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Die Trump-Profiteure

Nun ist es also beschlossene Sache: Am Freitag hat der republikanische Parteikonvent in Cleveland Donald Trump als seinen Präsidentschaftskandidaten nominiert. Der poltrig, rüpelhaft-auftretende Unternehmer dürfte nicht nur für einen zumindest unterhaltsamen Wahlkampf sorgen. Selbst für Anleger könnte Trump Auswirkungen haben.

So hat Donald Trump etwa immer wieder versprochen, als US-Präsident eine große Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen lassen – finanziert vom südlichen Nachbarstaat. Sollte dieses wahr werden, wäre dies womöglich eine Chance für Anleger. Denn laut einer Analysten-Studie von Sanford C. Bernstein & Co dürfte von solch einer Mauer vor allem der globale Zementhersteller Cemex profitieren. Allerdings wohl nur, wenn Mexiko dieses Vorhaben bezahlen sollte – was völlig unrealistisch ist. Das Unternehmen wurde in Mexiko gegründet und hat auch dort seinen Sitz. Es ist kaum vorstellbar, dass Donald Trump mit seiner Kritik an der Globalisierung ein mexikanisches Unternehmen mit dem Mauerbau beauftragt. Oder es kommt so, wie das Satire-Magazin „Der Postillon“ jüngst scherzte: „Mexiko will Grenzmauer zu den errichten, falls Trump Präsident werden sollte“. Das wäre ein Großauftrag für Cemex.

Aber was wird an den Aktienmärken passieren, sollte Donald Trump zum Präsident der Vereinigten Staaten gewählt werden? „Aktienkurse fallen deutlich, hochverzinsliche Unternehmensanleihen werden ausverkauft und Staatsanleihen sowie der Dollar legen ein Rally hin, weil Investoren dann sichere Anlagen bevorzugen“, meint beispielsweise Kathy Bostjancic, Leiterin für US-Wirtschaftsprognosen bei Oxford Economics.

Profitieren dürften aber einzelne Branchen an den Märkten. So lassen laut CBCNews Trumps bisherige Reden erwarten, dass er die Regulierung im Öl und Energie-Sektor zurücknimmt und mehr Gelder in das Militär investiert. Davon könnten Aktien aus dem Verteidigungssektor profitieren, zum Beispiel Lockheed Martin und Northrop Grumman. Als Energiewert wäre Continental Resources eine Chance, zumal deren Gründer Harold Hamm auf dem Treffen der Republikaner in dieser Woche eine Rede hielt und die derzeitige Rally an den Aktienmärkten mit Trump begründete.

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Die klassische Branche, die bei fast jedem Sieg eines Republikaners empfohlen wird: Waffenhersteller. Trump hat, als er seine Nominierung als Kandidat in Cleveland annahm, versprochen, die Gewalt in den USA zu beenden. Vermutlich wird er das nur mit mehr Waffen angehen. Hersteller Smith & Wesson könnte davon profitieren.

Die größten Verlierer während Trumps Präsidentschaft dürften Unternehmen sein, die vom weltweiten Handel profitieren wie beispielsweise Transportunternehmen. Und Firmen, die ihre Gewinne mit niedrigen Importpreisen erzielen. Die Profite von US-Handelsketten wie Walmart und Best Buy dürften deutlich sinken, sollte Trump sein Versprechen wahr machen, verstärkt auf amerikanische Produkte zu setzen.

Auch deutsche Konzerne könnte eine Präsidentschaft des Exzentrikers hart treffen. Denn im vergangenen Jahr war Uncle Sam unser größter Kunde: Die Ausfuhren nach Amerika zogen um beinahe 24 Prozent auf knapp 56 Milliarden Euro an, geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor.

Viele Dax-Konzerne müssen dann unter Trumps Devise „Amerika first“ deutliche Abstriche machen. Automobilhersteller BMW, der ein Fünftel seiner Erlöse in den USA erzielt, drohen Schutzzölle – ebenso wie dem Pharmakonzern Bayer, der 27 Prozent seines Umsatzes dort erzielt. Fresenius Medical Care macht ein Drittel seiner Erlöse in den USA und steht dann vor einem größeren Problem: Trump hat noch auf dem Parteitag versprochen, die Gesundheitsreform Obamacare in dieser Form abzuschaffen.

