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Wie wohlhabend sind Deutschlands Ruheständler? – Die wichtigsten Fragen und Antworten

Die Alterseinkünfte von Rentnerhaushalten sind zuletzt deutlich gestiegen. Aber nicht alle Gruppen profitieren gleichermaßen.

Deutliche Unterschiede bei der Absicherung im Alter. Foto: dpa
Deutliche Unterschiede bei der Absicherung im Alter. Foto: dpa

Alle vier Jahre legt die Bundesregierung einen Alterssicherungsbericht vor und leuchtet darin aus, wie es um die materielle Absicherung der Senioren bestellt ist. Außerdem wird überprüft, wie sich die gesetzliche, betriebliche und private Rente entwickelt hat oder wie Pensionäre im Vergleich zu Rentnern dastehen.

Der diesjährige Bericht zeigt, dass Frauen bei der Rentenhöhe zwar aufgeholt haben, aber immer noch die großen Verliererinnen sind. Bei Selbstständigen zeigt sich im Alter ein großes Gefälle bei den Einkünften. Und in einem Punkt gesteht die Bundesregierung krachend ihr Scheitern ein. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

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Wie wohlhabend sind die deutschen Ruheständler?

Die Haushaltseinkommen aller Ehepaare und Alleinstehenden im Alter ab 65 Jahren lagen im Jahr 2019 bei durchschnittlich 2207 Euro. Seit 2015 sind sie um 14 Prozent gestiegen, die Preise haben im gleichen Zeitraum nur um 5,3 Prozent zugelegt. Inflationsbereinigt entspricht der Einkommenszuwachs der Ruheständler etwa dem der Gesamtbevölkerung.

Ehepaare im Rentenalter haben durchschnittlich 2907 Euro im Monat zur Verfügung, alleinstehende Männer 1816 und alleinstehende Frauen 1607 Euro. Altersarmut ist kein weitverbreitetes Phänomen – zumindest, wenn man sie nur an der Zahl der staatlichen Fürsorgeempfänger misst. Denn nur gut drei Prozent der Bürger im Alter ab 65 nahmen im vergangenen Jahr Grundsicherung in Anspruch.

Stehen ehemalige Beamte besser da als frühere Arbeitnehmer?

Bundes- und Kommunalbedienstete im Ruhestand hatten im vergangenen Jahr durchschnittliche Bruttomonatsbezüge von etwa 3.300 Euro (Männer) beziehungsweise 2770 Euro (Frauen). Noch etwas höher liegen die Pensionen bei Landesbediensteten. Allerdings müssen Beamte ihre Ruhegelder vollständig versteuern.

Arbeitnehmer im Ruhestand erhielten demgegenüber 2019 eine eigene gesetzliche Rente von durchschnittlich 2022 Euro in Westdeutschland und 1507 Euro im Osten. Die Rentnerinnen schneiden mit 917 Euro im Westen und 1164 Euro in Ostdeutschland deutlich schlechter ab.

Wie sieht es bei den Selbstständigen aus?

Handwerker, IT-Fachmann, Apothekerin, Gastronom, Künstlerin – so vielfältig sich die Gruppe der rund 1,9 Millionen früheren Selbstständigen zeigt, so heterogen sind auch ihre Alterseinkünfte. Im Durchschnitt haben sie im Alter 1591 Euro monatlich zur Verfügung – und damit mehr als ehemalige Arbeiter und Angestellte, die auf 1492 Euro kommen.

Besonders gut stehen Freiberufler wie Apotheker, Architekten oder Notare da, die über berufsständische Versorgungswerke abgesichert sind. Wenn sie sich zur Ruhe setzen, erzielen sie ein durchschnittliches Einkommen von 3108 Euro und liegen damit mit Abstand an der Spitze des Spektrums.

Auf der anderen Seite verfügt aber fast die Hälfte der ehemals Selbstständigen nur über ein Nettoalterseinkommen von weniger als 1200 Euro, während es bei abhängig Beschäftigten nur gut ein Drittel ist. Mit 4,2 Prozent ist auch der Anteil der Selbstständigen, die im Alter auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, höher als bei früheren Arbeitnehmern (2,5 Prozent).

Rund jeder zehnte Selbstständige im Ruhestand erhält keine Leistungen aus einem der verschiedenen Alterssicherungssysteme. Deshalb hat die Große Koalition ein Konzept versprochen, bislang nicht abgesicherte Selbstständige in die Alterssicherung einzubeziehen. Das steht allerdings noch aus.

Wie schneiden Frauen im Vergleich zu Männern ab?

Die aus eigenen Ansprüchen erworbene durchschnittliche Alterssicherungsleistung von Frauen liegt in Deutschland mit 970 Euro um 49 Prozent unter der von Männern (1920 Euro). In den neuen Ländern ist der Unterschied mit 23 Prozent deutlich geringer als in den alten Ländern (55 Prozent).

