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Ärzte und Kliniken meldeten Kurzarbeit für mehr als 400.000 Beschäftigte an

Die Grünen fordern eine Evaluation des Schutzschirms für das Gesundheitswesen. Denn Ärzte schicken ihre Mitarbeiter reihenweise in Kurzarbeit.

Die Zahl der von Ärzten abgerechneten Fälle mit persönlichem Patientenkontakt ist Corona-bedingt stark gesunken. Foto: dpa
Die Zahl der von Ärzten abgerechneten Fälle mit persönlichem Patientenkontakt ist Corona-bedingt stark gesunken. Foto: dpa

Die Konzentration auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie hat zu Beschäftigungsmangel in anderen Bereichen der ärztlichen Versorgung geführt. In den Monaten März bis Mai haben deshalb bundesweit gut 1200 Krankenhäuser und knapp 48.300 Arzt- oder Zahnarztpraxen Kurzarbeit für insgesamt rund 410.000 Beschäftigte angemeldet.

Dies geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage der Grünen-Obfrau im Gesundheitsausschuss des Bundestags, Kirsten Kappert-Gonther, hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.

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Mit steigenden Corona-Fallzahlen hatte die Bundesregierung entschieden, zunächst alle Kräfte auf die Behandlung der Infizierten und die Bekämpfung der Pandemie zu richten. Das Ende März in Kraft getretene Krankenhausentlastungsgesetz sieht unter anderem Prämien für Kliniken vor, die Betten für Corona-Patienten freihalten oder zusätzliche Intensivkapazitäten schaffen.

Niedergelassene Ärzte können Ausgleichszahlungen erhalten, wenn ihr Umsatz stark einbricht, weil Patienten aus Angst vor Ansteckung der Praxis fernbleiben oder geplante Arztbesuche verschieben. Rund neun Milliarden Euro stellen der Bund und die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt für das Gesetz bereit, für den Bund könnten die Kosten höher ausfallen als geplant.

Angesichts der versprochenen Ausgleichszahlungen sei es überraschend, dass doch für so viele Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen Kurzarbeit angemeldet worden sei, sagt Grünen-Politikerin Kappert-Gonther: „Es war richtig, sehr schnell einen Schutzschirm für Krankenhäuser und ärztliche Praxen aufzuspannen.“ Nun müsse dieser Schutzschirm aber gründlich evaluiert werden.

Für vergleichbare Situationen müsse die Bundesregierung sicherstellen, dass die Unterstützung aus Steuermitteln passgenau sei – „und nicht womöglich an den tatsächlichen Bedarfen vorbeigeht“. Soll heißen: Wenn das Personal bereits durch das aus Beitragsmitteln der Arbeitslosenversicherung finanzierte Kurzarbeitergeld abgesichert sei, müssten den Ärzten vielleicht nicht durch Steuermittel noch Umsatzverluste ausgeglichen werden.

Fast 80 Prozent der insgesamt 410.000 Beschäftigten, für die von März bis Mai Kurzarbeit angemeldet wurde, kommen aus Praxen niedergelassener Ärzte. Wie viel Kurzarbeit am Ende tatsächlich realisiert wird, steht aber erst mit zeitlicher Verzögerung fest.

Die Zahl der Arztbesuche ist im März stark gesunken

Wie stark Corona die ambulante Versorgung in Deutschland und das Patientenverhalten beeinflusst hat, zeigt ein Trendreport für das erste Quartal, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) am Montag vorgestellt haben.

So rechneten Hausärzte in der dritten Märzwoche, als die Schulschließungen verfügt wurden, zwölf Prozent weniger Fälle ab als im Vorjahreszeitraum. In der vierten Woche – also nach dem weitgehenden Lockdown am 22. März – brachen die Fallzahlen bei den Hausärzten sogar um 39 Prozent ein.

Je nach Fachrichtung ging die Zahl der Fälle, bei denen es zu einem persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient kam, in der letzten Märzwoche um 37 bis 64 Prozent zurück. Besonders betroffen waren Haut-, Hals-Nasen-Ohren- und Augenärzte, Orthopäden, Kinderärzte und Radiologen.

Aus den Zahlen lasse sich aber nicht schließen, dass Mediziner ihre Praxis einfach zeitweise dichtgemacht und nicht mehr für die Patienten zur Verfügung gestanden hätten, sagte ZI-Chef Dominik von Stillfried. Obwohl beispielsweise die Zahl der Augenarztbesuche in der letzten Märzwoche um 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen sei, habe sich die Zahl der Augenärzte, die Leistungen abrechneten, nur um etwa sechs Prozent reduziert. „Kurz: Die Ärzte waren präsent“, sagte von Stillfried.

Die Zahl abrechnender Hausärzte lag in der dritten Märzwoche sogar noch um zwei Prozent über dem Vorjahreswert und gab erst in der vierten Märzwoche leicht um 0,2 Prozent nach. Ausgeglichen wurde der seltenere persönliche Kontakt mit den Patienten teilweise durch telefonische Beratung oder Videosprechstunden.

So wurden in den letzten beiden Märzwochen gut 330.000 Behandlungsfälle mit telefonischer Beratung mehr abgerechnet als im Vorjahr. Bei den Videosprechstunden lag das Plus bei rund 127.000.

An der Bekämpfung der Coronapandemie beteiligten sich die niedergelassenen Ärzte laut Trendreport im März mit rund 350.000 Tests auf eine Covid-19-Infektion. Rund 850.000 Behandlungsfälle hatten mit einer Corona-Infektion oder einem Infektionsverdacht zu tun.