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Was uns dieses Foto über die Deutsche Bank verrät

Fotos aus laufenden Vorstandssitzungen deutscher Großkonzerne sind eine Seltenheit. Die Deutsche Bank macht eine Ausnahme: Sie kämpft um ihr Ansehen seit sie Milliardenstrafen unter anderem für Zins- und Devisenmanipulationen zahlen musste – und wählt mehr Offenheit als Antwort auf die Skepsis, die ihr entgegen schlägt.

Kommunikationschef Jörg Eigendorf veröffentlichte am Dienstagabend daher ein Foto, das ein Kamerateam der ARD zeigt, das für einen Beitrag in einer von Vorstandschef John Cryan geleiteten Vorstandssitzung drehen durfte. Der Schnappschuss erlaubt einen außergewöhnlichen Blick in die Bank. Wenn auch der Vorstand des Dax-Konzerns natürlich auf den Besuch des Fernsehteams vorbereitet worden war und sich vielleicht nicht ganz so gegeben hat, wie in Fällen ohne Beobachtung.

Rund um einen langen Tisch mit mindestens sechs lederbezogenen Stühlen in klassischem Stahlrohr-Design an jeder Seite, zeigt das Foto sieben Personen. Auf der linken Seite sitzt Vorstandschef John Cryan, in seinen Händen ein Tablet-Computer mit einem Klappständer. Das Display ist extrem dunkel – der CEO nutzt einen Blickschutz.

Neben dem riesigen Bildschirm an einer Kopfseite des Raums sind zwei Kameras auf die Teilnehmer im Raum gerichtet: Per Videokonferenz wird ihr Bild aus Frankfurt zu zwei zugeschalteten Kollegen übertragen. Etwa in Lebensgröße ist links auf dem Großbildschirm Kim Hammonds zu sehen, Vorständin für Technologie, hinter ihr ein Kunstwerk in einem New Yorker Büro der Bank. Auf der rechten Seite ist Stuart Lewis elektronisch bei der Sitzung anwesend. Er ist der Risikovorstand der Bank – und aus Singapur zugeschaltet.

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Zwischen den sechs Männern und der Vorständin für Regeleinhaltung, Sylvie Matherat, stehen im Frankfurter Konferenzraum viele Flaschen Mineralwasser – und auch Erfrischungsgetränke wie Coca-Cola und Säfte. Die Teilnehmer nippen aber allenfalls Wasser. Krawatte und Hemden mit Manschetten sind für die Herren Pflicht, aber das Sakko abzulegen ist nicht verpönt.

Neben Cryan sind am Tisch noch vertreten: Garth Ritchie, Kapitalmarktchef, Werner Steinmüller (Asienchef), Nicolas Moreau (Vermögensverwaltung Deutsche Asset Management, ohne Sakko), Karl von Rohr (Personal, Recht) und – vom rechten Bildrand hereinragend – Christian Sewing (Privatkunden und Co-Vorstandschef). Nicht dabei oder außerhalb des Bildausschnitts sind Co-Vorstandschef Marcus Schenck und Noch-Investmentbankingchef Jeff Urwin.


Gesprochen wird englisch, ein Bild ist 6.000 Euro wert

Auch ein Blick in die Kunstsammlung der Bank lässt sich erhaschen – an der Kopfwand des Raums neben den Monitoren hängt ein Bild. Eine Fotorecherche über Google gibt Details zu dem Werk preis. Es muss sich um eine Lithografie des Künstlers Philip Guston aus dem Jahr 1980/81 handeln – erschienen in einer Auflage von 50 Stück. Sie ist für etwas weniger als 6.000 Euro auch jetzt noch im Kunsthandel zu erstehen. Ein weiteres Exemplar ist zum Beispiel im Besitz der Tate in London.

Niemand trägt einen Knopf im Ohr oder ein Headset, so dass klar ist: hier wird englisch gesprochen – und zwar von Garth Ritchie im Moment der Aufnahme. Es ist in diesem Moment Dienstag, 12.09 Uhr Frankfurter Zeit, wie eine von sechs Digitaluhren an der Wand zeigt. Fünf weitere Uhren zeigen die Zeiten in New York (6.09 Uhr), London (11.09 Uhr) sowie in Mumbai, Singapur und Tokio. Der globale Anspruch der Bank ist hier zu erkennen, auch wenn der jüngste Strategieschwenk eine Betonung der Marktposition auf das Geschäfts auf dem Heimatmarkt enthielt.

