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Trügerische Normalität: So verläuft die Rückkehr der Chinesen zur Arbeit

Fabriken öffnen wieder, Veranstaltungen werden geplant, es gibt nur 15 neue Infektionen an einem Tag: Das Ursprungsland des Coronavirus will die Krise hinter sich lassen.

Menschen arbeiten in einer chinesischen Fabrik am Fließband. Viele Unternehmen sind aus der Quarantäne zurückgekehrt. Foto: dpa
Menschen arbeiten in einer chinesischen Fabrik am Fließband. Viele Unternehmen sind aus der Quarantäne zurückgekehrt. Foto: dpa

Es ist fast wieder so wie vor der Coronakrise. Im Werk des deutschen Maschinenbauers BHS Sonthofen in der nordostchinesischen Stadt Tianjin laufen die Geschäfte – wenn auch mit zahlreichen gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen.

Zunächst hatten die Behörden die erforderliche Genehmigung nicht erteilt. Ende Februar kam dann aber die Freigabe. Seitdem fährt Ronny Laux, Geschäftsführer des Werks, nach und nach den Betrieb wieder hoch. Gestartet habe er mit einer Anwesenheitsquote von 50 Prozent. „In der zweiten Woche waren es 75 Prozent, jetzt sind wir bei knapp 90 Prozent“, erzählt er.

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Ganz China kehrt nach wochenlanger freiwilliger und unfreiwilliger Quarantäne Schritt für Schritt wieder zur Normalität zurück. Nach Schätzungen der japanischen Bank Nomura hatten am Sonntag, einem Geschäftstag in China, drei Viertel aller wirtschaftlichen Aktivitäten wieder den Betrieb aufgenommen. „China“, so teilte die nationale Gesundheitskommission auf einer Pressekonferenz am Donnerstag mit, „hat den Höhepunkt der Krise überschritten.“

Bereits am Dienstag hatte der Besuch des chinesischen Staats- und Parteichefs im Ausbruchsort der Pandemie Wuhan signalisiert, dass die chinesische Regierung glaubt, die Krise unter Kontrolle gebracht zu haben.

Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang wiederum sagte auf einer Kabinettssitzung am Mittwoch, dass die für Mitte April bis Mitte Mai angesetzte Kanton Messe, auf der heimische Produzenten ausländischen Käufern ihre Ware präsentieren, stattfinden soll, um „den internationalen Handel zu stabilisieren“.

Plötzlich fahren wieder 15 Millionen Menschen U-Bahn

Sogar in der vom Coronavirus besonders schwer betroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei dürfen Fabriken, „die von erheblicher Wichtigkeit in der Unterstützung der nationalen und globalen Industriekette“ sind, ihren Betrieb seit Mittwoch wieder anfahren. Alle anderen Werke müssen noch bis zum 20. März auf weitere Ankündigungen warten.

300 Millionen Menschen, berichtete das chinesische Transportministerium am Samstag, seien seit des chinesischen Neujahresfestes wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Auf den Straßen fahren wieder mehr Autos, Busse und Bahnen füllen sich langsam wieder.

Im Vergleich zur Vorwoche fuhren 15 Millionen Menschen in China U-Bahn – das waren 46,5 Prozent mehr als noch zur Woche davor und knapp ein Viertel des Standes vor Ausbruch der Epidemie. Noch arbeiten viele, wenn sie können, lieber von zu Hause.

Wer dennoch ins Büro oder in die Fabrik will, begegnet vielen Kontrollen und Beschränkungen. Inzwischen haben sich die 100 Mitarbeiter von BHS Sonthofen an die umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen gewöhnt.

Neben Einlasskontrollen und Temperaturchecks werden die Räume in der Firma jeden Tag mehrfach desinfiziert. Die betriebseigene Kantine ist noch gesperrt. Mitarbeiter müssen Masken tragen – manche nehmen es gelassen, andere stört sie. „Sehr positiv haben wir wahrgenommen, dass die Behörden sehr bemüht sind“, sagt Laux. „Sie fragen nach, wo es noch Schwierigkeiten gibt.“

Man merke, dass die Regierungen die Unternehmen unterstützen wollen. Entgegen anfänglicher Befürchtungen klappt der inländische Transport nach Angaben von Laux reibungslos. Auch die chinesischen Zulieferer hätten keine Probleme.

Viele Kontrollen und Auflagen belasten die Unternehmen

Das ist jedoch nicht bei jedem Werk der Fall. Als problematisch gelten vor allem die vielen Kontrollen und Auflagen, die dazu führen, dass einige Unternehmen weiterhin an Arbeitskräftemangel und Lieferketten-Unterbrechungen leiden.

So beschuldigte ein Editorial der staatlichen Tageszeitung China Daily einige lokale Behörden, mit übertriebenen Inspektions- und Genehmigungsprozessen die Rückkehr der Unternehmen zur Normalität unnötig zu erschweren. Stattdessen „sollten sie Unternehmen dabei helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Das ist jetzt nicht weniger wichtig ist als die Bemühungen, das Virus einzudämmen“, heißt es darin.

Vor allem den kleinen und mittelständischen Unternehmen müsse man jetzt helfen. Die negativen Auswirkungen einer verzögerten ökonomischen Erholung könnte zu „weit verbreiteten Insolvenzen und zum Verlust von Arbeitsplätzen führen, was die soziale Stabilität gefährdet“.

Zudem ändern sich die Regeln jeden Tag. So gab die Stadt Qianjiang in der zentralchinesischen Provinz Hubei am Dienstag bekannt, dass alle Verkehrskontrollen aufgehoben werden sollten, nur um am Mittwoch wieder diese in Kraft zu setzen.

Chinas Behörden stehen vor einem Dilemma. Auf der einen Seite soll die vom Coronavirus angeschlagene Wirtschaft wieder in Schwung kommen, auf der anderen Seite müssen Neuerkrankungen vermieden werden. Denn wenn nur ein Mitarbeiter sich als infiziert herausstellt, muss der gesamte Betrieb schließen.

Auch die Kontrollen in der Hauptstadt Peking wurden wieder angezogen. Seit Mittwoch müssen sich alle aus dem Ausland eingereisten Besucher 14 Tage in Quarantäne begeben, zuvor hatte diese Regel nur noch für solche aus Krisengebieten wie Iran und Italien gegolten. Zu groß ist die Angst vor dem Reimport des Virus.

Nach offiziellen Angaben meldete China am Donnerstag nur noch 15 Neuinfektionen, acht davon in Wuhan. Sechs von den sieben, die außerhalb der zentralchinesischen Metropole entdeckt wurden, sind auf das Ausland zurückzuführen. Damit liegt die Zhal der Gesamtinfektionen in Festlandchina bei 80 796, die der Genesenen bei 62 808 und die der Todesopfer inzwischen bei 3169.