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30.000 Menschen bewerben sich jedes Jahr bei ihm: 4 Recruiting-Tipps vom 1Komma5°-CPO

Der CPO von 1Komma5°, Carsten Buchberger, verantwortet ein enormes Personalwachstum. - Copyright: 1Komma5° / Collage: Dominik Schmitt für Gründerszene
Der CPO von 1Komma5°, Carsten Buchberger, verantwortet ein enormes Personalwachstum. - Copyright: 1Komma5° / Collage: Dominik Schmitt für Gründerszene

Der „War for Talents“ ist im vollen Gange. Und das Solar-Startup 1Komma5° will ihn für sich entscheiden. Wie? Das haben wir den CPO des Milliarden-Startups gefragt.

30.000 Bewerbungen liegen jährlich auf dem Schreibtisch von Carsten Buchberger, Chief People Officer von 1Komma5°. Zahlen, die in Zeiten des Fachkräftemangels utopisch wirken: Einer Erhebung des Bundesverbands Deutsche Startups zufolge glaubt die Hälfte der deutschen Startups, dass der Mitarbeitermangel ihr Wachstum bremst.

Was macht 1Komma5° besser?

Seine ersten Startup-Erfahrungen machte CPO Buchberger in den Nullerjahren; wenig später gründete er selbst eine HR-Beratung, die rund 250 kleine und große Klienten betreute. Dann kam Tesla. Buchberger wurde „Senior Recruiter“, baute den Deutschland-Standort mit auf und lernte den damaligen Tesla-Deutschlandchef Philipp Schröder kennen. Schröder ist heute Buchbergers CEO bei einem der wohl prominentesten deutschen Startups: 1Komma5°.

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Das Klima-Tech aus Hamburg ist kaum drei Jahre alt und schon über eine Milliarde Dollar wert. Dazu legt das Unicorn ein rasantes Wachstum an den Tag; in puncto Mitarbeiter heißt das: von null auf 2200 in zweieinhalb Jahren.

Wie das geht, zeigen fünf Recruiting-Tipps, die nicht nur für Einhörner gelten.

Über weitere Themen aus der Welt des People- und HR-Management sprechen wir mit Carsten Buchberger live auf unserem CHRO-Dinner am 6. Juni in Berlin: Bewerbt euch hier. Das Event wird unterstützt von unserem Partner HiBob.

Perfekt orchestriert: Eine Infoveranstaltung bei 1Komma5°. - Copyright: 1Komma5°
Perfekt orchestriert: Eine Infoveranstaltung bei 1Komma5°. - Copyright: 1Komma5°

1. Hab eine Mission – und sprich darüber

Die Mission von 1Komma5° steckt schon im Namen. Das Unternehmen will das Ziel des Weltklimarats, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, umsetzen. Dazu installiert das Startup Wärmepumpen, Solaranlagen und Stromspeicher in Privathaushalten – nachdem es Handwerks-Betriebe in ganz Europa aufgekauft und modernisiert hat.

Das Prinzip und die klare Message funktionieren nicht nur bei Investoren, die 1Komma5° mit inzwischen rund 700 Millionen Euro Kapital ausgestattet haben, sondern auch bei Bewerbern.

1Komma5° ist „ein Unternehmen, das aus dem Purpose heraus wächst“, sagt CPO Buchberger. Das gelte vor allem personell. Menschen würden sich mit ihrem Job identifizieren wollen. „Dein Job ist die eine Sache, über die du ständig reden wirst: mit Freunden, deiner Familie, sogar mit Fremden“, sagt der Personaler. Er merke selbst, wie positiv die Reaktionen auf den Namen 1Komma5° ausfielen.

