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Testanrufe bei Fachärzten: Jeder Fünfte lehnte ab!

Testanrufe bei Fachärzten – jeder fünfte lehnte ab! (Bild: thinkstock)
Testanrufe bei Fachärzten – jeder fünfte lehnte ab! (Bild: thinkstock)

Ob Hautarzt, Orthopäde oder Augenarzt – oft sind die Termine bei Fachärzten über Wochen hinweg ausgebucht. Aber wie sieht es mit Akutpatienten aus? Und macht es dann einen Unterschied, ob gesetzlich oder privat Versicherte anfragen? Stiftung Warentest wollte es einmal ganz genau wissen und führte mit geschultem Personal Testanrufe bei 60 Facharztpraxen durch. Jeder fünfte Arzt lehnte die Behandlung ab.


Wenn das Knie anschwillt oder schlimmer Hautausschlag Patienten quält, liegt ein akuter Fall vor und es ist schnelle Hilfe nötig. Doch viele Facharztpraxen sind überlaufen. Stiftung Warentest wollte wissen, ob Ärzte Akutpatienten Absagen erteilen und ob sie darüber hinaus einen Unterschied zwischen privat und gesetzlich Versicherten machen.

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Dafür führten die Berliner Experten einen bundesweiten Test durch. 30 Gynäkologen und 30 Orthopäden in Augsburg, Bremen, Düsseldorf, Flensburg, Hildesheim, Jena, Kaiserslautern, Leipzig, Magdeburg und Reutlingen standen auf der Liste der geschulten Testanrufer. Jede Praxis wurde zweimal kontaktiert, dabei sollten sich die Tester einmal als Privat- und einmal als Kassenpatient ausgeben und ein akutes Problem schildern.

Für die Anrufe bei den Orthopäden wurde jeweils einmal ein Knacks im Knie geschildert, der auf einen Kreuzbandriss oder Bruch des Schienbeinkopfes hindeutet und einmal ein Bandscheibenvorfall mit Zeichen einer Beinlähmung. Die Gynäkologen konfrontierten die Anrufer mit Blaseninfektion oder einer bakteriellen Infektion. In beiden Fällen wird schnell ein Antibiotikum gebraucht. Bei allen genannten Erkrankungen müssen Patienten noch am gleichen, spätestens aber am nächsten Tag zum Arzt um eventuellen schweren Folgeerkrankungen vorzubeugen.

Das überraschende Ergebnis: "Entgegen dem Klischee scheinen Ärzte im Akutfall keinen Unterschied zwischen Privat- und Kassenpatienten zu machen. Aber etwa ein Fünftel der Praxen lässt Hilfsbedürftige mit dringenden Beschwerden im Regen stehen", so die Warentester in ihrer aktuellen Ausgabe. Bei den 60 Anrufen bei Orthopäden sei den Testern 14 Mal eine Absage erteilt worden oder ein zu später Termin genannt worden. In sieben weiteren Fällen wurde zumindest eine alternative Anlaufstelle genannt. Ähnlich sieht das Ergebnis bei den Gynäkologen aus: Zwölf Mal kein oder ein zu später Termin, vier Mal der Verweis an eine Alternative.

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Unterlassene Hilfeleistung
Tatsächlich dürften Ärzte Patienten wegen Überlastung ablehnen, so die Warentester. Aber sie seien verpflichtet für den Notfall vorzusorgen, ansonsten würden sie sich strafbar machen, heißt es weiter. "Der Arzt wird versuchen, Akutpatienten einzuschieben. Sonst sollte er zumindest einen Kollegen nennen", so Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gegenüber Stiftung Warentest.

Doch im Test sei das nicht immer der Fall gewesen. Absagen wurden lapidar mit zum Beispiel "Aufnahmestopp für neue Patienten" oder "es gibt zehn ortsansässige Orthopäden, die können sie durchtelefonieren" erklärt. Und das, obwohl die Anrufer eindeutig zu erkennen gaben, dass Gefahr besteht, etwa auf eine dauerhafte Lähmung als Folgeerscheinung.

Denn die Warentester wählten die Eingangsbeschreibungen so, dass die Angerufenen hätten aufhorchen müssen. "So wollten wir prüfen, ob fachliche Nachfragen kommen oder das Praxispersonal Rücksprache mit dem Arzt hält. Solche Schritte sind zum Einschätzen der Dringlichkeit unerlässlich – fanden aber bei den abweisenden Praxen nicht statt", so die Experten in ihrem Bericht.

Positiv sei immerhin, dass es bei den Testanrufen keine Rolle spielte, ob die Patienten gesetzlich oder privat versichert waren. Bei längerfristigen Terminen ist das dagegen schon der Fall. Erst im April bewies eine Studie der Grünen, dass Kassenpatienten durchschnittlich 20 Tage länger auf einen Facharzttermin warten müssen. "Derzeit herrscht Ärztemangel, gerade in ländlichen Regionen", weiß auch Stahl von der KBV.

Das raten die Experten
Wer dringend Hilfe braucht, sollte die Dringlichkeit auch betonen und die Symptome genau schildern. Falls eine Absage oder ein zu später Termin genannt wird, sollten Sie hartnäckig bleiben und noch einmal nachhaken, ob es nicht doch eine andere Möglichkeit gibt. Hilfreich kann es auch sein, gar nicht erst vorher anzurufen, sondern direkt und persönlich in der Praxis vorzusprechen. Wer nicht weiter kommt, kann den Hausarzt um Hilfe bitten, eventuell vereinbart er einen Termin für Sie.

Wer nachts und im Notfall Hilfe braucht, kann sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Der ist fast in ganz Deutschland über die neue Nummer 116 117 zu erreichen. Bei Lebensgefahr gilt weiterhin der Notruf 112.

Haben Sie als Kassen- oder Privatpatient auch schon nennenswerte Erfahrungen bei der Terminvergabe mit Fachärzten gemacht? Dann sind wir gespannt auf Ihren Kommentar!

Den vollständigen Testbericht der Stiftung Warentest zum Thema „Termine bei Fachärzten“ finden Sie hier (kostenpflichtig).