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Vorgabe für 1. November erreicht: Füllstand der deutschen Gasspeicher steigt auf 99,18 Prozent – so geht es nun weiter

Das Bundeswirtschaftsministerium versucht seit Monaten, alternative Gas-Quellen aufzutun – wie hier LNG per Schiff importiert –, um weggefallene russische Lieferungen zu ersetzen. - Copyright: Picture Alliance
Das Bundeswirtschaftsministerium versucht seit Monaten, alternative Gas-Quellen aufzutun – wie hier LNG per Schiff importiert –, um weggefallene russische Lieferungen zu ersetzen. - Copyright: Picture Alliance

Die deutschen Gasspeicher sind weitgehend voll. Zum Stichtag 1. November haben bis auf zwei alle Gasspeicher den vorgeschriebenen Füllstand von mindestens 95 Prozent erreicht. Insgesamt stieg der Füllstand aller Speicher auf 99,19 Prozent. Dies geht aus den Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervor.

Die meisten Speicher sind zu mehr als 99 Prozent gefüllt, einige melden sogar 100 Prozent. Das Ziel nicht erreicht haben wie erwartet der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden und ein kleiner Speicher in nordrhein-westfälischen Epe. In Rehden wird weiter eingespeichert, der Füllstand hat dort 92,5 Prozent erreicht. In Epe waren es 91,1 Prozent.

In Deutschland gibt es rund 25 Speicherbetreiber mit über 40 Untertage-Gasspeichern. Sie gleichen Schwankungen beim Verbrauch aus. Vor der Heizperiode im Herbst sind sie gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. Vor diesem Winter haben die Speicher eine besondere Bedeutung, da Russland kein Gas mehr über die Pipeline Nord Stream 1 liefert.

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Der Gasvorrat in Deutschland ist aktuell so groß wie nie zuvor. Zum Monatswechsel lagerten 243 Terrawattstunden Erdgas in den Speichern. Der bisherige Rekord waren knapp 239 Terawattstunden am 10. November 2019.

Wie lange die Speicher reichen, hängt nun davon ab, wie viel Gas über den Winter nach Deutschland kommt und wie viel verbraucht wird. Der Verbrauch wiederum hängt an den Temperaturen und dem Verhalten von Unternehmen und Haushalten. Als Faustregel gilt, dass volle Speicher allein den Gasbedarf von zwei Wintermonaten decken können. Das zeigt der Verbrauch in den Monaten Januar und Februar 2022 mit knapp 227 Terawattstunden Erdgas.

"Sollte es im Winter sehr kalt werden, werden sich die Speicher auch sehr schnell wieder leeren", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller der Deutschen Presse-Agentur. "Deshalb ist es wichtig, dass wir auch bei sinkenden Temperaturen weiterhin sehr sorgsam mit dem Gasverbrauch umgehen und so viel wie möglich einsparen", mahnte er.

Der Füllstand ist mit 99,18 Prozent deutlich höher, als nach dem weitgehenden russischen Lieferstopp zu erwarten war, aber noch kein Rekord. Am 27. Oktober 2019 waren die damals verfügbaren Speicher dem Verband der deutschen Speicherbetreiber Ines zufolge zu 99,66 Prozent gefüllt.

Begünstigt wird die Bevorratung durch das milde Wetter. Am Mittwoch stieg der Speicherstand nochmals um 0,29 Prozentpunkte. In der laufenden 44. Kalenderwoche wird also noch Gas eingespeichert. Das ist positiv. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre wurde bereits ab Kalenderwoche 43 Gas ausgespeichert. Der späteste Beginn des Ausspeicherns auf Wochenbasis war in diesem Zeitraum die 46. Kalenderwoche.

Gleichzeitig entwickelt sich der Gasverbrauch in Deutschland gut. Nach Daten der Bundesnetzagentur lag der Verbrauch zuletzt um 25 bis 30 Prozent unter dem Mittelwert der vergangenen vier Jahre. Die Netzagentur hat als Ziel ausgegeben, mindestens 20 Prozent zu sparen, um die Chance zu erhöhen, ohne Gasmangel durch den Winter zu kommen.

Die jüngsten Entwicklungen haben also die Chancen deutlich verbessert, dass Deutschland ohne Gasmangel durch den Winter kommt. Das geht aus einer Neuberechnung der Netzagentur hervor. Neben den Einsparungen hätten vor allem höhere Gasimporte und geringere Exporte im europäischen Gasverbund die Situation verbessert. Deutschland bezieht mehr Gas aus Belgien, den Niederlanden und Norwegen. Seit der vergangenen Woche kommt auch Gas aus Frankreich nach Deutschland. Mit kühleren Temperaturen werden sich aber auch die deutschen Gaslieferungen an Nachbarn wie Tschechien wieder erhöhen.

Deutschland habe die Speicher dank der Gaslieferungen aus anderen Ländern sehr schnell befüllen können, sagte Behördenchef Müller weiter. "Deshalb sollte die Solidaritätsverpflichtung gegenüber unseren europäischen Nachbarn auch nicht infrage gestellt werden. Es gibt klare gesetzliche Regeln, die im Falle einer Gasmangellage greifen."

Die Netzagentur berechnete insgesamt vier Szenarien, mit unterschiedlichen Werten für Gasimporte und -exporte sowie den Temperaturen im Winter. Nur in dem ungünstigsten Szenario käme es Ende Februar zu einem Gasmangel und einer Rationierung von Gas für Unternehmen. "Die Anstrengungen haben sich gelohnt", schreibt die Netzagentur, "aber wir sind noch nicht am Ziel".

Haushalte und kleinere Gewerbekunden sind in Deutschland für rund 40 Prozent des Gasverbrauchs verantwortlich. Die übrigen 60 Prozent entfallen auf große Industriekunden. Die Haushalte und auch viele Unternehmen wiederum verbrauchen den Großteil des Gases in der Heizperiode zwischen Oktober und April.

Die Netzagentur entscheidet im Falle eines Engpasses über die Rationierung von Gas. Dabei gibt es eine Reihenfolge, nach der zuerst viele Unternehmen von Einschränkungen betroffen wären. Das soll helfen, kritische Infrastruktur und private Haushalte vor Einschränkungen zu schützen.

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute warnen in einem Risikoszenario, dass Deutschland im Falle von Gas-Rationierungen die tiefste und längste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg drohe.

Auch ohne Nachschub aus Russland ist der aktuelle Füllstand der Gasspeicher höher als im langjährigen Durchschnitt zu dieser Zeit des Jahres. Das zeigt diese Grafik.

Mit Material der DPA