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Die Krise trifft Airbus und Boeing hart – dennoch verzichten sie auf Staatshilfe

Der US-Konzern baut 16.000 Stellen ab. Sein europäischer Rivale setzt auf Kurzarbeit. Die Krise wollen die Konzerne aus eigener Kraft bewältigen.

23.03.2020, USA, Renton: Arbeiter verlassen die Boeing-Flugzeug-Herstellungsanlage. Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing fährt seine ohnehin schon stark gedrosselte Produktion aufgrund der Coronavirus-Krise noch weiter herunter. Das Unternehmen teilte am Montag mit, seine Werke in der Region Puget Sound im Bundesstaat Washington für mindestens zwei Wochen zu schließen. Foto: Elaine Thompson/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa

Der leere Himmel in Zeiten der Coronakrise macht sich auch in den Bilanzen der Flugzeughersteller bemerkbar. Sowohl der europäische Hersteller Airbus als auch der US-Konkurrent Boeing schreiben dreistellige Millionenverluste. Boeing entlässt zehn Prozent der Mitarbeiter. Airbus setzt auf Kurzarbeit. Auf Staatshilfen wollen bisher beide verzichten.

Mit der Corona-Pandemie lassen die Airlines die meisten Flugzeuge am Boden und bestellen kaum noch neue. Das trifft Airbus und Boeing hart, und die Verteidigungssparte wird damit umso wichtiger.

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Doch während der Einbruch für Airbus der erste nach einer langen Erfolgsphase ist, trifft er Boeing in einer Zeit, in der das US-Unternehmen schon wegen seiner hausgemachten Probleme mit der Max-737 strauchelt.

Das erste Quartal hat Boeing unterm Strich mit einem Verlust von 641 Millionen Dollar (591 Millionen Euro) beendet. Vor einem Jahr stand dort noch ein Gewinn von mehr als zwei Milliarden Dollar.

Der Umsatz der Amerikaner sank um mehr als ein Viertel auf 16,9 Milliarden Dollar. In der zivilen Luftfahrtsparte halbierte sich der Umsatz sogar auf nur noch 6,2 Milliarden Dollar. Damit sind die zivile Luftfahrt- und die Rüstungssparte nun fast gleich groß.

Boeing hatte bereits das vergangene Jahr mit einem Verlust von 636 Millionen Dollar abgeschlossen. Es war der erste Verlust seit mehr als 20 Jahren und kam nach einem Rekordgewinn im Jahr zuvor.

Nach den zwei Abstürzen von 737-Max-Maschinen in Indonesien und Äthiopien hat der Konzern die Probleme noch immer nicht beheben können. Seit Januar ruht die 737-Max-Produktion.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter kündigte der neue Boeing-Chef Dave Calhoun am Mittwoch an, dass er zehn Prozent der weltweit 160.000 Mitarbeiter entlassen will. Beim Bau von Zivilflugzeugen und bei der Wartung sollen es sogar mehr als 15 Prozent sein. Die Arbeitsplätze sollten durch Fluktuation, freiwillige Abschiede und wenn nötig auch Kündigungen wegfallen.

Es werde Jahre dauern, „ehe der Luftverkehr wieder auf das Volumen zurückkommt, das wir noch vor wenigen Monaten sahen“, schreibt Calhoun in seinem Brief. Deshalb schraubt der Vorstandsvorsitzende auch die Produktionspläne für die verschiedenen Modelle nach unten.

Unbeliebte Staatshilfen

Zu Staatshilfen nahm Boeing-Chef Calhoun keine klare Position ein. Boeing prüfe potenzielle Optionen der Staatsfinanzierung ebenso wie andere Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten, ohne sich festzulegen.

Ursprünglich hatte Boeing selbst 60 Milliarden Dollar Hilfen für die Luftfahrtindustrie gefordert. Doch als klar wurde, dass die mit Bedingungen einhergehen würden, war das Interesse auf einmal nicht mehr so groß.