1Komma5°-CEO Philipp Schröder ist das Aushängeschild der Company. - Copyright: Christoph Neumann/1Komma5°
1Komma5°-CEO Philipp Schröder ist das Aushängeschild der Company. - Copyright: Christoph Neumann/1Komma5°

Das Solar-Startup verfolgt seine Mission durchaus nicht hinter geschlossenen Türen. 1Komma5° räumt Preise ab, CEO Philipp Schröder bespielt große Bühnen bei massenwirksamen Events wie dem OMR Festival. Im gleichnamigen Podcast mit Philipp Westermeyer war der CEO seit 2022 gleich zweimal zu hören. Sehr häufig bezögen sich Job-Interessenten auf diese Podcastfolgen, verrät CPO Buchberger.

„Wir kommunizieren offen, was wir machen – unabhängig vom Recruiting-Prozess“, betont der CPO. Er betreibe nahezu kein Employer Branding. Nur so wirke 1Komma5° authentisch. Will heißen: Versucht in puncto Purpose nicht zu schummeln, gerade hoch qualifizierte Bewerber merken das.

Die erste OMR-Podcast-Folge mit Philipp Schröder wirbt mit dem "Tesla-Prinzip", in der folgenden ist davon die Rede, der CEO baue ein "Apple des Energiemarkts" auf. Es ist wohl nicht nur die nachhaltige Mission von 1Komma5°, die die 30.000 Bewerber anzieht. Es sind auch die großen Namen, die sechsstelligen Summen, der Einhornstatus. Die Kombination scheint unschlagbar.

2. Betreibe Erwartungsmanagement – von Beginn an

CPO Buchberger erklärt: Man dürfe bei allem Purpose nie vergessen, „dass wir uns in einem Marktumfeld bewegen, wirtschaften müssen“. Ein Interessent müsse immer beides mitbringen: für die Mission brennen – und wissen, worauf er sich einlasse. „Das ist viel Arbeit hier“, sagt Buchberger. Immer wieder spricht von der „Extra Mile“, die zu leisten für jeden seiner Mitarbeiter selbstverständlich sei.

Alma Mater: 1Komma5°-CPO Buchberger ist Alumni der HGS, der Hochschule St. Gallen. - Copyright: Chris Mansfield
Alma Mater: 1Komma5°-CPO Buchberger ist Alumni der HGS, der Hochschule St. Gallen. - Copyright: Chris Mansfield

Er kommuniziere das in jedem Vorstellungsgespräch, um Missmatches zu vermeiden, sagt Buchberger. „Ich lasse mich gerne auf den Purpose-Talk ein, das ist dann immer sehr positiv. Dann sage ich aber: Hypergrowth funktioniert nicht in normalen Regeln und Bahnen. Ist dir das bewusst?“

Wo ein Missmatch entstanden ist, lässt 1Komma5° Menschen auch wieder gehen – und das möglichst schnell. „Meistens ist das beiderseitig, wenn wir merken: Es passt nicht“, betont Buchberger, „dann hilft nur offene Kommunikation“. Eine lange Einarbeitungszeit gibt es nicht. Er erwartet, dass Neuankömmlinge von Anfang an „mitziehen“.

Letztlich kann beides – Purpose und Wirtschaftlichkeit – miteinander Hand in Hand gehen: Studien belegen schon länger, dass Menschen, die sich mit ihrem Job identifizieren, sich stärker engagieren, mehr Überstunden machen und seltener das Unternehmen wechseln.

3. Mach deine Mitarbeiter zu Recruitern

Buchberger weiß, auf welchem Weg er die vielversprechendsten Bewerber erhält. Es sind seine eigenen Kollegen – denn am liebsten hätte der CPO „2.200 Recruiter“. Eben so viele, wie 1Komma5° Mitarbeiter hat.

