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Wo das Impfen besser läuft: Erfolgsgeheimnisse aus vier Ländern

Bei den Impfterminen herrscht hierzulande Chaos. Wie es besser geht, lässt sich in Israel, Frankreich, Dänemark und Griechenland beobachten.

Militärpersonal überprüft ein Krankenhausbett in einem neuen Covid-19-Impfzentrum. Foto: dpa
Militärpersonal überprüft ein Krankenhausbett in einem neuen Covid-19-Impfzentrum. Foto: dpa

Für die meisten Virologen gilt das Impfen als stärkste Waffe im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Doch die Klagen hierzulande über die Organisation eines Impftermins brechen nicht ab. Mal kommen Impfwillige bei den überfüllten Hotlines und Onlineportalen nicht durch. Dann wieder müssen Bürgerinnen und Bürger nach langem Warten hören, dass es keinen verfügbaren Termin gibt.

Hinzu kommt: Die einzelnen Bundesländer regeln die Art und Weise der Terminvergabe höchst unterschiedlich. Es fehlt eine Zentralstelle, die das Impfen organisiert. Gerade viele ältere Menschen, die durch die festgelegte Impfreihenfolge zurzeit um Termine kämpfen, überfordert das Chaos. Die Folge: Das so wichtige, schnelle Durchimpfen der Bevölkerung stockt.

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In einigen anderen Ländern dagegen läuft das Impfen besser und organisierter ab. Wer Vorbilder sucht, der findet sie: in Griechenland, Frankreich, Dänemark oder Israel.

Griechenland: Per SMS oder E-Mail über Impftermin unterrichtet

In dem Land im Süden Europas wurden bis zum Wochenende knapp 700.000 Impfdosen verabreicht. Das entspricht einer Erstimpfquote von 6,5 Prozent. 230.000 Menschen haben bereits die zweite Dosis erhalten. Ziel ist es, bis September 80 Prozent der über 18-Jährigen zu impfen. Zum Vergleich: In Deutschland haben mehr als 3,3 Millionen Menschen mittlerweile die erste Impfung erhalten, rund 1,7 Millionen bereits eine Zweitimpfung. Die Impfquote liegt bei vier Prozent.

Die „Operation Freiheit“, wie die griechische Regierung ihre Impfkampagne nennt, läuft bisher reibungslos. Die meisten Bürger brauchen gar nichts zu machen.

Sie werden per SMS oder E-Mail über ihren Impftermin unterrichtet. Die Kontaktdaten kommen aus dem System zur elektronischen Ausstellung von Rezepten, das schon zu Beginn der Pandemie eingeführt wurde, um die Arztpraxen zu entlasten.

Wer noch nicht registriert ist, meldet sich online an und erhält dann ebenfalls seinen Impftermin. Eine Hotline, wie sie in Deutschland viele Menschen zur Verzweiflung treibt, gibt es in Griechenland nicht. „Wir haben uns bewusst gegen ein Callcenter entschieden, weil es nicht in den digitalisierten Ablauf passt“, heißt es in Regierungskreisen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis machte die Organisation der Impfkampagne frühzeitig zur Chefsache.

„Der Premier ist täglich involviert“, berichtet Akis Skertsos, Vizeminister für die Koordination der Regierungsarbeit. „Alles läuft papierlos und voll digital ab, es gibt keine Warteschlangen, jeder Geimpfte bekommt eine elektronische Bestätigung“, sagt Skertsos. Der Anspruch ist: „Wir behandeln die Bürger wie Kunden, nicht wie Antragsteller.“

Alle Fäden der Impfkampagne laufen im sogenannten „Kontrollturm“ zusammen, dem rund um die Uhr besetzten Lagezentrum bei der Behörde für Zivil- und Katastrophenschutz. Vizeminister Skertsos beschreibt das Erfolgsrezept mit den Worten: „Digitalisierung, Transparenz, zentrale Planung und Überwachung der Abläufe in Echtzeit“. Gerd Höhler

Frankreich: Anmeldung lässt sich in etwa zehn Minuten erledigen

Bei den Franzosen läuft die Anmeldung zur Impfung per Internet über die Seite der staatlichen Gesundheitsbehörde und über eine zentrale Hotline. Die Organisation der Termine wird durch die zentralistische Verwaltungsstruktur Frankreichs erleichtert. Eine Anmeldung geht zügig, wenn Impfstoffe vorhanden sind. Zumindest muss man nicht warten, bevor man das Terminangebot sichten kann.

