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Air India geht das Geld aus

Für die indische Regierung wäre es die Lösung eines schwierigen Problems gewesen: Eine ausländische Airline kauft die Mehrheit an der staatlichen Fluggesellschaft Air India samt Schulden und saniert das Unternehmen. Doch der auf dem Papier gut aussehende Plan ist endgültig gescheitert. Weil sich kein Käufer gefunden hat, geht Air India das Geld aus.

Die Regierung hofft nun auf Banken. Noch bis zum Mittwoch können diese Gebote abgeben für Kredite über umgerechnet zunächst 125 Millionen Euro. Die braucht die Fluggesellschaft dringend. Die Mai-Gehälter der rund 27.000 Beschäftigten konnten bis jetzt noch nicht ausgezahlt werden. Schon die Lohnzahlungen für März und April hatten sich verzögert.

Im März hatte die indische Regierung 76 Prozent der Aktien der Airline-Gruppe zum Verkauf gestellt. Die geplante Privatisierung hatte in der Branche zunächst große Aufmerksamkeit erzeugt. Rasch meldete etwa die indische Billig-Airline „IndiGo“ Interesse an. Auch Singapore Airlines wurde nachgesagt, ein Auge auf die Airline zu werfen, ebenso einer Gruppe aus Delta, Air France-KLM und Jet Airways.

Tatsächlich hat Air India einiges zu bieten. Die bereits 1932 zunächst als Tata Airlines gestartete Fluggesellschaft besitzt zum Beispiel attraktive Verkehrsrechte auch jenseits des Heimatmarktes. In London oder New York hat Air India Start- und Landefenster (Slots) zu Top-Zeiten.

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Mehr noch: Die Airline darf von hier sogar Ziele auch in Ländern außerhalb Indiens ansteuern, in Fachkreisen „Fünfte Freiheit“ genannt. Üblich ist es, dass ausländische Gesellschaften aus der Ferne lediglich Flüge in die eigene Heimat anbieten dürfen.

Auch die Flotte gilt als modern, Air India fliegt mit dem Dreamliner von Boeing. Der Service gilt als gut, Air India ist über die Mitgliedschaft in der Star Alliance Partner etwa von Lufthansa. Noch dazu zählt Indien zu den Wachstumsmärkten. So soll der Luftverkehr dort in den kommenden 20 Jahren im Schnitt um über acht Prozent pro Jahr wachsen – sagen jedenfalls die Airbus-Prognosen.

Regierung legt Interessenten Steine in den Weg

Dennoch überrascht das fehlende Kaufinteresse nicht. Denn die indische Regierung hat in der Verkaufsanzeige einige bittere Kröten versteckt, die ein Käufer zu schlucken hätte. Dazu zählt etwa die Übernahme von zwei Dritteln der Schulden, umgerechnet rund sechs Milliarden US-Dollar, aber auch die Verpflichtung, alle 27.000 Mitarbeiter für mindestens ein Jahr lang zu den bestehenden Konditionen zu übernehmen.

Damit legt die Regierung möglichen Interessenten mächtige Steine bei der Sanierung in den Weg. Eine umfassende Restrukturierung ist aber dringend notwendig. Wie viele staatliche Airlines – erinnert sei hier etwa an die insolvente Alitalia – leidet Air India unter zu hohen Kosten.

Über Jahre stand die Airline unter dem Schutz der Regierung, eine Modernisierung der Strukturen wurde deshalb verschleppt. Gleichzeitig steht das Unternehmen auch strategisch unter Beschuss. In London etwa macht der Billigflieger Norwegian den Indern den Markt in Richtung USA streitig.

Und noch etwas dürfte potenzielle Bieter abschrecken. Der indische Luftverkehrsmarkt gilt als recht abgeschottet und ausgesprochen schwierig. Über Jahre hat die Regierung versucht, den Wettbewerb hier möglichst gering zu halten. Hinzu kommt eine äußerst komplexe Bürokratie.

Der Einstieg bei Air India wäre zwar die Möglichkeit, einen Fuß in diesen schwierigen Markt zu bekommen. Doch der Preis, der dafür gezahlt werden muss, ist vielen Airline-Managern offensichtlich zu hoch.

„Wir glauben nicht, dass wir die Kapazität haben, den gesamten Flugbetrieb von Air India zu übernehmen und zu einer Erfolgsgeschichte zu machen“, begründete Aditya Gosh, der Präsident von „IndiGo“, jüngst seine Absage an ein Engagement beim Rivalen.

Die Fehlschläge der Golf-Airline Etihad mit den Beteiligungen an Air Berlin und Alitalia haben wahrscheinlich jedem Manager der Branche vor Augen geführt, wie schnell und heftig man sich bei Zukäufen die Finger verbrennen kann.