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Adel Al-Saleh – der Aufräumer bei T-Systems

Sie lachen. Ihr Chef hat vor nicht einmal fünf Minuten den Abbau von zehntausend Stellen verkündet – und sie lachen. Dabei werden viele der anwesenden T-Systems-Mitarbeiter selbst davon betroffen sein: Bis Ende dieses Jahres sollen allein in Deutschland rund 2 000 Stellen gestrichen werden. 2019 dann noch einmal so viele und 2020 noch einmal. Am Ende werden es 6 000 sein.

Das ist rund ein Drittel der deutschen Belegschaft. Gleichzeitig hat der T-Systems-Chef Adel Al-Saleh während der Mitarbeiterversammlung vor ein paar Tagen in der Bonner Telekom-Konzernzentrale auch erklärt, dass in Wachstumsbereichen das Personal aufgestockt werden soll – allerdings bei Weitem nicht im gleichen Umfang. Es sind keine guten Neuigkeiten, die Al-Saleh da mitgebracht hatte.

Und doch lachen die Mitarbeiter an diesem Tag über seine Witze, klatschen am Ende der Ausführungen des Amerikaners. Protest, Aufregung, Unruhe? Bleibt aus.

Al-Saleh ist ein guter Redner. Er spricht ruhig und deutlich. Macht an den richtigen Stellen Pausen, er lächelt, aber nicht übertrieben, ist humorvoll, ohne ulkig zu sein. Das hat ihm niemand beigebracht, das kam mit der Erfahrung. 19 Jahre lang hat Al-Saleh, Jahrgang 1963, beim IT-Konzern IBM gearbeitet. Dort sammelte der Elektrotechniker und Betriebswirt viel Erfahrung im Vertrieb.

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2007 wechselte der Manager zu dem auf Gesundheitsfirmen spezialisierten IT-Anbieter IMS Health. Vier Jahre danach nahm er den Chefposten bei der Northgate Information Solutions (NIS) Gruppe an. Seine Aufgabe: aufräumen. Al-Saleh verschlankte das Portfolio, gab eine neue Strategie aus, trimmte das Unternehmen auf Effizienz. Kurz: Er tat genau das, was er jetzt auch bei T-Systems tun soll. Doch Al-Saleh geht es nicht nur ums Portfolio, er will die Unternehmenskultur ändern.

Im Januar 2018 in Bonn angekommen, hat der Familienvater schnell klargemacht, worum es ihm geht: Seinen Führungskräften schenkte er bei einem Meeting das Buch „Leadership and Self-Deception“ – „Führung und Selbsttäuschung“. Es erzählt im Wesentlichen die Geschichte eines Managers, der lernt, warum es wichtig ist, nicht nur seine eigenen Ziele im Blick zu haben, sondern sich auch um die Bedürfnisse der anderen zu kümmern.

Der Grundgedanke des Buches ist jedoch kein rein altruistischer: Es geht darum, dass zu viel Egoismus dem Erfolg des Unternehmens schadet.

Am vergangenen Donnerstag in Bonn zeigte Al-Saleh sogar Verständnis dafür, dass sich bei T-Systems in den vergangenen Jahren viel um Interna gedreht hatte, weil der Anteil von Führungskräften zu hoch ist: „Manager wollen managen“, sagt er. Klare Ansage, klare Lösung: Viele von ihren Stellen werden zuerst gestrichen.

Doch seine Strategie stößt auch auf Widerstand. Die Gewerkschaft Verdi hat den Stellenabbau scharf kritisiert. In einer Videobotschaft an die Mitarbeiter erklärt Konzernbetriebsratschef Josef Bednarski zudem, er habe seit Längerem reklamiert, dass Veränderungsbedarf bei T-Systems absolut erforderlich sei. Allerdings: „Das, was das Management jetzt vorhat, heißt meines Erachtens eine Zerschlagung der T-Systems in elf Bereiche.“

Er fordert, die Telekom-Tochter müsse stabil und innovativ gestaltet werden und ein „fester, integrativer Bestandteil“ des Konzerns sein.

Tausende Mitarbeiter haben sich dieses Video im Intranet der Telekom angesehen. Wie sie nun, nachdem die Ankündigung des Stellenabbaus sacken konnte, damit umgehen, wird sich zeigen. Doch scheint es, als habe Al-Saleh mit seinem Willen, die verkrusteten Strukturen zu durchbrechen, einen Nerv getroffen. Viele mögen seine unbürokratische Art. Doch es wird auf die Umsetzung ankommen.