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Der Alleingang der Highlander

Die Schotten stimmen über ihre Unabhängigkeit ab. (Foto: dpa)
Die Schotten stimmen über ihre Unabhängigkeit ab. (Foto: dpa)


In zwei Wochen entscheidet Schottland über seine Unabhängigkeit von Großbritannien.  Zwar haben in Umfragen die Gegner einer Abspaltung die Nase vorn, doch die Trennung von Großbritannien bleibt möglich und auch machbar.



Schottland hat eine starke Wirtschaft, die etwa acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Großbritanniens beiträgt. Banken und Versicherungen gehören zu den tragenden Säulen der schottischen Wirtschaft. Mit etwa 100.000 Beschäftigten erwirtschaftet die Branche fast zehn Prozent der schottischen Wirtschaftsleistung. Die Royal Bank of Scotland musste allerdings in der Krise vom Staat gerettet werden. Die Anteile Großbritanniens (80 Prozent) an dem Geldhaus sind ein Druckmittel. Auch die Lloyds-Bank, die Vermögensverwalter Standard Life und Alliance Trust sind natürlich eng mit dem Finanzzentrum der Londoner City verbunden. Der Umzug von Edinburgh nach London steht im Raum. Das hat auch mit europäischem Recht zu tun. Banken müssen dort ihren Sitz haben, wo sie die meisten Geschäfte tätigen.

Ein großer, wenn auch zweifelhafter Hoffnungsträger ist die Ölindustrie. Großbritannien ist hinter Norwegen der zweitgrößte Ölförderer Europas. Über 90 Prozent des Öls wird auf schottischem Hoheitsgebiet gefördert. Bisher erhält Schottland acht Prozent  der Steuereinnahmen aus dem Öleinnahmen. Im Falle einer Unabhängigkeit würden die Einnahmen auf etwa sieben Milliarden Pfund im Jahr steigen. Dennoch wäre es ein Nullsummenspiel für Schottland, weil gleichzeitig Transfersleistungen (ähnlich dem deutschen Länderfinanzausgleich) im Umfang von sieben Milliarden Pfund wegfallen würden.

Ein absoluter Exportschlager ist der Whisky, das im wörtlichen Sinne Lebenswasser der Schotten. Es gibt etwa 100 Brennereien, die vor allem in den Highlands angesiedelt sind. Der Löwenanteil der Produktion (80 Prozent) geht in den Export in über 200 Länder. Jährlich nehmen schottische Destillerien umgerechnet etwa 2,5 Milliarden Euro mit den Ausfuhren ein.  Die Whisky-Herstellung zieht auch Touristen an. Jährlich kommen etwa elf Millionen Besucher nach Schottland. Die Reisebranche verzeichnet mit die höchsten Zuwachsraten.

307 Jahre befindet sich Schottland im Vereinigten Königreich. Handel und Wirtschaft sind eng miteinander verwachsen. Wenn in Schottland vom Außenhandel die Rede ist, dann ist der Handel mit England gemeint. Drei Viertel der“Exporte” vom Rindersteak bis zum Elektronikbauteil gehen an den Nachbarn. Umgekehrt sind die Schotten für England der zweitwichtigste Handelspartner gleich nach den USA. Am einfachsten wäre es also, Schottland behielte das britische Pfund als Währung. 

Ein sofortiger Einstieg in den Euro ist ohnehin nicht möglich. Der Beitritt ist ein langer Prozess, an dessen Anfang der Antrag auf EU-Mitgliedschaft eines unabhängigen Schottlands stehen würde.

London benutzt das Pfund als Druckmittel, die Schotten kontern. Dürfen sie das Pfund nicht behalten, würden sie auch keine Altschulden der Briten übernehmen, heißt es. Großbritannien ist mit über 90 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verschuldet Der Berg türmte sich Ende 2013 auf fast 1,5 Billionen Pfund. Mindestens acht Prozent davon müsste wohl Schottland schultern.

Möglich ist auch dieses. Die Ratingagentur Moody’s würde einem unabhängigen Schottland ein “A”-Rating geben. Wichtig sind jedoch die politischen Weichenstellungen. Ein eigenes Steuersystem muss her. Beim Sozialsystem zeigt sich, dass den Schotten die in England vertretene reine Marktwirtschaftslehre eher fremd ist.

Dass eine Trennung klappen kann, zeigt das Beispiel Tschechoslowakei. Das Land teilte sich im Jahr 1992 in die souveränen Staaten Tschechien und Slowakei. Jetzt ist nur noch die Frage, ob die Schotten das auch wollen.