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Wie die Vertreterin Katars für Stabilität im VW-Konzern sorgt

Die VW-Aufsichtsrätin und promovierte Ingenieurin steht für Katars Wandel. Auch dank ihr studieren in dem Golfstaat inzwischen mehr Frauen als Männer.

Gelassen wartet Hessa Sultan Al Jaber vor dem Konferenzraum des Sheraton-Hotels in Doha: Sie ist vor dem vereinbarten Termin mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erschienen. Mit ihrer schwarzen Landestracht und ihrem Kopftuch könnten Hotelgäste sie leicht übersehen – wäre da nicht diese natürliche Autorität, die Al Jaber ausstrahlt, eine Autorität, die darauf beruht, dass sie zu den herausragenden Persönlichkeiten Katars zählt.

Al Jaber trägt viele Titel: Technologieexpertin, Ministerin, Pionierin für Gleichberechtigung, um nur einige Beispiele zu nennen. In Deutschland ist sie vor allem als Aufsichtsrätin von Volkswagen bekannt. Seit 2016 sitzt sie für Qatar Holding in dem Kontrollgremium der Wolfsburger. Der Staatsfonds ist mit einem Anteil von 17 Prozent der drittgrößte Aktionär des Autokonzerns – nach der Familie Porsche/Piëch und dem Land Niedersachsen.

Als Vertreterin Katars sorge sie für Stabilität im Konzern, sagt Weil, der ebenfalls Aufsichtsrat beim größten deutschen Autohersteller ist. „Viele hier, auch der Emir selbst, haben mir versichert, dass Katar auch in schweren Zeiten als Freund bei Volkswagen investiert bleibt.“ Al Jaber möchte allerdings gar nicht von schweren Zeiten reden, nein, sie sieht Volkswagen auf dem richtigen Weg. Der Dieselskandal, meint sie, sei mittlerweile ausgestanden: „VW ist heute stärker als vor drei Jahren.“

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Auch ist sie davon überzeugt, dass das Unternehmen bei der Umstellung von Verbrennern auf Elektroantriebe die richtigen Weichen gestellt hat. „Die Krise hat VW bei der Neuausrichtung geholfen.“ Der Autobauer wird in den kommenden Jahren Dutzende neue E-Modelle auf den Markt bringen, dazu rüstet VW seine Werke in Emden und Zwickau entsprechend um.

Al Jaber und Weil kennen sich aus den Sitzungen des VW-Aufsichtsrats. „Ich habe sie dort als eine umsichtige Frau kennen gelernt“, sagt der Politiker. Zurückhaltend ist sie indes nicht. Sie frage fokussiert nach, wenn ihr eine Angabe nicht ausreichend erscheine, sagt ein VW-Aufsichtsrat.

Ein Vorbild für Katars junge Frauen

Während Weil ihre Arbeit bei Volkswagen lobt, lotst Al Jaber ihn in den Konferenzraum des Hotels. Vor einem Gemälde bleibt sie stehen und zeigt mit dem Finger auf fünf Jungen, die einem Stock nachjagen. „Schauen Sie, keiner trägt Schuhe“, sagt sie. Dabei sei der Boden staubig und hart. Es ist ein Blick zurück in die Anfänge ihres Heimatlands.

Die Zeiten der Entbehrungen sind lange vorbei. Auch wenn das Emirat seit zwei Jahren unter dem Embargo seiner Nachbarn Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain und Saudi-Arabien leidet, zählt es noch immer zu den reichsten Staaten der Welt.

Zu Wohlstand gekommen ist Katar durch seine Gasvorkommen, modernisiert hat sich das Land aber durch Menschen wie Al Jaber. Die in den USA ausgebildete Ingenieurin hat als Ministerin für Informationstechnologien in den Jahren 2013 bis 2016 das Telekommunikationsnetz grundlegend erneuern lassen und zugleich die Grundlage dafür geschaffen, dass Katar heute Satelliten in den Orbit schicken kann. Mittlerweile kann das Land mit seinem schnellen Internet Investoren anlocken.

Al Jaber hat außerdem den Anstoß dazu gegeben, in Katar eine Universität zu gründen. Diese sehen viele im Land als Zeichen des Aufbruchs. Waren Frauen noch vor Kurzem vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen, so fällt ihnen heute eine Schlüsselrolle im Bildungssektor zu.

Zwei Drittel der Studierenden sind heute weiblich, selbst in den Ingenieurwissenschaften liegt der Anteil bei über 50 Prozent. Inzwischen überlegt die Universitätsleitung, ob mit speziellen Programmen gezielt junge Männer gefördert werden können.

Al Jaber sei Vorbild für viele junge Frauen, wie ein Vertreter der Universität sagt. Ihr Gesprächspartner aus Deutschland ist tief beeindruckt: „Innerhalb von 20 Jahren hat Katar einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht“, sagt Weil. In Deutschland sei die Entwicklung dagegen vergleichsweise langsam gewesen. „Wir müssen da demütig sein.“