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Trotz WM: Kein Boom am Zuckerhut

Trotz WM fällt der Aufschwung in Brasilien aus (Bild: AFP)
Trotz WM fällt der Aufschwung in Brasilien aus (Bild: AFP)


Die Vorrunde ist vorbei, die WM-Partie ist im vollen Gange. Doch trotz der etwa 600.000 Touristen aus aller Welt bleibt der Boom aus. Brasiliens Wirtschaft ist nicht eben weltmeisterlich. Das Wachstum ist  kontinuierlich gesunken. Die Notenbank, die Banco Central do Brasil hat nun sogar die Prognosen für das laufende Jahr herabgestuft.



Brasiliens Wirtschaft wird 2014 wohl nur um 1,6 Prozent zulegen. Den WM-Effekt beziffern Experten dabei auf einen Wachstumsbeitrag zwischen 0,2 und 0,5 Prozent. Ob mit oder ohne Fußball ist das schwach. Vor ein paar Jahren noch galt das Land als die Boomregion schlechthin. Gemeinsam mit China, Russland, Indien und Südafrika wurde Brasilien unter dem Oberbegriff BRICS zu den wachstumsstärksten Ländern der Welt gezählt und an den Finanzmärkten entsprechend gehyped.  
 
Brasilien leidet stärker unter den Folgen der Finanzkrise als andere Länder. Bis 2007 befand sich das Land im Aufschwung. Die Regierung trieb auch den Schuldenabbau voran. Die Verschuldung liegt inzwischen wieder bei 58 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Tendenz steigend.

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Auch nach dem zwischenzeitlichen Zusammenbruch ging es wieder aufwärts. In der Amtszeit von Präsident Lula da Silva, der 2002 bis 2011 die Geschicke des Landes führte, vervierfachten sich die Exporte. Die Arbeitslosenquote halbierte sich auf sechs Prozent.
Jetzt aber kommen die Konstruktionsschwächen des Aufschwungs zutage. Brasiliens Abhängigkeit von Rohstoffexporten verwandelte sich wegen der fallenden Rohstoffpreise vom Segen zum Fluch. Und der wachsende Wohlstand sorgte dafür, dass Brasilien auch nicht mehr als verlängerte Werkbank fungieren kann. Dafür sind die Lohnkosten in einigen Bereichen zu hoch.

Brasilien muss - wie andere aufstrebende Volkswirtschafen auch - die innere Wirtschaftskraft stärken, also den Konsum. Dafür reicht es noch nicht. Es fehlt an allem. Schulen, Krankenhäuser und das Verkehrsnetz brauchen Investitionen. Die bürokratischen Strukturen sind verkrustet, die Kriminalitätsrate ist hoch, es herrscht  Korruption. Die nötigen Gelder kann der Staat allein nicht aufbringen.



Da ist es umso bitterer, dass ehemals in Massen fließendes ausländisches Kapital wieder abgezogen worden ist. Die für die USA angekündigte Zinswende hat den Dollarraum wieder in den Blickpunkt gerückt. Mit Brasiliens Börse geht es seit drei Jahren bergab. Seit Mitte März allerdings erholt sich der Leitindex Bovespa wieder, sodass nicht wenige Beobachter von einer Renaissance Brasiliens träumen.  

Dafür müssen jedoch andere Impulse gesetzt werden. Eine Fußball-WM hat noch nie einen Wirtschaftsboom in einem Gastgeberland ausgelöst. Dafür sind die riesigen Stadien dann doch zu klein. Die Auswirkungen sind begrenzt. Wohl aber bietet die WM ein ideales Podium zur Eigenwerbung. Brasilien kann sich als sympathischer Investitionsstandort präsentieren. Bislang gelingt diese Übung allerdings nicht. Die hohen Kosten der WM (gut acht Milliarden Euro) haben zu lautstarken Protesten geführt. Brennende Barrikaden sehen ausländische Geldgeber eher ungern.