Das Team aus Tontechniker und Kameramann im Bildvordergrund hält etwas Abstand zur Gruppe der Sitzungsteilnehmer. In wenigen Wochen werden die Bilder in der ARD einen noch besseren Eindruck in das Innere der Bank geben können. Bis das gefilmte Material in einer Dokumentation gesendet werde, vergehe aber noch einige Zeit, so Kommunikationschef Eigendorf.

Die neue Offenheit bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Probleme der Bank verschwunden sind. Im vergangenen Jahr bröckelte die Marktposition im Investmentbanking, die Bank muss ihre Aktionäre derzeit um frisches Kapital bitten (die Kapitalerhöhung läuft) und die Gehälter für viele Beschäftigte fallen wegen des eisernen Sparkurses niedriger aus.

KONTEXT

Der Vorstand der Deutschen Bank

Fakten zum Vorstand

Im Oktober 2015 hatte Vorstandschef John Cryan einen Großumbau des Vorstands angekündigt. Viele Änderungen traten zum 1. Januar 2016 in Kraft, im Laufe des Jahres 2016 gab es erneut Umbesetzungen. Das Gremium besteht zum 1. Oktober 2016 aus elf statt zuvor acht Mitglieder. Zwei Frauen gehören zum Zirkel, vier Manager sind Deutsche.

John Cryan - Vorstandschef

Der Brite führt seit Juli 2015 die Deutsche Bank. An seiner Seite agierte bis Mai 2016 noch Jürgen Fitschen als Co-Vorstandschef.

Cryan war zuvor unter anderem Finanzvorstand der Schweizer Großbank UBS.

Marcus Schenck

Bis 2014 arbeitete Schenck für den Energiekonzern Eon und die Investmentbank Goldman Sachs, bevor er als Finanzvorstand zur Deutschen Bank wechselte. Er behielt beim großen Umbau im Herbst 2015 seinen Posten und wurde im März zum Stellvertreter Cryans gewählt.

Christian Sewing

Zweiter stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist Christian Sewing. Er sitzt seit Jahresbeginn 2015 im Vorstand. Nachdem er sich zunächst um die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten der Bank kümmerte, übernahm er im Sommer 2015 die Leitung des Privatkundengeschäfts und damit auch die Verantwortung für die Postbank. Die Position Sewings wurde weiter gestärkt, weil sein Bereich auch die Betreuung von sehr reichen Kunden übernahm.

Kim Hammonds

Die langjährige Boeing-Managerin bringt als Technologiechefin die Informationssysteme der Bank auf Vordermann. Sie hatte zunächst als Generalbevollmächtigte begonnen und rückt im August 2016 in den Vorstand.

Stuart Lewis

Der Brite war bereits vor dem großen Umbau im Jahr 2015 Risikovorstand - und ist es geblieben.

Sylvie Matherat

Die Französin war seit gut einem Jahr bei der Bank, bevor sie im Oktober 2015 in den Vorstand einzog. Sie kümmert sich um die Bereiche Regulierung, gute Unternehmensführung und Kampf gegen Finanzkriminalität.

Nicolas Moreau

Der Franzose blickt auf eine mehr als 25-jährige Karriere beim französischen Versicherungskonzern Axa zurück, wo er zuletzt das Frankreich-Geschäft leitete. Zum 1. Oktober 2016: Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bank mit der Zuständigkeit für die Vermögensverwaltung (Deutsche Asset Management). Sein Sitz: London.

Garth Ritchie

Der britische Manager leitete zuvor das Aktiengeschäft in London und übernahm im Oktober 2015 die Leitung des kompletten Handelsgeschäfts ("Global Markets"), das von den anderen Investmentbanking-Aktivitäten getrennt wurde.

Karl von Rohr

Der Deutsche übernahm ab Oktober 2015 die Verantwortung für die Rechtsstreitigkeiten und das Personal. Vorher war er für das Management der globalen Regionen der Bank zuständig.

Werner Steinmüller

Der Banker arbeitet seit 1991 für das Institut und führte seit 2004 die Transaktionsbank, die etwa Zahlungsdienstleistungen und Handelsfinanzierungen anbietet.

1. August 2016: Aufstieg zum Vorstand für das Asien-Geschäft mit Sitz in Hongkong.

Jeff Urwin

Der Brite kam im Frühjahr 2015 vom Konkurrenten JP Morgan. Er stieg wenig später in den Vorstand auf und trägt dort die Verantwortung für die neu aufgestellte Unternehmenskunden- und Investmentbank.