CEO Philipp Schröder begrüßt im Februar Mitarbeiterin 2000 bei 1Komma5°: Ellen Schwartau wird Senior Software Engineer. - Copyright: 1Komma5°
CEO Philipp Schröder begrüßt im Februar Mitarbeiterin 2000 bei 1Komma5°: Ellen Schwartau wird Senior Software Engineer. - Copyright: 1Komma5°

Buchberger bestärkt, Empfehlungen aus dem eigenen Team seien „ganz klar der beste Kanal“ – in jedem Department und auf jeder Hierarchiestufe. Das Prinzip ist simpel: „Mitarbeiter, die sich für 1Komma5° engagieren, mit 1Komma5° identifizieren, sprechen darüber auch in ihrer Freizeit – mit wieder anderen Menschen, die auch so arbeiten möchten.“

Eine Empfehlung sei nicht immer eine Erfolgsgarantie und alle Kandidaten durchliefen denselben, gründlichen Bewerbungsprozess, sagt Buchberger. Er sehe jedoch eine besonders hohe Erfolgsquote. Denn: diese Interessenten haben durch ihre Bekannten oft schon ein gewisses Verständnis für die Ziele und die Kultur des Startups. Das erleichtere den Integrationsprozess erheblich.

Der CPO incentiviert Mitarbeiter-Empfehlungen im Rahmen eines Referal-Programmes mit Boni: 'Rockstars Wanted' heißt das Programm. „So investieren wir nebenbei in unsere eigenen Leute, anstatt in Werbekampagnen“, ergänzt Buchberger.

Er empfiehlt: Gerade für kleinere Startups mit begrenzten Mitteln für Rekrutierung-Kampagnen, seien solche Programme sinnvoll. Ein Schlüssel, damit die Strategie aufgeht: Mitarbeiter eures Startups sollten ernsthaft von euch begeistert sein.

4. Finde deine Zielgruppe da, wo sie ist – und biete ihnen eine Herausforderung an

Buchberger ist ohnehin kein Fan großer Kampagnen, sagt er. Er empfiehlt stattdessen, sich in seiner jeweiligen Nische zu positionieren, dort Sichtbarkeit zu schaffen und Fachwissen zu demonstrieren. Das locke Talente an, Software Engineers, die sich mit relevanten Problemen auseinandersetzen wollten, die Herausforderung suchten (Buchberger: „Niemand will als 'coding monkey' gehired werden“).

Niemand wolle als "coding monkey" engagiert werden, sagt der Chef-Personaler. - Copyright: John M Lund Photography Inc via Getty Images
Niemand wolle als "coding monkey" engagiert werden, sagt der Chef-Personaler. - Copyright: John M Lund Photography Inc via Getty Images

Meetups und Fachveranstaltungen können nicht nur die eigene Präsenz in der Branche stärken – sondern auch eine Plattform sein, um Talente direkt anzusprechen. „Da lohnt sich auch zu schauen: Wer ist auf meinem Branchen-Event Speaker?“, rät Buchberger.

Das enorme personelle Wachstum von 1Komma5° rührt auch daher, dass Buchberger nicht nur Techies für die hauseigene Softwaresparte rekrutiert. Sondern eben auch Handwerker, deren Elektriker-Betrieben an 1Komma5° angeschlossen werden. Das heißt auch, dass der CPO sehr verschiedene potenzielle Talente ansprechen muss – jeweils zielgruppengerecht. „Die Handwerker, die finde ich nicht auf Linkedin“, grinst Buchberger. Dafür reise er in die jeweilige Region, arbeite mit Berufsschulen zusammen, mit den Handelskammern, besucht lokale Baumessen.

Plattformen wie Linkedin spielten aber „natürlich“ eine zentrale Rolle, sagt Buchberger: Hier lässt sich die alles entscheidende Sichtbarkeit generieren. Startups sollten auf den entsprechenden Kanälen „mitspielen, kommentieren“, all das wieder in ihrer jeweiligen Nische, lieber zugespitzt, als breit gestreut.

Wieder rät Buchberger, auch auf Linkedin nicht alles auf Recruiting zu drehen. Es komme darauf an, zu zeigen, was eine Firma schaffe – wer dann Lust bekomme, mitzuwirken, sei viel eher ein relevanter Bewerber, als jemand, der durch eine PR-Kampagne überzeugt werden müsse.