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Abhöraffäre um Geheimsitzungen im Streit mit Zulieferer Prevent erschüttert VW

Interne Sitzungen des Wolfsburger Automobilkonzerns sollen mitgeschnitten worden sein. Die Protokolle haben es in sich – VW untersucht nun den Fall. Man sei „schockiert“.

Interne Gespräche des Unternehmens wurden offenbar mitgeschnitten. Wer das getan hat, wo und in welchem Umfang, das muss nun eine Untersuchung klären. Foto: dpa
Interne Gespräche des Unternehmens wurden offenbar mitgeschnitten. Wer das getan hat, wo und in welchem Umfang, das muss nun eine Untersuchung klären. Foto: dpa

Vertrauliche Sitzungen einer Sonderprojektgruppe des Volkswagen-Konzerns wurden offensichtlich über einen längeren Zeitraum systematisch abgehört und mitgeschnitten. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“. In den Runden ging es demnach vor allem um Strategien von VW in der Auseinandersetzung mit seinem Zulieferer Prevent. VW kündigte gegenüber dem Handelsblatt eine Untersuchung des Falls an.

Es soll fast 50 Stunden des brisanten Tonmaterials geben, das demnach aufzeigt, wie VW sich in dem Streit mit dem Zulieferer am Rande der Legalität oder womöglich auch darüber hinaus bewegt haben soll. Wer die Gespräche mitgeschnitten hat, ist unterdessen nicht bekannt.

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Ein Volkswagen-Sprecher sagte: „Wenn interne und vertrauliche Sitzungen illegal dokumentiert werden und solche Informationen unberechtigt an die Öffentlichkeit gelangen, schockiert uns das zutiefst. Der Fall wird selbstverständlich untersucht.“ Prevent gab auf Nachfrage an, solche Aufnahmen nicht zu kennen und auch keinerlei Informationen über deren Entstehen zu haben.

2017 war ein Streit zwischen VW und Prevent – einem der wichtigsten Zulieferer des Autobauers – eskaliert. Prevent hatte VW vorgeworfen, seine Monopolstellung auszunutzen, um die Preise zu senken und Druck auf Lieferanten auszuüben. Zwei Prevent-Töchter stoppten daraufhin die Lieferung von Getriebeteilen und Sitzbezügen und legten dadurch Teile der Produktion bei VW über Tage lahm.

VW lotete seinerzeit intern Strategien aus, sich von Prevent zu trennen oder zumindest die Handlungsoptionen des von der Investorenfamilie Hastor konzertierten Zulieferers einzuschränken. Man habe sich seinerzeit in einer beispiellosen Situation befunden, „in der die Produktion von Volkswagen und anderer Konzernmarken gefährdet war“, so der VW-Sprecher.

Vorwurf der Absprache mit anderen Autobauern

Das damalige VW-interne Projektteam habe die Aufgabe gehabt, weiteren Schaden vom Unternehmen, von seinen Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten abzuwenden, sagte der Sprecher. „Es wurde offen über alle möglichen Lösungsansätze diskutiert, viele aber wurden auch verworfen.“ Es sei aber kein Entscheidungsgremium eingebunden gewesen.

Gleichwohl sollen die nun kolportierten Inhalte der Sitzungen tiefe Einblicke in das Vorgehen von Volkswagen geben. So soll sich VW mit den Konkurrenten Daimler und BMW abgestimmt haben; die Unternehmen sollen überlegt haben, sich gemeinsam beim bayerischen Zulieferer Grammer einzukaufen, um dessen Übernahme durch Prevent zu verhindern. VW, damals selbst einer der großen Kunden von Grammer, hält dagegen, es habe keine abgestimmte Handlung mit anderen Autoherstellern gegeben.

Am Ende stieg das chinesische Unternehmen Ningbo Jifeng bei Grammer ein. Schon früh vermutete Prevent, dass VW möglicherweise seine Hände bei diesem Engagement mit im Spiel gehabt haben könnte. 2018 wendete sich der Zulieferer deshalb an die Bundesfinanzaufsicht Bafin.

Die Annahme, dass hinter dem Übernahmeangebot an Grammer die chinesische Ningbo und deren herrschende Gesellschafter stünden, sei „mit großer Wahrscheinlichkeit falsch oder zumindest unvollständig oder irreführend, heißt es in dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt.

Ningbo sei von den tatsächlich handelnden und wirtschaftlich interessierten Personen nur vorgeschoben, um im Dunkeln bleiben zu können, hieß es weiter. Man bitte die Bafin daher darum, dafür Sorge zu tragen, dass alle tatsächlich Personen benannt würden.

Doch die Hinweise von Prevent versandeten, der Zulieferer konnte die Vorwürfe nicht nachweisen. Durch die Mitschnitte dürften diese nun aber wieder neue Nahrung erhalten.

2018 hatte Volkswagen seine Verträge mit Prevent dann gekündigt, beide Parteien streiten bis heute in verschiedenen Fragen vor Gericht. Aus Sicht von VW sprechen die bislang vorliegenden Urteile eine klare Sprache.

Ein Gericht habe etwa klar formuliert, dass ein Prevent-Unternehmen „mit den Mitteln der Erpressung“ agiert habe, andere Gerichte haben angesichts des Verhaltens von Prevent einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zugunsten der Volkswagen AG eingefroren, so ein VW-Sprecher. Prevent dagegen warf VW „kriminelles Verhalten“ in der Vergangenheit und ein rücksichtsloses Einsetzen seiner extremen Marktmacht vor.