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Unaufhaltsamer Ausverkauf am Bondmarkt: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Kell über gute und schlechte Nachrichten. — Abonnieren Sie die Fünf Themen des Tages gratis hier.

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Die Menge rennt zu einer kleinen Tür

Die schwindende Hoffnung auf einen Zinsgipfel in den USA hat am Treasury-Markt zu einem Ausverkauf geführt, der die Rendite 30-jähriger Langläufer erstmals seit 2007 über die Marke von 5% geschoben hat. Nachdem amerikanische Zahlen zu den offene Stellen gestern alle Ökonomenprognosen übertrafen und weitere Fed-Notenbanker ihre Falkenfedern zeigten, gerieten auch diesseits des Atlantiks Staatsanleihen weiter unter die Räder.

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Die Rendite zehnjähriger Bunds nahm erstmals seit 2011 die 3% Marke. Italienische Staatspapiere flirten angesichts der Etatprobleme von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mit den 5%. “Die Angst vor höheren Renditen in der Zukunft hat die Anleger zum Verkauf gezwungen, und die Menge rennt in Richtung einer kleinen Tür”, sagt Guillermo Hernandez Sampere, Handelsschef beim Vermögensverwalter MPPM.

Mit stark steigenden Realrenditen droht zudem neuer Druck auf den Aktienmarkt. Bloomberg-Kolumnist John Authers zieht bereits Paralellen zum Schwarzen Montag 1987. Nachdem der Maschinenbauverband VDMA neue Flaute-Signale zum Auftragseingang meldete, wichen die Renditen im Vormittagshandel allerdings von ihren Hochs zurück und der Stoxx Europe 600 drehte ins Plus. Derzeit sind offenbar nicht nur gute Nachrichten schlechte Nachrichten, wie die UBS in einem Bericht schreibt, sondern auch schlechte Nachrichten gute Nachrichten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell und Boris Groendahl: Immobilienparty am Ende, Kohleparty geht weiter, ‘Schweiz-Aufschlag’ verschwindet rechtzeitig, an die Börse — von der Börse und Milliarden abgeliefert.

Immobilienparty am Ende

In der Ära des billigen Geldes konnten sich europäische Immobilienfonds vor Neueinzahlungen kaum retten. Nach zehn Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank hintereinander hat sich das Blatt gewendet und Investoren ziehen ihre Gelder ab. Damit erhöht sich für die Fonds der Druck, ihre Liegenschaften auf den Markt zu werfen. Ihre Weigerung, sinkende Marktpreise zu akzeptieren, könnte bröckeln. Wenn die Fonds in großem Stil anfangen, Liegenschaften zu verkaufen, könnten die bereits zweistellig gesunkenen Bewertungen weiter hinuntergehen. Nicht helfen dürfte der Trend zum kleineren Büro, den das Ifo in Deutschland ortet. Jedes zehnte Unternehmen plant, seine Bürofläche zu verkleinern — interessanterweise besonders viele in der Auto- und der Rundfunkbranche.

Kohleparty geht weiter

Deutschland wird auch in diesem Winter drei stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb nehmen, um sicherzustellen, dass auch bei Nachfragespitzen das Licht im Land anbleibt. Das Kabinett wird im Laufe des Mittwochs eine entsprechende Verordnung zur Wiederinbetriebnahme von Kraftwerken der RWE (Niederaußem, Neurath) und der LEAG (Jänschwalde) verabschieden. Der Schritt ist wegen der Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke und des Lieferstopps von russischem Erdgas notwendig. Nachdem dem Eliud Kipchoge unter den Sommern nun doch langsam die Puste ausgeht und die Temperaturen ab nächster Woche fallen, ziehen auch die europäischen Gaspreise wieder etwas an.

‘Schweiz-Aufschlag’ verschwindet rechtzeitig

Ein halbes Jahr nachdem die Schweiz den Zorn des Bondmarkts auf sich und ihre Banken gezogen hat, scheint der Ärger verhallt. Der Renditeaufschlag, mit dem Nachranganleihen der UBS belegt wurden, ist praktisch verschwunden. Das trifft sich gut für das Zürcher Geldhaus, da es demnächst eine Neuemission dieser sogenannten Additional-Tier-1-Papiere in Betracht zieht. Analysten begründen die Entspannung damit, dass der Schritt inzwischen eher als Einmal-Aktion gesehen wird und die Investoren jetzt “auf dem Quivive” sind und sich die Prospekte von A bis Z durchlesen. Während also bei den AT1 nicht mehr mehr gezahlt werden muss, bietet UBS das bei Einlagen offenbar weiterhin an.

An die Börse, von der Börse

Die Sorge um die Folgen des Zinsanstiegs und den Konjunkturausblick dürften schon seit langem Firmenbesitzer umgetrieben haben, Anteile noch rechtzeitig über die Börse zu versilbern. Indessen kämpft so manches Unternehmen bereits mit Gegenwind, dem womöglich mit einer Abkehr vom Aktienmarkt besser umzugehen ist. Der Finanzinvestor Cinven will den Münchner Laborbetreiber Synlab von der Börse nehmen und hat dazu dem Vernehmen nach nun eine Finanzierung durch Banken wie Barclays und BNP auf die Beine gestellt. Beim IPO des Augsburger Panzergetriebeherstellers Renk sollen die Aktien laut Termsheet am unteren Rand der Zielspanne platziert werden. In der Schweiz betonte der Pharmariese Novartis, er wolle seiner Ausschüttungspolitik auch nach dem Spinnoff von Sandoz treu bleiben. Die Titel des Generikaherstellers gaben heute in Zürich ihr Börsendebüt bei einer Marktbewertung von fast 11 Milliarden Franken.

Milliarden abgeliefert

Von San Francisco bis Istanbul sehen die Gründer von Online-Lieferdiensten, die während der Corona-Pandemie einen Boom erlebten, ihre Vermögen schwinden. Sechs Unternehmer aus dem Segment hatten es in den Bloomberg-Milliardärsindex geschafft, darunter die Gründer der Amsterdamer Just Eat Takeaway.com, der im Silicon Valley ansässigen Firmen Instacart und DoorDash sowie der türkischen Getir, die letztes Jahr für einen Milliardenbetrag den Berliner Lieferdienst Gorillas gekauft hat. Vier haben ihren Rang als Milliardäre wieder eingebüßt. In der Pandemie, als die Verbraucher zu Hause festsaßen, steckten Investoren viel Geld in die Lieferanten. Inzwischen ist der Nachfrageboom weggebrochen — und damit auch der Börsenhype. Dass hohe jährliche Wachstumsraten eine Ausnahmeerscheinung sind und nicht über Jahre gehalten werden können, “hätte schon der gesunde Menschenverstand erkennen müssen”, sagt Matthias Schu von der Hochschule Luzern.

Was sonst noch passiert ist:

  • Großbritannien-Handelsriese wird optimistischer

  • Von CS plazierte ESG-Bonds verlieren blaues Label

  • September-Hitze bricht Rekorde

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