Die Präsidentschaftswahlen in den USA sind für die Finanzmärkte immer von großer Bedeutung, die jeweilige Kursentwicklung geht stets in die gleiche Richtung. Grundsätzlich schneiden laut Daten der Analysefirma Ned Davis Research von 1900 bis 2015 Wahljahre im sogenannten Präsidentenzyklus gut ab. Das hat etwas mit einem „politischen Zyklus“ zu tun. Unangenehme Maßnahmen werden in der ersten Hälfte der Regierungszeit beschlossen, danach sind eher Wahlgeschenke das Thema auf der politischen Tagesordnung.


Und welchen Präsidenten wünscht sich die Börse?

Und welchen Präsidenten wünscht sich die Börse? Traditionell werden Republikaner von Investoren und Anlegern bevorzugt. Sie gelten allgemein als wirtschaftsliberaler und weniger regulierungsfreundlich. Doch die Realität sieht laut der französischen Großbank BNP Paribas anders aus. Hätte man am 12. April 1945 zwei 10.000-US-Dollar-Depots gestartet, das eine dabei nur zu Amtszeiten von Demokraten, das andere nur zu Amtszeiten von Republikanern eins zu eins in den S&P 500 Index investiert, wäre das Ergebnis wie folgt: Das Republikaner-Depot wäre auf rund 46.000 US-Dollar gestiegen, das Demokraten-Depot würde heute hingegen bei 300.000 US-Dollar stehen.

Dementsprechend war der beste Präsident, was die Aktienkursentwicklung seit 1945 angeht, auch ein Demokrat: Bill Clinton. In seiner achtjährigen Amtszeit von 2001 bis 2009 stieg der S&P 500 um 209 Prozent. Bei allen Demokraten lag dieser Index am Ende der Amtszeit im Plus.

Zwar belegen die Ränge hinter Clinton mit Eisenhower (plus 129 Prozent) und Reagan (plus 117 Prozent) zwei Republikaner, doch zwei Konservative bilden auch das Schlusslicht. Unter George W. Bush fiel dieser Index um 40 Prozent, während der nur fünfeinhalbjährigen Amtszeit von Richard Nixon gab der S&P 500 mehr als 20 Prozent nach. Es sind die einzigen beiden Präsidenten, deren Amtszeit seit 1945 mit einer negativen Aktienentwicklung endete.

Doch was ist dran an der demokratischen Outperformance? „Vielleicht liegt das Geheimnis gar nicht so sehr in einer möglichen größeren wirtschaftlichen Kompetenz der Demokraten, sondern vielmehr in einer politisch-gesellschaftlichen“, schreibt die BNP Paribas.

Demokratische US-Präsidenten waren in der Vergangenheit öfter in der Lage, Konflikt und Differenzen friedlich beizulegen: John F. Kennedy etwa widerstand dem Versuch des US-Militärs, Kuba anzugreifen; unter Jimmy Carter wurden der SALT-II-Vertrag (Begrenzung der strategischen Offensivwaffen) mit der damaligen UdSSR ausgehandelt und diplomatische Beziehungen mit China aufgenommen; und Truman konnte mit seinem Marshallplan Gräben überwinden helfen, denn letztendlich bedeutete der Plan ja nichts anderes, als einem ehemaligen Gegner, Deutschland, zu helfen. „Demokraten überwinden Gräben“, lautet das Fazit der französischen Großbank.

Und die Republikaner? Während republikanischer Amtszeiten kam es oft zu Konfrontationen, auch innerhalb der Gesellschaft. Die Watergate-Affäre (Ausspionierung des politischen Gegners) unter Richard Nixon etwa spaltete die US-Gesellschaft zutiefst und George W. Bush führte sein Land gleich in mehrere Kriege (Irak und Afghanistan). Zudem traf Bush zahlreiche Entscheidungen, die auch in den heftige Debatten nach sich zogen, wie etwa das Einbehalten von Geldern, die für Programme der Vereinten Nationen (UN) verwendet werden sollten, und das Zurückstellen von Klimaschutzberichten. „Republikaner gehen auf Konfrontation“, schreibt die BNP Paribas. Für diese These ist deren aktueller Kandidat Donald Trump das beste Beispiel. Ein meterhoher Zaun an der Staatsgrenze hilft jedenfalls nicht dabei, Gräben zu überwinden.

