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VIRUS/GESAMT-ROUNDUP: Notfall-Zinssenkung in USA - G7-Staaten handlungsbereit

FRANKFURT/WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank senkt überraschend den Leitzins, die Rufe nach Konjunkturprogrammen werden lauter: Die Sorge um die Wirtschaft wächst angesichts der Folgen des neuartigen Coronavirus. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) verringerte ihren Leitzins am Dienstag deutlich um einen halben Prozentpunkt. Er liegt nun im Korridor von 1 bis 1,25 Prozent. Es handelt sich um die erste Notfall-Zinssenkung der Fed seit der weltweiten Finanzkrise.

Die Europäische Zentralbank (EZB) versicherte: "Wir sind bereit, angemessene und gezielte Maßnahmen zu ergreifen", so wie die Risiken sie nötig machten.

Die sieben großen Industriestaaten (G7) bekundeten ihren Willen, mögliche wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Die Verbreitung des neuartigen Virus und die Auswirkungen auf Finanzmärkte und Wirtschaft würden genau beobachtet, hieß es in einer Erklärung der Finanzminister und Notenbankchefs der G7 im Anschluss an eine Telefonkonferenz. Die Regierungen seien bereit, auch fiskalische Maßnahmen zu ergreifen - also beispielsweise höhere Staatsausgaben.

"Angesichts der möglichen Auswirkungen von Covid-19 auf das globale Wachstum bekräftigen wir unsere Verpflichtung, alle geeigneten politischen Instrumente einzusetzen, um ein starkes und nachhaltiges Wachstum zu erreichen und gegen Abwärtsrisiken zu sichern", hieß es. Zur Gruppe der G7-Staaten gehören die USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Italien.

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Die Aktienmärkte reagierten nach der Fed-Entscheidung teils heftig. Der New Yorker Aktienmarkt legte eine schwankungsreiche erste Handelsstunde hin. Der deutsche Leitindex Dax <DE0008469008> erhielt am Nachmittag vor Handelsschluss noch einmal neue Aufwärtsimpulse. Nach der rasanten Talfahrt der vergangenen Woche erholte er sich zeitweise wieder.

Volkswirte dämpften allerdings die Erwartungen an den Erfolg von Kriseninterventionen der Notenbanken. "Anders als in der globalen Finanzkrise werden die Zentralbanken bei der Bekämpfung des wirtschaftlichen Schadens durch das Coronavirus nur wenig helfen können", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Das größte wirtschaftliche Problem seien ein Zusammenbrechen globaler Wertschöpfungsketten und fehlendes Konsumentenvertrauen.

Ähnlich argumentierte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater: "Die unmittelbaren wirtschaftlichen Probleme liegen in einem vorübergehenden gleichzeitigen Ausfall von Angebot und Nachfrage aufgrund eines von außen kommenden Schocks, und das weltweit. Dagegen können die Notenbanken direkt wenig tun."

Ifo-Präsident Clemens Fuest warnte vor massiven Folgen für die Wirtschaft bei einer Ausbreitung des Virus. "Wir haben eine deutlich erhöhte Rezessionsgefahr", sagte Fuest in Berlin. Derzeit kämen ein "Angebots- und ein Nachfrageschock" zusammen, dies könne eine gefährliche Mischung sein. Die Politik müsse dringend ein Signal setzen und klar machen, alles zu tun, was notwendig sei.

Möglich seien zum Beispiel eine Ausweitung des Kurzarbeitergeldes sowie Notkredite für Unternehmen, die von der Unterbrechung von Lieferketten betroffen seien - damit könnten Insolvenzen verhindert werden. Dies betreffe Branchen wie den Maschinenbau oder die Autoindustrie, aber auch Dienstleistungsfirmen.

Für Europas Fluggesellschaften hat die rasante Ausbreitung des Virus bereits spürbare Folgen. Mehrere Airline-Chefs berichteten bei einem Branchentreffen in Brüssel von einem starken Rückgang der Buchungszahlen.

Angesichts der zunehmenden Auswirkungen des neuartigen Coronavirus auch auf die Wirtschaft dringt CSU-Chef Markus Söder auf finanzielle Hilfen für Unternehmen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sprach sich für ein schnell wirkendes Investitionspaket aus. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus äußerte sich dagegen zurückhaltend. Wichtig sei vor allem eine Planungsbeschleunigung, um Investitionen überhaupt umsetzen zu können, sagte der CDU-Politiker.

FDP-Chef Christian Lindner forderte die Bundesregierung auf, ein "Anti-Krisen-Paket" gegen die wirtschaftlichen Folgen einer Coronavirus-Epidemie aufzulegen.