Unter anderem dürfte Boeing für mehrere Jahre keine Aktien zurückkaufen. Das passt dem Konzern gar nicht, der in der Vergangenheit Milliarden in Aktienrückkäufe gesteckt hat. Sogar ein Einstieg des Staates war im Gespräch.

Eine ähnliche Haltung gegenüber Staatshilfen legt auch Airbus an den Tag. In einem Brief an die Belegschaft hatte der Airbus-Chef Guillaume Faury Ende letzter Woche gewarnt, die Existenz des Unternehmens stehe auf dem Spiel.

Im Juni, nach Gesprächen mit den Mitarbeitern, werde der Konzern über mittelfristige Kostensenkungen berichten. Ein Abbau von Arbeitsplätzen ist offenbar nicht ausgeschlossen. Staatshilfen lehnt der deutsch-französische Konzern aber ab.

Airbus hat im ersten Quartal einen Verlust von 481 Millionen Euro erlitten. Der Cashflow war mit acht Milliarden Euro negativ. Darin ist laut Airbus-Finanzchef Dominik Asam eine Strafzahlung von 3,6 Milliarden Euro wegen eines abgeschlossenen Korruptionsverfahrens enthalten. 4,4 Milliarden Euro sei die Größenordnung des negativen Cashflows, die im ersten Quartal üblich sei.

„Wir werden im Juni eine weitere Verschlechterung sehen, wollen im Dezember aber wieder neutral sein“, sagte Asam. Falls Airbus alles schaffe, was man sich vorgenommen habe, werde man ohne direkte staatliche Hilfen auskommen. Das gelte aber nicht für die gesamte Branche.

Verhandeln über jedes einzelne Flugzeug

Sehr viele Airlines versuchten derzeit, die Auslieferungen von Flugzeugen zu verzögern. „Wir reden über jedes einzelne Flugzeug mit jedem einzelnen Kunden“, erläuterte Faury in einer Telefonkonferenz. Stornierte Bestellungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie habe es nicht gegeben.

Die Zahl von Stornierungen habe 66 Maschinen betragen – weniger als im vergangenen Jahr. Netto habe Airbus in den ersten drei Monaten 290 Aufträge für Zivilflugzeuge erhalten. 122 Maschinen wurden ausgeliefert, 40 weniger als im Jahr zuvor.

Die Lieferungen in den kommenden Monaten seien derzeit noch nicht absehbar, erklärte Faury. Die Airlines könnten sich in vielen Fällen noch nicht festlegen, da sie ums Überleben kämpften oder mit den Regierungen über finanzielle Hilfe verhandelten. Faury: „Wir können nicht sagen, wo wir Ende 2020 landen werden.“

Die Verteidigungssparte laufe gut, die Aufträge hätten sich um 1,7 Milliarden Euro erhöht. Der Verlust enthält eine Abschreibung von 136 Millionen Euro auf einen Kredit für den Satellitenpartner One Web, der Ende März Gläubigerschutz beantragt hatte, weil er keine zusätzliche Finanzierung seines wichtigsten Kapitalgebers Softbank erhalten konnte.

Derzeit bleibt Airbus bei der vor drei Wochen angekündigten Verringerung der Produktion von Zivilflugzeugen von rund 30 Prozent. Erst im Juni werde das Unternehmen wohl Klarheit über weitere nötige Schritte über die derzeit begonnene Kurzarbeit hinaus haben, sagte Faury.

In Großbritannien sind derzeit rund 3200 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen, in Frankreich sind es 3000 Mitarbeiter. Auch in Deutschland sollen es mehrere Tausend sein, die Gespräche laufen aber noch. In Frankreich werde die Zahl sich deutlich erhöhen, eine Größenordnung von 7000 stehe im Raum, sagte der CEO.

Priorität habe der Schutz der Liquidität, erklärte Faury. Investitionen in die Verringerung der CO2-Emissionen seien ebenso wichtig, aber derzeit nicht so dringlich. Deshalb habe Airbus Projekte wie die Entwicklung des elektrischen Antriebs E-Fan X mit Rolls-Royce vorübergehend gestoppt. Nach der Coronakrise wolle man wieder verstärkt in die Bekämpfung des Klimawandels einsteigen.