesregierung die von der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) vorgeschlagene Reduzierung auf 0,5 Prozent wegen der Coronakrise vorerst vertagt. Käme ein solcher Schritt, wären klassische Garantieprodukte in der Lebensversicherung bei Kunden noch weniger gefragt als bisher schon. Die Branche steht unter Zugzwang.

Bei der Allianz will man deswegen ab dem kommenden Jahr nur noch dort ein Garantieniveau von hundert Prozent bieten, wo es gesetzlich erforderlich ist. Das ist beispielsweise bei Riester-Renten oder Teilen der betrieblichen Altersvorsorge der Fall. Dort setzt die Allianz künftig auf Direktversicherungen und Pensionsfonds. Das Geschäft ihrer Pensionskasse wird sie ab dem Jahr 2022 dagegen einstellen. Die zuletzt schon geringe Nachfrage soll der Grund sein.

Auch das langsame Aus der klassischen Lebensversicherung mit Garantiezins ist absehbar. Sie soll es ab dem kommenden Jahr nur noch in wenigen Spezialsegmenten geben. Ein Beispiel ist die Rentenphase, in der eine lebenslange Rente im Alter bezahlt wird.