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Den Anlegern wird es zuviel

Staatspleite in Argentinien: Der letzte Tango mit den “Geiern”? (Bild: Reuters/Symbol)
Staatspleite in Argentinien: Der letzte Tango mit den “Geiern”? (Bild: Reuters/Symbol)

Ukraine-Krise, Sanktionen gegen Russland, Kämpfe in Gaza, Argentinien-Pleite. An Krisen herrscht kein Mangel. Anleger ziehen sich zurück.

Von vielem kann dieser Tage an der Börse die Rede sein, doch keinesfalls von einem Sommerloch. Von Krisen geschüttelt, taumeln die Kurse abwärts. Von Panik ist dennoch keine Spur. Die Händler auf dem Frankfurter Börsenparkett beklagen sich über dünne Geschäfte. Seit Monaten schon sind die Umsätze so niedrig, dass schon gemunkelt wird, das eine oder andere Handelshaus würde diese Durststrecke nicht überleben.

Die laufende Bilanzsaison bringt dabei nicht die erhoffte Linderung. Ganz im Gegenteil: Ein ums andere Unternehmen verdient weniger als gedacht oder muss seine Pognosen zurück nehmen. Oder beides.

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Besonders heftig hat es dabei Adidas erwischt. Die Aktien des Sportartikelherstellers brachen ein. Seit Jahresbeginn haben die Papiere ein Drittel ihres Werts verloren. Adidas macht deutlich, dass die Ukraine-Krise und die Sanktionen gegen Russland nicht nur eine Chimäre oder ein weit entferntes Problem sind sondern unmittelbare Folgen direkt vor der Haustür haben.

Adidas hat Russland zu seinem Lieblings-Wachstumsmarkt erklärt. Die Herzogenauracher betreiben insgesamt 2.500 Geschäfte, die so genannten “Flagship-Stores”. Davon befinden sich 1.000 in Russland. Das ist ein Grund, warum Adidas schon zum dritten Mal in diesem Jahr die eigenen Prognosen kassiert hat.

Bisher wirken die Sanktionen von EU und USA als würden sie den russischen Bären nur ab und zu mit einer Eichel bewerfen. Die nächste Eskalationsstufe trifft aber direkt in den Blutkreislauf - mit zum Teil hohen Risiken und Nebenwirkungen für die hiesige Wirtschaft. In Staatshand befindliche russische Banken, erhalten künftig keine Darlehen mit Laufzeiten über 90 Tagen mehr.

Da die betroffenen Häuser fast die Hälfte ihres Kreditbedarfs in der EU decken, wird diese Maßnahme das Kreditgeschäft gehörig ins Stocken bringen, das heißt: Russische Unternehmen werden schwerer oder zu schlechteren Konditionen an Kredite kommen. Die Investitionen werden sinken, das ohnehin schwache Wirtschaftswachstum wird sich weiter abschwächen. Russland könnte an den Rand einer Rezession gedrückt werden.

Die härteste Reaktion darauf wäre, wenn Russlands Banken ihre Schulden einfach nicht zurückzahlen würden. Immerhin belaufen sich allein die in den kommenden neun Monaten fällig werdenden Außenstände im Ausland auf 39 Milliarden US-Dollar (29 Milliarden Euro). Das würde einige europäische Geldhäuser hart treffen.

Die deutsche Wirtschaft wird darunter leiden, wenn russische Unternehmen ihre Investitionen zurück fahren. Der deutsche Maschinenbau rechnet mit einem Rückgang der Exporte nach Russland um mindestens zehn Prozent in diesem Jahr. Das trifft nicht nur große Konzerne, die unter Umständen die auftretenden Verluste an anderen Märkten kompensieren können sondern vor allem kleine und mittelständische Unternehmen.

Wie stark die Einschnitte werden, hängt letztendlich davon ab, wie lange die Sanktionen aufrecht erhalten werden. Eine Sanktionsspirale könnte aber den Aufschwung auf beiden Seiten abwürgen.

Die Börse reagiert auf solche Nachrichten inzwischen extrem empfindlich. Auch der Pharmakonzern Stada ist betroffen, hat gerade ein großes Medikamentenportefeuille in Russland gekauft. Und Metro bleibt auf seinen russischen Märkten sitzen, die der Einzelhandelskonzern eigentlich an die Börse bringen wollte.

Verbunden mit der Drohung Russlands, die Energiepreise zu erhöhen, mit den Kämpfen in Gaza und den Unruhen im Irak, ist es eigentlich ein Wunder, dass Öl und Gas nicht durch die Decke gehen. Doch die Ruhe ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Die Entwicklung lässt eine sich abschwächende Weltwirtschaft erahnen. Auch die würde sich in den Börsenkursen noch niederschlagen.

Die drohende Staatspleite Argentiniens ist dabei nur ein Tröpfchen, vielleicht aber jenes, welches das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Deutsche Anleger sind von einem möglichen Zahlungsausfall kaum betroffen, deutsche Banken in einem überschaubaren Maße. Am stärksten wird es wieder einmal die Bevölkerung treffen. Eine Rezession ist quasi vorprogrammiert.