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Wachsende Sorgen vor schwerem Pandemie-Winter in Deutschland

Berlin (dpa) - Angesichts deutlich steigender Corona-Infektionszahlen und einer neuen Virusvariante im südlichen Afrika wachsen die Sorgen vor einem schweren Pandemieverlauf in diesem Winter in Deutschland.

Die Bundesregierung beschränkt von Sonntag an die Einreise aus Südafrika und sieben weiteren afrikanischen Ländern. Städte und Gemeinden forderten schärfere Maßnahmen gegen das Virus. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte vor der Entstehung noch gefährlicherer Varianten des Coronavirus.

Sorge vor Variante «wie Ebola»

«Meine große Sorge ist, dass es zu einer Variante kommen könnte, die so infektiös ist wie Delta und so gefährlich wie Ebola», sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die neue südafrikanische Variante B.1.1.529 sei ein gutes Beispiel dafür, dass man dem Virus keine Chance zur Mutation geben dürfe. Eine Ebola-Infektion führt meist zu hohem Fieber und inneren Blutungen und endet sehr oft tödlich. Der bislang folgenschwerste Ausbruch war 2014/2015 in Westafrika, damals starben mehr als 11.000 Menschen.

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Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte in den ARD-«Tagesthemen», wenn die möglicherweise gefährliche Variante auch Deutschland erreichen würde, dann wäre das ein riesiges Problem. «Denn es ist nichts schlimmer, als eine besonders gefährliche Variante in eine laufende Welle hineinzubekommen.» Die Variante scheine für Geimpfte und Ungeimpfte gefährlich zu sein. «Daher müssen wir mit Reisebegrenzungen hier arbeiten, hier zählt wirklich jeder Tag, der gewonnen werden kann, bis diese Variante kommt.»

WHO: Variante «besorgniserregend»

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Coronavirus-Variante B.1.1.529 am Freitag als «besorgniserregend» ein. Experten befürchten, dass die vielen Mutationen der Variante dazu führen, dass sich der Erreger schneller ausbreitet oder die Impfstoffe ihre Schutzwirkung verlieren. Wegen der Variante stuft die Bundesregierung Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho ab Sonntag, 0.00 Uhr, als Virusvariantengebiete ein, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitagabend mitteilte.

Fluggesellschaften dürfen damit im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Es handelt sich aber nicht um ein Flugverbot. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht - auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann auch nicht durch negative Tests verkürzt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor gesagt, die Auswirkungen der Variante auf Krankheitsschwere, Infektiosität und Impfschutz seien noch nicht abschließend geklärt.

Problematik der Großveranstaltungen

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Unser Gesundheitssystem kommt an seine Grenzen, die Infektionszahlen steigen ungebremst.» Volle Fußballstadien und Großveranstaltungen setzten ein vollkommen falsches Signal, meinte er. Die bisher von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen reichten zur wirksamen Bekämpfung der Pandemie erkennbar nicht aus.

«In Teilgebieten Deutschlands mit extrem hohen Inzidenzzahlen wird es ohne einen Lockdown nicht gehen», sagte Landsberg. «Mit dem Auslaufen der epidemischen Notlage fehlt dafür allerdings die notwendige Rechtsgrundlage.» Hier sei die künftige Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP gefordert, im Bundestag noch vor der Weihnachtspause erneut die epidemische Notlage festzustellen, um so die notwendigen Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Die epidemische Lage war am 25. November ausgelaufen. Zugleich wurde eine Rechtsgrundlage geschaffen für weitere Auflagen im Kampf gegen die Pandemie geschaffen.

Verschärfung der Maßnahmen unausweichlich

Auch der Deutsche Städtetag hält im Kampf gegen die Pandemie eine Verschärfung von Maßnahmen für unausweichlich. «Wenn die Situation weiter außer Kontrolle gerät, führt kein Weg an erneuten Kontaktbeschränkungen vorbei», sagte Städtetagspräsident Markus Lewe der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir müssen die Corona-Pandemie wieder eindämmen. Wir dürfen nicht warten, bis die Intensivstationen im ganzen Land überfüllt sind. Jeder Tag zählt.»

Lauterbach sagte in der ARD: «Tatsächlich ist das Infektionsgeschehen aggressiver als gedacht.» Zwar hätten die Maßnahmen gewirkt, die Kontakte gingen etwas zurück. «Aber es ist noch nicht da, wo es sein müsste, und es wird auf jeden Fall notwendig werden, dass wir nachschärfen, davon gehe auch ich aus.» Was insbesondere große Probleme mache, sei tatsächlich, dass die Kontrollen von 2G und 2G-plus überhaupt nicht angemessen stattfänden. Zudem gebe es nach wie vor zu viele große Veranstaltungen. «Und es sind aber gerade diese großen Veranstaltungen und auch die vollen Lokale, die vollen Geschäfte, die uns die Probleme machen.»

Politischer Ansprechpartner gesucht

Unionspolitiker forderten die künftigen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP auf, zügig einen Ansprechpartner für Corona zu benennen. Der amtierende Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sagte «Bild»: «Wir brauchen dringend einen klaren, sachkompetenten Ansprechpartner in der zukünftigen Regierung.» Braun koordiniert die Corona-Politik der geschäftsführenden Bundesregierung von Union und SPD.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: «Wir können keine zehn Tage warten, bis ein neuer Gesundheitsminister sein Amt antritt.» Es brauche sofort ein Team aus altem und neuem Minister. «Die Ampel darf Corona nicht verschleppen, es droht ein nationales Corona-Drama.» Nach den Plänen der Ampel-Parteien bekommt die SPD das Gesundheitsressort. Die SPD will ihre Minister aber erst nach dem Parteitag Anfang Dezember benennen.

Angesichts langer Wartezeiten bei der Gabe von Auffrischungsimpfungen forderte FDP-Fraktionsvize Michael Theurer ein «Recht auf eine zeitnahe Impfung» für die Bürger. Es kann nicht sein, dass man Monate auf einen Impf- oder Boostertermin warten muss», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sobald genug Impfstoff vorhanden sei, müssten auch Apotheken und Zahnärzte Impfungen anbieten können.