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Tränen-Bäcker steht in der Kritik

Corona-Krise: In einer Videobotschaft hatte ein Bäcker unter Tränen über seine aktuelle Situation berichtet und eine Welle des Mitgefühls ausgelöst. Nun wird der Geschäftsmann aus Hannover aber scharf kritisiert.

Die Corona-Krise trifft uns alle hart und so mancher Unternehmer weiß nicht wie es weitergehen soll. In seiner Verzweiflung wandte sich Gerhard Bosselmann in einer Videobotschaft an seine Kunden. Der Bäcker berichtete, dass er bereits zehn Filialen schließen musste, weil die Kunden ausbleiben.

Die netten Versprechungen der Politiker kämen nicht unten an, der Mittelstand werde fallen gelassen.

Unter Tränen appellierte er an seine Kunden: „Sie können uns helfen, wenn Sie in schlechten Zeiten zu uns halten! Gehen Sie zu Ihrem Bäcker!“ Die Botschaft rührte viele Nutzer zu Tränen und löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Das Video wurde hunderttausende Male angesehen. Die Kunden strömten daraufhin in Bosselmanns Bäckereien.

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Sogar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich zu dem Video: „Zunächst einmal in dem Fall eine noch relativ gute Situation, weil es um Lebensmittel geht“, sagte er. Denn Geschäfte, die der Lebensmittelversorgung dienen, dürfen nach wie vor geöffnet bleiben.

Drohende Dienstanweisung an Mitarbeiter kommt ans Licht

Doch nun wird Bosselmann scharf kritisiert. Grund ist ein Schreiben an seine Mitarbeiter. In dem droht er seinen Angestellten mit Kündigung oder Versetzung, wenn sie sich krankmelden würden. Er werde Krankmeldungen ohne Fieber nur mit vorgelegter Corona-Testierung akzeptieren. Zudem hätten alle Krankmeldungen bei ihm persönlich zu erfolgen.

Auch wer in seiner Freizeit nicht strikt zuhause bleibe und sich auf Partys, Kindergeburtstagen oder Treffen mit Freunden leichtsinnig infiziere, werde „sofort (!) fristlos entlassen wegen schwerer Unternehmensschädigung einschließlich weitreichender Regressansprüche“, heißt es weiter in dem Schreiben an die Mitarbeiter.

Seit die Hannoversche Zeitung über die Dienstanweisung berichtete und das Schreiben im Internet die Runde macht, geht ein Shitstorm auf den Bäcker aus Hannover nieder.

„Der typische Mittelstandsheuchler“, schrieb einer. „Es geht den Arbeitgeber überhaupt nichts an, warum man sich krank meldet“ und „Wurde schon überliefert, ob das Arbeitsgericht sich krank, oder nur schlapp gelacht hat“, lauten die noch harmloseren Kommentare.

Einige zeigten aber auch Verständnis für die Anweisung zu Zeiten einer sehr ungewöhnlichen Situation, in die uns die Corona-Krise bringt. Er wolle nur seine Firma und damit auch die Mitarbeiter schützen.

Mitarbeiter war auf einer Corona-Party

In einem Interview mit dem Spiegel erklärt sich der Bäcker zu dem Fall. Er habe Angst, dass er seinen Betrieb wegen eines bestätigten Falles von Covid-19 schließen müsse. „Mich hat ein Mitarbeiter angerufen und gefragt, ob er noch zur Arbeit kommen müsse. Er sei am Vortag auf einer Corona-Party gewesen, auf der sich auch ein positiv getesteter Mensch aufgehalten habe“, sagte der Bäcker gegenüber dem Magazin.

Daraufhin habe er die Dienstanweisung verfasst – das sei schon eine Woche vor der Videobotschaft geschehen. Da habe er sich gefühlt wie ein Familienvater, der einmal sagen müsse: bis hierhin und nicht weiter.

„Und ja, ich habe mich im Ton vergriffen, aber wer will das einem schulden in einer Zeit, wo niemand weiß, wie lange wir als Firma noch überleben?“

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Einen Widerspruch zwischen dem Video und der Dienstanweisung an seine Mitarbeiter sehe er nicht. „Überhaupt nicht! Das Video war eine Kurzschlussreaktion. Ich saß mit meiner Tochter im Kaffee und war fertig mit den Nerven. Wir hatten zehn Filialen bereits schließen müssen, ich wusste nicht, wie ich die Miete für die übrigen stemmen sollte. Ich habe zu ihr gesagt: Ich muss jetzt etwas tun, es muss was raus.“

Ihm gegenüber habe sich kein Mitarbeiter beschwert, im Gegenteil, er habe Zuspruch bekommen. „Wir stehen fest zusammen. Der Mitarbeiter, der mich so aus der Fassung gebracht hat, kommt übrigens auch wieder, wenn er seine Quarantänezeit absolviert hat“, sagte er dem Spiegel.

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