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Werbung für die Börsenhochzeit

Trotz des drohenden Brexits wollen die Börsen in Frankfurt und London verschmelzen. Der Chef des US-Fondsriesen Blackrock, Larry Fink, stärkt ihnen den Rücken – und lobt die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Mitten im Brexit-Gewitter wollen sich Deutsche Börse und London Stock Exchange das Ja-Wort geben, doch die Hochzeit ist umstritten. Nun bekommen die Eschborner Rückendeckung von ihrem größten Aktionär, dem Vermögensverwalter Blackrock. Beim Jahresempfang im Hauptquartier der Deutschen Börse warb Blackrock-Chef Larry Fink für die Vorzüge des Deals. „Die Deutsche Börse hat mit der vorgeschlagenen Fusion mit der London Stock Exchange einen wichtigen Schritt zu gesunderen Kapitalmärkten gemacht“, sagte Fink. Durch den Brexit sei es noch wichtiger geworden, Verbindungen nach Großbritannien zu erhalten, wo die Kapitalmärkte weiterentwickelt seien.

In seiner Rede pries der Blackrock-Vorstandschef aber auch die „moralische Vorreiterschaft“ der Bundesrepublik – und von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Deutschland habe gezeigt, dass Menschlichkeit trotz ökonomischer und politischer Herausforderungen möglich sei: „2016 war ein tumultreiches Jahr, aber es hat die entscheidende Rolle bestätigt, die Deutschland in Europa und der Welt spielt“, sagte Fink. Der Manager äußerte die Hoffnung, dass das Land diese Rolle auch nach den anstehenden Bundespräsidentschafts- und Bundestagswahlen weiter spielen wird – und warb damit indirekt auch für die Kanzlerin.

Auch Börsen-Aufsichtsratschef Joachim Faber widmete sich der Politik. Faber warnte in seiner Rede vor Protektionismus und Nationalismus, die wieder auf dem Vormarsch seien. „Diese Kräfte sind erklärte Feinde eines freien Welthandels, ja, einer offenen Gesellschaft, wie sie die Bundesrepublik seit ihrer Gründung ausmacht“.

Am Mega-Thema Fusion kam aber auch Faber nicht vorbei: „Wir schaffen dadurch einen der größten Anbieter von Finanzinfrastruktur weltweit“. Ob das Vorhaben gelingt, ist aber noch offen, denn auch hier hat die Politik mitzureden. Derzeit prüft die EU-Kommission den Deal unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten. Danach ist die hessische Börsenaufsicht am Zug. Sie kann den Zusammenschluss untersagen, wenn sie die Entwicklung des Handelsplatzes gefährdet sieht. Als größte Hürde für die Genehmigung gelten die Standortpläne der beiden Konzerne. Die Holdinggesellschaft der Superbörse soll in London angesiedelt werden. Das brachte den Fusionspartnern teils harsche Kritik von Aufsehern und Politikern ein – und das nicht nur in Hessen. Denn nach einem Brexit läge der Rechtssitz der wichtigsten Börse in Europa damit außerhalb der EU. Auch Bafin-Chef Felix Hufeld nannte das „schwer vorstellbar“.

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Um die Standortfrage dürfte es auch am Dienstag gehen, wenn Börsenchef Kengeter, Aufsichtsratschef Faber und ihre LSE-Pendants Xavier Rolet und Donald Brydon nach Wiesbaden reisen. Dort treffen sie auf Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen), der die Börsenaufsicht verantwortet. Konkrete Ergebnisse werden bei dem Treffen noch nicht erwartet.

Börsenchef Kengeter erinnerte am Montag jedoch daran, dass die Fusion längst nicht das einzige Thema für die Börse sei. Kengeter verwies auf weitere Initativen des Konzerns, etwa im Fintech-Bereich und mit der Blockchain-Technik. Aus dem Marktplatzbetreiber werde eine „Börse 4.0“, so Kengeter. „Die Börse 4.0 wird so vielfältig und vielleicht auch so einfach zu bedienen sein wie ein „App-Store“. Allerdings ist Kengeters Idee nicht ganz neu: Im Herbst hatte Commerzbank-Vorstandschef Martin Zielke seine Vision eines digitalen Konzerns vorgestellt - die „Commerzbank 4.0“.

KONTEXT

Diese Fusionspläne der Deutschen Börsen sind gescheitert

17. Juli 2000

Die Deutsche Börse präsentiert einen Plan für die Gründung de iX international exchange zusammen mit der Londoner LSE. Die beiden Partner hoffen, mit der paneuropäischen Handelsplattform weitere Börsenbetreiber mit ins Boot zu holen. Das Projekt scheitert allerdings an mangelnder Unterstützung.

Sommer 2003

Der damalige Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, trifft sich mit Euronext-Chef Francois Theodore. Die Gespräche über eine Fusion werden allerdings beendet, nachdem sich beide Seiten nicht über die Bewertung ihrer Häuser einig werden.

Frühling 2004

Seifert und Theodore nehmen ein weiteres Mal Kontakt auf. Ein Zwist über die Besetzung der Führungspositionen lässt sie abermals ergebnislos auseinandergehen.

August 2004

Die Schweizer Börse SWX lehnt Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion, faktisch eine Übernahme, ab.

13. Dezember 2004

Die Deutsche Börse veröffentlicht ein Übernahmeangebot für die LSE über knapp zwei Milliarden Euro, das 2005 am Widerstand des Hedgefonds und Deutsche-Börse-Aktionärs TCI scheitert.

21. Februar 2006

Der neue Börsenchef Reto Francioni legt ein vorläufiges Fusionsangebot für die Pariser Euronext vor und facht damit ein Konsolidierungsfieber in der Branche an.

19. Mai 2006

Die Deutsche Börse dient Euronext-Chef Theodore die Führung eines vereinten Unternehmens an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.

Juni 2006

Die Deutsche Börse unterbreitet der Euronext einen überarbeiteten Fusionsvorschlag. Die Frankfurter geben in der Hauptquartiersfrage nach, doch der Vorstoß kommt zu spät: Die Euronext schließt sich mit der NYSE zusammen.

Dezember 2008

Deutsche Börse und NYSE Euronext loten eine Fusion aus. Die Pläne werden vorzeitig bekannt und scheitern.

April 2011

Die Börse wagt einen weiteren Versuch, mit der Nyse Euronext als Partner eine neue Größenordnung zu erreichen. Die US-Börsen Nasdaq OMX und ICE wollen die Fusion mit einer Gegenofferte für die Nyse torpedieren.

Februar 2012

Der Traum Francionis platzt erneut. Die EU-Kommission untersagt die Milliardenfusion mit den Amerikanern aus schwerwiegenden wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Die EU fürchtet vor allem ein weltweites Monopol im Handel mit europäischen Finanzderivaten.