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Wie schwer und lang wird der Bärenmarkt?

Anlegern sitzt nach dem schlechtesten Halbjahr seit mehr als einem halben Jahrhundert gehörig der Schreck im Nacken. Rein statistisch betrachtet spricht einiges für eine bessere zweite Jahreshälfte, doch wie lang und zäh kann dieser Bärenmarkt eigentlich werden?

Banger Blick eines Händlers an der Wall Street: Wie hart wird der Börsenabschwung? (Foto: REUTERS/Caitlin Ochs)
Banger Blick eines Händlers an der Wall Street: Wie hart wird der Börsenabschwung? (Foto: REUTERS/Caitlin Ochs) (Caitlin Ochs / reuters)

Die Ausmaße sind historisch schlecht. So schlecht wie seit 70 Jahren nicht mehr hat der marktbreite S&P 500 im ersten Halbjahr mit einem Minus von mehr als 21 Prozent abgeschnitten. Für den Absturz der Nasdaq fehlt gar jeder Vergleich: Noch nie seit der Handelseröffnung 1970 hat die Technologiebörse Nasdaq so schlecht performt wie in den ersten sechs Monaten 2022 - nämlich mit einem Minus von 29 Prozent.

Während sich die Big Tech-Giganten Apple, Microsoft und Alphabet mit einem etwas kleineren Minus von 23 bis 25 Prozent im historischen Abschwung noch als Bollwerk fühlen konnten, erwischte es langjährige Vorzeigeunternehmen wie Meta, PayPal oder Netflix mindestens mit Kurshalbierungen.

Wie weit ist der Bärenmarkt fortgeschritten?

Zwar konnten die schwer abgestürzten Technologieaktien in der vergangenen Woche in einer Gegenreaktion Kursgewinne verbuchen, doch die Verluste seit Jahresbeginn bleiben massiv. Angesichts der Komplexität der Probleme in der Weltwirtschaft, bestehend aus dem Ukrainekrieg, den anhaltend hohen Rohstoff- und Energiekosten, der daraus resultierenden Inflation und einer inzwischen immer absehbareren Rezession, versuchen Anleger, Analysten und Marktexperten fieberhaft, die Risiken einzupreisen.

Michael J. Burry etwa rechnet nicht damit, dass sich bereits ein Boden ausgebildet hat. „Die Inflation mitberücksichtigt, hat der S&P im ersten Halbjahr 25 bis 26 Prozent verloren, der Nasdaq 24 bis 35 Prozent und Bitcoin 64 bis 65 Prozent“, rechnet der Hedgefondsmanager vor, der in der Hollywoodverfilmung von „The Big Short“ Legendstatus erlangte.

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„Das war eine Komprimierung der Multiplen“, erklärt Burry mit Blick auf die geschrumpften Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs). Allerdings: „Als nächstes kommt eine Gewinn-Komprimierung“, sagt Burry voraus – also eine Schrumpfung der Konzerngewinne, die wiederum die KGVs nach oben ziehen würde. Die Folge: „Vielleicht sind wir zur Hälfte durch (den Bärenmarkt)“, macht der ikonisch verehrte Hedgefondsmanager Anlegern nicht viel Hoffnung auf ein schnelles Ende des Abwärtstrends.

S&P 500 könnte im zweiten Halbjahr Comeback feiern

Dagegen spricht immerhin die Statistik. In anderen Jahren, in denen der marktbreite S&P 500 im ersten Halbjahr schwer eingebrochen war – etwa wie 1962 oder 1970 –, gelangen in den folgenden sechs Monaten Comebacks mit Zuwächsen im zweistelligen Prozentbereich. So sieht der Wirtschaftsprofessor Gary N. Smith entsprechend anhand historischer Vergleiche lediglich eine vierprozentige Chance, dass man beim aktuellen Einstieg in den S&P 500 zu viel bezahlen würde.

Entsprechend antizyklisch argumentiert auch der Hedgefondsmanager Doug Kass, der in der ersten Jahreshälfte noch sehr bearish gestimmt war, nun aber vermehrt Chancen sieht. „Ein großer Prozentsatz der Investoren/Händler steht aktuell im Abseits (ist defensiv positioniert)“, twittert Kass. „Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, ob die Unbekannten (Risiken) jetzt "bekannt" und eingepreist sind. Sollten die Märkte weiter steigen, könnte eine "Überraschungs-Rally" bevorstehen“, mutmaßt der Vermögensverwalter.

Hat der Bullenmarkt doch noch eine Chance?

Nach Einschätzung des renommierten Fidelity-Analysten Jurrien Timmer steht nicht mal fest, ob sich die Kapitalmärkte aktuell in einem Bärenmarkt befinden und der große Bullenmarkt der Jahre 2008 bis 2021 möglicherweise nur eine Pause macht. „Ich bin noch nicht bereit, das Handtuch zu schmeißen“, twittert Timmer.

Finanzjournalist Clemens Schmale arbeitet beim Anlagedienst GodmodeTrader zudem heraus, dass US-Aktien durch den Crash der vergangenen Monate ihre Bewertungszexzesse der Vorjahre zumindest abgebaut haben. Indes: Ein Kaufsignal würde damit nicht gleichzeitig gesendet, da die Gewinnerwartungen der kommenden Jahre möglicherweise noch zu hoch sein könnten.

Erfahrene Anleger werden sich an die Jahrhundertwende oder sogar die 70er-Jahre erinnern, als sich Aktien jahrelang im Abwärtskanal befanden, ehe eine Trendwende gelang. „Das nächste Jahrzehnt wird schwierig und die Realrendite wird mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ sein,“, mahnt Schmale zur Vorsicht. Die fetten Jahre – sie scheinen endgültig vorbei zu sein.