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Der Corona-Impfstoff ist ein Hoffnungsschimmer für die Konjunktur

Die Aussicht auf einen Corona-Impfstoff hellt die Stimmung auf. Die Wirtschaftsweisen heben ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr an.

Das Mainzer Unternehmen will seinen Impfstoff schon bald auf den Markt bringen. Das lässt Konjunkturexperten auf eine Erholung von der Coronakrise hoffen. Foto: dpa
Das Mainzer Unternehmen will seinen Impfstoff schon bald auf den Markt bringen. Das lässt Konjunkturexperten auf eine Erholung von der Coronakrise hoffen. Foto: dpa

Konjunkturexperten müssen sich derzeit hin- und hergerissen fühlen zwischen Hiobsbotschaften und hoffnungsvollen Entwicklungen für die deutsche Wirtschaft. Die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten macht die internationale Politik wieder berechenbarer. Und die Aussichten auf einen Impfstoff nähren die Hoffnung auf ein absehbares Ende der Coronakrise.

Zugleich aber befinden sich Teile der deutschen Wirtschaft wie Hotels oder Gastronomie in einem erneuten Lockdown. Und die jüngsten Aussagen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) deuten nicht auf ein schnelles Ende der Beschränkungen.

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In dieser unübersichtlichen Gemengelage stellen sich Politiker wie Ökonomen die Frage, was die deutsche Konjunktur nun mehr beeinflussen wird: Helfen die positiven Nachrichten der Konjunktur auf die Sprünge? Oder dominieren doch das Bild von geschlossenen Restaurants und die Angst vor einer drohenden Pleitewelle?

So trist wie vor ein paar Tagen ist die Stimmung jedenfalls nicht mehr. „Mit der Wahl von Biden zum neuen US-Präsidenten und den gemeldeten Fortschritten bei der Zulassung eines Impfstoffes sind zumindest zwei gewichtige Abwärtsrisiken weniger wahrscheinlich geworden und die Unsicherheiten über den weiteren Fortgang der Konjunktur gesunken“, sagt der Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser vom Ifo-Institut.

Auch die Bundesregierung verbreitet etwas Zuversicht. Nach Handelsblatt-Informationen rechnet sie in ihrer Schätzvorlage für die derzeit laufende Steuerschätzung wieder mit leichten Steuermehreinnahmen. Bis 2022 können Bund, Länder und Gemeinden demnach mit rund zehn Milliarden Euro mehr kalkulieren. Dies ist auch der leicht besseren Konjunkturprognose geschuldet, die die Bundesregierung kürzlich vorlegte.

Noch etwas optimistischer sind die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem neuen Jahresgutachten, das an diesem Mittwoch veröffentlicht wird. Darin erwartet der Sachverständigenrat aufgrund der kräftigen Konjunkturerholung im Sommer „nur“ noch ein Schrumpfen der Wirtschaft um 5,1 Prozent in diesem Jahr. Im Juni hatte er noch einen Rückgang von 6,5 Prozent vorhergesagt. Zuerst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ darüber berichtet. Die Bundesregierung geht derzeit von einem Minus von 5,5 Prozent aus.

Für das kommende Jahr erwartet Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein Plus von 4,4 Prozent. Da wiederum sind die Wirtschaftsweisen pessimistischer. Sie rechnen mit einem Wachstum von 3,7 Prozent.

Teil-Lockdown mit geringen Folgen

Die fünf Wirtschaftsweisen schätzen, dass die Schließung von Restaurants und das Verbot von Kultur- und Sportveranstaltungen im November relativ geringe ökonomische Folgen haben werden. Die betroffenen Branchen haben einen geringen Anteil an der Volkswirtschaft. Daher werde durch den Teil-Lockdown das Wachstum in diesem und im nächsten Jahr nur um je 0,2 Prozent gedrückt.

Auch loben die Ökonomen das Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung. „Die Politik hat in der Krise rasch und entschlossen gehandelt“, heißt es im Gutachten. Demnach steigern die staatlichen Rettungsmaßnahmen und hier vor allem das Konjunkturpaket von 130 Milliarden Euro die Wirtschaftsleistung 2020 und 2021 zusammen um 1,1 bis zwei Prozent.

Der Sachverständigenrat geht in seiner Prognose davon aus, dass das Infektionsgeschehen mit begrenzten Eingriffen unter Kontrolle gehalten werden kann, dafür kein umfangreicher Shutdown wie im Frühjahr notwendig ist und internationale Lieferketten nicht wesentlich gestört werden. Zugleich heißt es im Gutachten aber: „Für die weitere Entwicklung bleiben das Infektionsgeschehen und die daraufhin getroffenen Einschränkungen entscheidend.“

Entscheidend wird auch sein, wann ein Impfstoff auf den Markt kommt. Positive Ergebnisse bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes haben weltweit die Hoffnung auf eine erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie geschürt. „Ein wirksamer und nebenwirkungsarmer Impfstoff ändert alles“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.

Sobald die deutsche Bevölkerung zu 50 bis 60 Prozent durchgeimpft sei, wären wohl gar keine Einschränkungen mehr notwendig. Er rechnet dann mit einem deutlichen Wachstum 2021. „Das Eintreten dieser Annahme wird nun zusehends realistischer“, sagte Felbermayr.

Die Nachrichten über einen neuen Impfstoff waren überraschend positiv und stützen das Vertrauen von Unternehmen und Haushalten in eine Erholung, sagt Claus Michelsen, Konjunkturexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Er schränkt aber ein: „Ein Impfstoff wird nicht unmittelbar und flächendeckend zur Verfügung stehen.“

Ifo-Experte Wollmershäuser warnt vor Nebenwirkungen der positiven Meldungen: Fortschritte beim Impfstoff dürften die Menschen nicht dazu verleiten, bereits jetzt ihre sozialen Kontakte wieder hochzufahren. „Andernfalls drohen die Chancen, die mittelfristig mit einem Impfstoff verbunden sind, sich kurzfristig als Risiko zu entpuppen.“

Selbst wenn schnell Fortschritte gemacht werden könnten, dürfte die Pandemie bis weit in das kommende Jahr auf der Wirtschaft lasten. „In ersten Berechnungen gehen wir davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal erneut schrumpfen dürfte“, so Michelsen. Die vielfach prognostizierte Erholung nach dem Jahreswechsel dürfte ebenfalls verhaltener ausfallen.

Wie schwer es werden dürfte, sich aus der Krise herauszukämpfen, zeigt auch die Vorlage der Bundesregierung zur Steuerschätzung. Trotz des leichten Zuwachses sind die Steuereinbußen infolge der Coronakrise noch immer beträchtlich. Vor der Krise hatten die Steuerschätzer im November 2019 noch mit Einnahmen für den Staat in diesem Jahr in Höhe von 816 Milliarden Euro gerechnet.

Nun sinken die Einnahmen der Vorlage des Bundesfinanzministeriums zufolge auf 723,45 Milliarden Euro. Und nach den zehn Milliarden Mehreinnahmen bis 2022 werden die Steuereinnahmen 2023 und 2024 wieder um 2,1 und 5,6 Milliarden Euro geringer ausfallen.