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VW feiert gelungenes Comeback am Bondmarkt

Erstmals seit anderthalb Jahren wagt sich VW wieder an den Anleihemarkt. Der Dieselskandal hat für Investoren von Volkswagen seinen Schrecken verloren. Die Nachfrage nach den Bonds ist riesengroß.

Was lange währt, wird endlich gut. Seit mindestens einem halben Jahr warten Investoren darauf, dass sich Volkswagen wieder am Anleihemarkt blicken lässt. Der Konzern gehörte traditionell, wie auch die anderen Autobauer, zu den großen Schuldnern am Anleihemarkt. Doch der Diesel-Skandal hielt VW lange in Atem und ließ die Wolfsburger vor einem Kapitalmarktauftritt zurückschrecken. Nun hat der Konzern das Comeback geschafft und dabei in die Vollen gegriffen. Acht Milliarden Euro hat der Autobauer auf einen Schlag am Donnerstag eingenommen – es ist die größte Anleiheemission eines europäischen Unternehmens in diesem Jahr. Angekündigt hatte VW Anleihen über insgesamt mindestens vier Milliarden Euro.

Rekordverdächtig ist auch die Nachfrage: Die Konsortialbanken berichteten von Kaufaufträgen über mehr als 25 Milliarden Euro. Dank des großen Interesses der Investoren kam VW sogar etwas günstiger an Geld als zunächst angekündigt. Die insgesamt vier neuen Bonds mit Laufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren boten Aufschläge um zehn Basispunkte (0,1 Prozentpunkte) im Vergleich zu ausstehenden Bonds.

Die in zwei Jahren fällige Anleihe wird flexibel verzinst. Sie bietet einen Renditeaufschlag von 0,3 Prozentpunkten über dem dreimonatigen Interbankenzinssatz Euribor. Dieser lag zuletzt bei minus 0,3 Prozent. Investoren bekommen damit für diese Anleihe zunächst gar keinen Zins. Negativ wird die Verzinsung aber auch bei einem noch weiter fallenden Euribor nicht sein. Dazu gibt es festverzinsliche Anleihen, die in vier, sechseinhalb und zehn Jahren fällig werden. Die Renditen für diese Papiere liegen zwischen rund 0,6 und knapp zwei Prozent.

Die absoluten Renditen klingen nicht nach viel, doch im Niedrigzinsumfeld sind sie durchaus beachtlich. Dazu kommt, dass sich die VW-Anleihen zwar im Handel von dem Einbruch nach dem Diesel-Skandal erholt haben. Ende September 2015 waren die Renditen in die Höhe geschnellt. Eine im Januar 2014 fällige VW-Anleihe rentierte damals mit 3,4 Prozent, eine im Oktober 2021 fällige Anleihe warf damals drei Prozent Rendite ab. Dennoch bietet VW für seine Anleihen auch jetzt noch mehr Rendite als zum Beispiel BMW oder Daimler. Deren in jeweils knapp sieben Jahren fälligen Anleihen rentieren um die 0,8 Prozent.

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Analysten raten zum Kauf

Die neuen VW-Bonds bezeichnen Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der DZ Bank als klaren Kauf. „Natürlich bestehen noch Risiken in Bezug auf die Rechtsunsicherheiten der Dieselthematik“, meint Gerhard Wolf, Analyst für Autoanleihen bei der LBBW. Allerdings biete die Einigung des Konzerns in den USA eine planbare Ausgangsbasis. VW hat in seiner Bilanz bereits mehr als 22 Milliarden Euro an Rückstellungen für Schadenszahlungen verbucht.

Es bleiben zwar noch Risiken mit Blick auf Klagen aus Europa. Jörg Boche, der als Treasurer für die Refinanzierung von VW zuständig ist, betonte am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Investoren, dass es noch das Risiko weiterer negativer Nachrichten von VW mit Blick auf die Dieselproblematik gebe. Wolf von der LBBW geht jedoch davon aus, dass sich eine finale Entscheidung durch das deutsche und europäische Rechtssystem viel länger hinziehen sollte als in den USA und selbst im Fall von Zahlungen deutlicher geringer ausfallen sollte.

Privatanleger lässt VW bei der Anleiheplatzierung allerdings außen vor. Mit einer Mindestanlagesumme von 100.000 Euro richtet sich die Emission an institutionelle Investoren. Dabei beauftragt VW gleich sechs Konsortialbanken damit, die neue Anleihe zu platzieren. Das Mandat teilen sich Barclays, Société Générale, BNP Paribas, Citi, Mizuho Securities und Unicredit. Im Laufe des Jahres will VW noch mehr Anleihen platzieren. Geplant seien neue Bonds in Dollar und auch eine nachrangige hybride Anleihe, sagte Boche. Mit der Platzierung neuer Anleihen konnte sich VW so lange Zeit lassen, weil der Autobauer ein dickes Liquiditätspolster hat. Der Barbestand plus liquide Wertpapiere liegt nach Berechnungen von Wolf von der LBBW bei 36,8 Milliarden Euro.

Frisches Geld hat sich VW seit dem Diesel-Skandal bislang nur über die Verbriefung von Auto-Leasing-Krediten geholt. Vor wenigen Wochen platzierte der Konzern zudem einen Schuldschein – ein Zwischending zwischen Anleihe und Kredit – über 900 Millionen Euro. Zudem hat der Konzern von Banken eine Kreditlinie im Umfang von 20 Milliarden Euro, die im Juni ausläuft und nicht verlängert werden soll. Fällig werden in diesem Jahr VW-Anleihen über insgesamt gut zwölf Milliarden Euro. Dass VW jetzt wieder problemlos neue Bonds begeben kann, gilt als Zeichen für einen Schritt zurück in die Normalität.