„Das Erwerbsleben der Frauen, die sich heute im Ruhestand befinden, begann überwiegend vor 1970“, heißt es zur Erklärung im Bericht. „Zu dieser Zeit wurde oft ein traditionelles Partnerschaftsmodell gewählt, bei dem Frauen mit Beginn der Ehe die Hausfrauen- und Kindererziehungsrolle übernahmen.“

In der DDR dagegen gingen Mütter deutlich häufiger und länger arbeiten als im Westen, was die höheren Rentenansprüche der Frauen in Ostdeutschland erklärt.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden etwas geringer, wenn man auch Rentenleistungen des verstorbenen Partners einbezieht. So erhielten im vergangenen Jahr 37 Prozent der Seniorinnen eine Hinterbliebenenrente von durchschnittlich 993 Euro.

Allerdings schneiden Frauen auch bei Betrachtung aller Alterseinkünfte mit 1305 Euro netto deutlich schlechter ab als die Männer mit 1910 Euro. Im untersten Zehntel der Einkommenspyramide – zu dem Alleinstehende mit weniger als 949 Euro und Verheiratete mit weniger als 1424 Euro im Monat gehören – finden sich 59 Prozent Frauen und 41 Prozent Männer.

Wie hat sich die Zusatzvorsorge entwickelt?

Gut die Hälfte der Seniorinnen und Senioren erhielt im vergangenen Jahr Leistungen aus einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge. Allerdings machen diese Einkommen mit acht beziehungsweise sieben Prozent einen eher kleinen Teil ihres Bruttoeinkommensvolumens aus.

Obwohl eine Zusatzabsicherung angesichts des vom Gesetzgeber nur vorübergehend gestoppten Absinkens des gesetzlichen Rentenniveaus weiterhin wichtig ist, sind die aktiv im Arbeitsleben Stehenden zurückhaltend bei der Vorsorge. Zwar gibt es mittlerweile 21 Millionen aktive Anwartschaften auf betriebliche Altersversorgung und rund 16,4 Millionen private Riester-Verträge. Rund zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben damit in der einen oder anderen Form vorgesorgt.

Doch hat sich die Zahl neuer Anwartschaften auf Betriebsrenten von Ende 2017 bis Ende 2019 deutlich schwächer entwickelt als die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – trotz aller Bemühungen der schwarz-roten Koalition, diese Vorsorgeform zu stärken.

„Die Instrumente des Betriebsrentenstärkungsgesetzes, das seit 2018 in Kraft ist, haben noch keine positive Dynamik entfalten können“, räumt das Bundesarbeitsministerium im Bericht selbstkritisch ein. Die Zahl der privaten Riester-Verträge ist 2019 gegenüber dem Vorjahr sogar leicht um rund 70.000 gesunken.

„Ursachen hierfür dürften unter anderem die durch die Finanzmarktkrise verursachte Unsicherheit, die anhaltende Niedrigzinsphase sowie die oft sehr einseitige negative Berichterstattung über die Riester-Rente sein“, heißt es im Bericht weiter. Am Problem, das vor allem Geringverdiener mit entsprechend geringen Alterseinkünften kaum zusätzlich vorsorgen, hat sich wenig geändert.

Wie setzen sich die Alterseinkommen zusammen?

Nimmt man das gesamte Bruttoeinkommen der Generation 65 plus, so stammen 61 Prozent davon aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Acht Prozent kommen aus der betrieblichen, sieben Prozent aus der privaten Altersvorsorge, 14 Prozent entfallen auf andere Alterssicherungsleistungen. Transferleistungen wie die staatliche Grundsicherung oder das Wohngeld machen ein Prozent aus.

Die verbleibenden neun Prozent verteilen sich auf die übrigen Einkommensarten wie beispielsweise Arbeitslohn oder Zins- und Mieteinkünfte. 41 Prozent der Ehepaare und 56 Prozent der Alleinstehenden im Ruhestand haben ausschließlich Einkünfte aus den diversen Alterssicherungssystemen.

Rund 1,4 Millionen Senioren arbeiten weiter, obwohl sie bereits eine Altersrente beziehen. Das Hauptmotiv dafür ist Spaß an der Arbeit. Immerhin knapp ein Viertel nennt aber die eigene finanzielle Situation als Grund.

Rund 22 Prozent der Ehepaare und 17 Prozent der Alleinstehenden der Seniorengeneration in Deutschland beziehen Zinseinkünfte – und zwar in Westdeutschland von durchschnittlich 265 Euro im Monat für Paare und 210 Euro für Alleinstehende. Im Osten liegen die Werte nur etwa halb so hoch.

18 Prozent der Seniorenpaare und zehn Prozent der Alleinstehenden haben Mieteinnahmen von durchschnittlich 1064 beziehungsweise 771 Euro.

Wie viel Geld wird für die Alterssicherung aufgewendet?

Die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung schlugen im vergangenen Jahr mit rund 325 Milliarden Euro zu Buche, davon entfielen rund 238 Milliarden Euro auf Alterssicherungsleistungen für Senioren. Für die Versorgungsempfänger des öffentlichen Dienstes gaben Bund und Länder 2018 – inklusive der Beihilfeleistungen – rund 65,5 Milliarden Euro aus.

Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr laut Sozialbudget rund 383 Milliarden Euro für die Alterssicherung aufgewendet.