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Flugbegleiter streiken ab Donnerstag wieder bei der Lufthansa

Mit einem zweitägigen Streik will die Gewerkschaft Lufthansa an den Verhandlungstisch zwingen. Passagiere müssen sich auf unruhige Tage einstellen.

Die Gewerkschaft hat einen zweitägigen Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft angekündigt. Foto: dpa
Die Gewerkschaft hat einen zweitägigen Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft angekündigt. Foto: dpa

Die Kabinengewerkschaft UFO hat die Flugbegleiter der Kernmarke Lufthansa zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Starten soll der Arbeitskampf an diesem Donnerstag um 0.00 Uhr. Der Streik soll am Freitag um 24 Uhr enden.

Alle Flüge, die in dieser Zeit in Deutschland starten, seien betroffen, sagte Daniel Flohr, der stellvertretene Vorsitzende der UFO, am Montagmittag. Man habe alles versucht, um Arbeitskämpfe zu verhindern, so Flohr.

So habe UFO einen Brief an die Lufthansa geschrieben und Vorschläge unterbreitet, um aus der Eskalationsspirale heraustreten zu können. Auch wisse das Management schon seit Freitag von den Streikplänen. Der Konzern habe aber nicht reagiert. „Herr Spohr, nun liegt der Ball wieder in Ihrem Spielfeld“, sagte Flohr in Richtung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

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Doch die Lufthansa-Spitze dürfte das wenig beeindrucken. Allerdings nimmt der Dax-Konzern die Streikankündigung dieses Mal ernster als die Warnstreiks der UFO vor wenigen Wochen. Damals hoffte man, den Ausstand aussitzen zu können. Diesmal arbeitet der Konzern an einem Sonderflugplan. Gleichzeitig prüfe man rechtliche Schritte.

Tatsächlich ist es schwer, die Folgen des Arbeitskampfs abzuschätzen. Zwar hat sich die UFO per Urabstimmung in allen Flugbetrieben der Lufthansa ein entsprechendes Mandat geholt. Eine große Mehrheit habe sich hierbei für unbefristete Streiks ausgesprochen, so die UFO.

Allerdings wird diese Quote nur auf Basis der Zahl der abgegebenen Stimmen berechnet, nicht bezogen auf die Zahl aller Mitglieder. Insgesamt vertritt die UFO rund 20.000 Kabinenmitarbeiter in der gesamten Lufthansa-Gruppe. Wie viele davon an der Urabstimmung teilgenommen haben, ist nicht bekannt. Zur Wahlbeteiligung schweigt die UFO. In Kreisen der Kabinenmitarbeiter wird vermutet, dass diese eher gering ausfiel. Viele sind vom internen Streit genervt und haben der Gewerkschaft innerlich den Rücken gekehrt.

Daraus abzuleiten, dass die Auswirkungen gering sein werden, wäre allerdings grob fahrlässig. Das lehrt die Erfahrung des letzten Warnstreiks vor wenigen Wochen. Damals hatte die UFO mit einer Tour durch ganz Deutschland versucht, ihre Mitglieder zu mobilisieren. Auch hier soll die Resonanz sehr dürftig gewesen sein. Dennoch fielen am Ende 100 Flüge aus.

Die Erklärung: Viele Kabinencrews haben zwar keine Lust, für die UFO zu streiken. Aber sie wollen für sich selbst streiken. Ihren Unmut über den Umgang der Lufthansa mit dem fliegenden Personal haben viele schon auf anderem Wege zum Ausdruck gebracht, etwa durch Krankmeldungen.

Lufthansa und UFO liegen seit Monaten im Clinch. Das Konzernmanagement zweifelt nach heftigen internen Streitigkeiten bei der UFO am Status der Gewerkschaft und lässt diesen gerichtlich überprüfen. Entschieden wird hier im April. Gleichzeitig bezweifelt das Unternehmen, dass der amtierende Vorstand „vertretungsberichtigt“ ist.

Ein erstinstanzliches Urteil, das die Spitze der UFO bestätigt hat, reicht Lufthansa nicht. Bis zu einer Neuwahl des Gremiums will man nicht mit der UFO verhandeln. An dieser Position hält die Lufthansa auch nach der Mitgliederversammlung der UFO am vergangenen Freitag fest, bei der der Interimsvorstand zumindest bis zu den Neuwahlen im Februar im Amt bestätigt wurde.

Streit der Befindlichkeiten

In dem Streit geht es längst um mehr als nur Tarifthemen. Viele Manager der Lufthansa fühlen sich von der UFO um ihren einstigen Chef Nicoley Baublies in ihren strategischen Entscheidungen eingeschränkt. Baublies ist zwar nicht mehr im Vorstand der UFO, zieht aber im Hintergrund die Fäden und trat zuletzt sogar wieder als Sprecher der Gewerkschaft auf.

Mittlerweile bieten sich den Kabinenmitarbeitern zwei andere Gewerkschaften als Alternative an. Mit Verdi hat Lufthansa mittlerweile ein erstes Sondierungsgespräch geführt. Die Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) wiederum wird am 11. November die Kabinencrews dazu aufrufen, einen Vorstand, einen Beirat und eine Tarifkommission für die neue IGL-Einheit „Cabin Union“ (CU) zu wählen.

Die konstituierende Sitzung soll dann im Anschluss erfolgen, erklärt Daniel Wollenberg, der stellvertretende Vorsitzende der IGL. Zeitnah könnten Tarifforderungen formuliert und die Lufthansa könnte zu ersten Gesprächen eingeladen werden.

Nach wie vor hat aber UFO die mit Abstand meisten Mitglieder bei den Flugbegleitern der Lufthansa. Die Spartengewerkschaft könnte das Tarifeinheitsgesetz heranziehen. Danach legt die mitgliederstärkste Vertretung den Tarifvertrag fest. Zwar könnten Verdi und die IGL auf die ungeklärte Statussituation bei der UFO verweisen und die Frage aufwerfen, ob sich die Gewerkschaft überhaupt auf das Gesetz berufen darf. Doch auch diese rechtliche Klärung würde wohl Monate dauern.

Bleibt für Verdi und die IGL die Strategie, möglichst viele Kabinenmitglieder für sich zu gewinnen. Ein Hebel dazu könnte ein erster Entgelttarifvertrag sein, der eine attraktive Lohnerhöhung bietet.

Wer bei dieser Überzeugungsarbeit die besseren Karten hat, ist offen. Verdi hat das Problem, dass sich viele Kabinenmitarbeiter in der Vergangenheit von einer Großgewerkschaft nicht ausreichend vertreten gefühlt haben. Die CU der IGL wiederum ist eine völlig neue Vertretung, die viele Kabinenmitarbeiter noch nicht kennen und deshalb einordnen können.