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Umbau des Kreuzfahrtgeschäfts bringt Tui einen Milliardenerlös

Der Reisekonzern verkauft eine Kreuzfahrttochter an ein Gemeinschaftsunternehmen mit Royal Caribbean Cruises. Das entspannt die Finanzlage.

Der Reisekonzern Tui reagiert auf seine angespannte Finanzlage und verkauft seine Kreuzfahrtreederei Hapag Lloyd Cruises für 1,2 Milliarden Euro. Käufer ist die Hamburger Reederei Tui Cruises, ein Gemeinschaftsunternehmen des Hannoveraner Reisekonzerns mit der US-Reederei Royal Caribbean Cruise Line (RCL) aus Miami.

Für Europas größten Touristiker erscheint der Deal aus bilanztechnisch Sicht als cleverer Schachzug. An Tui Cruises hält die Tui AG zwar die Hälfte der Anteile, wodurch ihr 50 Prozent der Ausschüttungen zustehen. Das Joint Venture wird im Konzern jedoch nicht voll konsolidiert. So zeigt der Geschäftsbericht nur die anteiligen Erträge – und das im Finanzergebnis.

Dem Tui-Konzern fließen durch den Verkauf rund 700 Millionen Euro an finanziellen Mitteln zu, gleichzeitig tilgt er rund 400 Millionen an Verbindlichkeiten aus der Konzernbilanz, die auf den Konten von Hapag-Lloyd gebucht sind. Außerdem erwartet Tui durch die Transaktion einen „erheblichen Buchgewinn“.

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Per Darlehen finanziert

Den Käufer selbst belastet der Erwerb dagegen kaum. Die Kaufpreissumme werde von Tui Cruises überwiegend über Darlehen finanziert, erläuterte Tui-Vorstandschef Fritz Joussen. An zusätzlichem Eigenkapital werden lediglich 150 Millionen Euro fällig, die Tui und RCL jeweils zur Hälfte in ihr Joint Venture einzahlen.

Die Verschuldungsquote steigt damit bei Tui Cruises absehbar nur moderat. Bei der letzten Bilanz-Veröffentlichung des Joint Ventures zum 31. Dezember 2018 besaß die Hamburger Reederei Eigenkapital in Höhe von 640 Millionen Euro, was einer Eigenkapitalquote von 21,6 Prozent entsprach. Durch den Übernahme-Deal verschlechtert sie sich rechnerisch – andere Ereignisse ausgenommen – lediglich auf 18,9 Prozent.

Die finanzielle Ausstattung von Tui Cruises bleibe nach dem Hapag-Lloyd-Erwerb gesund, bestätigte Joussen. Einbußen bei den Ausschüttung von Tui Cruises habe man daher nicht zu fürchten. Die an der Londoner Börse gelisteten Tui-Aktien, die in den vergangenen 20 Monaten ihren Wert halbierten, legten am Freitag um rund ein Prozent zu.

Über den faktischen Teilverkauf an die Amerikaner war bereits seit Tagen spekuliert worden. Tui-Chef Joussen hatte zuvor den Plan bekannt gegeben, die Hälfte der Hamburger Luxusreederei an einen Partner abzugeben.
Mit RCL verbindet Tui eine ebenso lange wie erfolgreiche Geschäftsbeziehung. 2008 gründeten beide in Hamburg die Reederei Tui Cruises („Mein Schiff“), die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zu einer Ertragsperle entwickelte.

Unterschiedliche Marken

Von den fünf Schiffen der Hapag-Lloyd, darunter neben drei kleinen Expeditionsdampfern die „Fünf-Sterne-Plus“-Luxusliner „MS Europa“, „MS Europa 2“, unterscheidet sich die „Mein-Schiff“-Flotte erheblich. Während auf den Hapag-Dampfern die Reise mit über 640 Euro pro Tag zu Buche schlägt, sind „Mein-Schiff“-Ausflüge schon für ein Viertel solcher Ticketreise zu haben.

Innerhalb des Joint Ventures Tui Cruises soll Hapag-Lloyd Cruises nun zu einer „zweiten Säule“ werden, erklärte Joussen. Obwohl der Deal Synergien von 300 Millionen Euro bringen soll, wolle man beide Marken weiterhin getrennt führen. Entlassungen werde es nicht geben, versprach der Tui-Chef. Schließlich setze man weiterhin auf Expansion.

„Wir ändern die Gesellschaftsstruktur hinter der Marke und wachsen dadurch bei den Kreuzfahrten stärker, schneller und weniger kapitalintensiv“, erklärte Joussen den Teilverkauf. „Gleichzeitig nutzen wir die frei werdenden Mittel, um die digitale Transformation der Tui weiter voranzutreiben.“ Vor allem aber wolle man die Bilanz stärken.

Europas größter Reisekonzern hatte es zuletzt nicht mehr geschafft, genügend Cashflow zu erwirtschaften, um daraus die Investitionen zu stemmen. Schuld waren im vergangenen Jahr zu üppig eingekaufte Bettenkapazitäten in Spanien und hohe Verluste im Fluggeschäft. Insbesondere das Flugverbot für die Boeing 737 Max riss tiefe Löcher in die Bilanz. Für die Flieger, die am Boden blieben, musste sich Tui teuren Ersatz besorgen.

Auch für 2020 rechneten Analysten bislang mit einem ungenügenden Geldzufluss. In der Folge steigt seit einiger Zeit die Verschuldung, so dass die Ratingagentur Moody‘s im Dezember die Bonität des Konzerns auf „Ba3 negativ“ (Non-Investment-Grade) herabstufte.

Der nun für den Sommer anvisierte Geldzufluss durch den Reederei-Verkauf dürfte den Hannoveranern deutliche Erleichterung bringen.