Es werden im jeweiligen Departement des Wohnsitzes alle verfügbaren Termine angezeigt. Eine Anmeldung lässt sich in etwa zehn Minuten erledigen, sofern Termine vorhanden sind. Wenn man den ersten Termin wählt, gibt es gleich den Termin für die zweite Impfung in einem Zeitraum von drei Tagen. Die zweite Impfung erfolgt dann einen Monat später. Die Terminvergabe läuft über die Arzt-Reservierungsseite des 2013 gegründeten deutsch-französischen Start-ups Doctolib, über das mittlerweile in Frankreich ein großer Teil der Arzttermine reserviert wird.

Im Jahr 2019 erreichte Doctolib den Status eines Einhorns, eines Unternehmens mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar. Frankreich hat seine Impftermine derzeit für die Bevölkerung der über 75-Jährigen geöffnet.

Nach letzten Zahlen des staatlichen Gesundheitsdienstes Sante public erhielt mehr als eine Million Franzosen bisher zwei Impfungen, zusätzlich knapp 2,5 Millionen Personen eine Impfung. Dass es in Frankreich nicht mehr sind, liegt wie überall an den fehlenden Impfstoffen, nicht an der Organisation. Tanja Kuchenbecker

Dänemark: Es hilft die bereits vorhandene digitale Infrastruktur

Beim Nachbarn Dänemark ist man mächtig stolz. Das Land mit seinen 5,8 Millionen Einwohnern gehört zu den Impf-Spitzenreitern in Europa. Knapp acht Prozent der Bevölkerung sind bereits mit einer ersten Dosis geimpft worden. Möglich wurde der Schnellstart, weil sich das Land, schon lange bevor das erste Vakzin überhaupt genehmigt war, auf die Impfungen systematisch vorbereitet hat.

So wurden Impfzentren schnell eingerichtet und die Logistik organisiert. Vor allem profitierte das Land von der vorhandenen digitalen Infrastruktur. Die Gesundheitsbehörden haben Zugriff auf die zentral gespeicherten Patientendaten und konnten schnell die betreffenden Personen anschreiben.

Ein Termin wird dann online oder telefonisch vereinbart. Größere Probleme sind dabei nicht aufgetreten, weil sich die Gesundheitsämter frühzeitig mit Extrapersonal auf den Ansturm vorbereitet hatten.

„Wir waren wirklich schnell und effektiv“, freut sich Søren Brostrøm, Chef der Gesundheitsbehörde. Ausgebremst wird Schnellstarter Dänemark derzeit wie die anderen Länder nur durch die verzögerten Impfstofflieferungen. Helmut Steuer

Israel: Lückenloser Zugriff auf die Kontaktdaten der Bürger

In Israel wurden Ende Dezember die über 60-Jährigen mit einer SMS aufgefordert, sich bei einer der vier Gesundheitskassen (HMO) für einen Impftermin eintragen zu lassen. Dazu hatten sie drei Möglichkeiten: Sie konnten sich bei ihrer Krankenkasse online oder mit deren Applikation anmelden. Zudem standen die Hotlines der Krankenkassen zur Verfügung, wo man sich einen Termin geben lassen konnte. Dabei wurde gleichzeitig stets auch der Termin für den zweiten Nadelstich festgelegt.

Inzwischen sind alle über 16-Jährigen zur Impfung zugelassen. Eine derart umfassende Impfaktion würde sich in einem privatwirtschaftlich organisierten Gesundheitssystem nicht so effizient durchführen lassen wie in Israel, sagen Gesundheitsexperten.

Weil alle Bewohner in einer der öffentlichen Gesundheitskassen versichert sein müssen und von ihnen digital erfasst werden, besteht ein lückenloser Zugriff auf die Kontaktdaten der Bürger. Die digitalen Dossiers der Patienten sind bei Vorliegen einer entsprechenden Berechtigung abrufbar.