KONTEXT

Die Wirtschaftspolitik von Donald Trump

Hintergrund

Seit Mittwoch ist Donald Trump offizieller Bewerber der Republikaner für das Amt des nächsten US-Präsidenten. Der Mann, der sein Vermögen mit rund zehn Milliarden Dollar angibt, will Amerika wieder groß in der Welt machen - auch wirtschaftlich.

Finanzen

Trump will für mehr Wachstum in der US-Wirtschaft sorgen. "Bessere Jobs und höhere Löhne", gibt er als Ziel an. Der Immobilien-Unternehmer will die Staatsschuldenlast der USA von fast 19 Billionen Dollar abbauen. Er bezeichnet die Schuldenlast als unfair gegenüber der jungen Generation und verspricht: "Wir werden Euch nicht damit alleine lassen". Defiziten im Staatshaushalt will er ein Ende bereiten.

Steuern

Trump hat umfangreiche Steueränderungen angekündigt, die für jeden niedrigere Belastungen mit sich bringen sollen. Wer weniger als 25.000 Dollar im Jahr verdient, soll dank eines Freibetrages künftig gar keine Einkommensteuer mehr zahlen. Er will das Steuersystem vereinfachen, den Höchstsatz in der Einkommensteuer von derzeit 39,6 auf 25 Prozent kappen und die Erbschaftsteuer ganz abschaffen. Auch Unternehmen sollen künftig mit nur noch 15 Prozent Körperschaftsteuer wesentlich besser dastehen - bislang sind es 35 Prozent. Damit sollen sie an Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten gewinnen.

Jobs

Trump verspricht, der "größte Job-produzierende Präsident" seines Landes zu werden, "den Gott jemals geschaffen hat". Dabei hält er sich zugute, als Unternehmer bereits für Zehntausende neuer Stellen gesorgt zu haben.

Handel

Um amerikanische Arbeitsplätze zu sichern, will Trump die Zölle auf im Ausland hergestellte Produkte anheben und die US-Wirtschaft insgesamt stärker gegen Konkurrenz aus dem Ausland schützen. Darüber will er mit den Handelspartnern bestehende Verträge neu verhandeln. China, aber auch Mexiko, Japan, Vietnam und Indien wirft er beispielsweise vor, die Amerikaner "auszubeuten", indem sie ihre Währungen zum Schaden von US-Exporten abwerten und manipulieren.

Freihandelsabkommen

Das angestrebte transatlantische Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU (TTIP) lehnt Trump ab. Für ihn schadet ein freierer Zugang der Europäer zum US-Markt - vor allem zum staatlichen Beschaffungsmarkt - den amerikanischen Firmen. Trump setzt generell anstatt auf multilaterale Handelsabkommen, etwa im Rahmen der Welthandelsorganisation, auf bilaterale Vereinbarungen mit einzelnen Staaten und Wirtschaftsräumen.

China

Die Handelsbeziehungen zu China, der nach den USA zweitgrößten Wirtschaftsmacht weltweit, will Trump grundlegend überarbeiten und dabei auf Stärke setzen. Er wirft der Volksrepublik vor, ihre Währung künstlich zu drücken, um im Handel Vorteile zu erlangen. Er will das Land daher in Verhandlungen zwingen, damit Schluss zu machen. Auch "illegale" Exportsubventionen soll die Volksrepublik keine mehr zahlen dürfen. Verstöße gegen internationale Standards in China sollen der Vergangenheit angehören. Mit all diesen Maßnahmen hofft er, Millionen von Arbeitsplätzen in der US-Industrie zurückzugewinnen.

Energie- und Klimapolitik

In der Energie- und Klimapolitik hat Trump eine Kehrtwende angekündigt. Er will die USA von den ehrgeizigen Klimaschutzvereinbarungen von Paris abkoppeln, die Umwelt- und Emissionsvorschriften lockern und eine Rückbesinnung auf fossile Energieträger einläuten. "Wir werden die Kohle retten", versprach er im Wahlkampf. Auch der umstrittenen Fracking-Energiegewinnung steht Trump positiv gegenüber.