Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.772,85
    +86,25 (+0,46%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.085,08
    +30,67 (+0,61%)
     
  • Dow Jones 30

    39.512,84
    +125,08 (+0,32%)
     
  • Gold

    2.366,90
    +26,60 (+1,14%)
     
  • EUR/USD

    1,0772
    -0,0012 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    56.427,32
    -1.692,76 (-2,91%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.256,24
    -101,77 (-7,49%)
     
  • Öl (Brent)

    78,20
    -1,06 (-1,34%)
     
  • MDAX

    26.743,87
    +34,97 (+0,13%)
     
  • TecDAX

    3.404,04
    +19,74 (+0,58%)
     
  • SDAX

    14.837,44
    +55,61 (+0,38%)
     
  • Nikkei 225

    38.229,11
    +155,13 (+0,41%)
     
  • FTSE 100

    8.433,76
    +52,41 (+0,63%)
     
  • CAC 40

    8.219,14
    +31,49 (+0,38%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.340,87
    -5,40 (-0,03%)
     

Top-Ökonomen rechnen mit höherer Inflation – aber erst in den nächsten Jahren

Die Ökonomen Charles Goodhart und Manoj Pradhan diskutieren mit Ex-EZB-Chefvolkswirt Peter Praet über die Inflation. Die Drei sind sich dabei besonders in einem Punkt erstaunlich einig.

Seit der Finanzkrise haben verschiedene Experten immer wieder vor hoher Inflation gewarnt. „Axel Weber geht, die Inflation kommt“, hieß es zum Beispiel, als der frühere Bundesbank-Präsident im Jahr 2011 seinen Rücktritt erklärte. Eingetreten sind die Prophezeiungen nicht.

Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren fiel die Inflation in der Regel deutlich niedriger aus, als es Notenbanken und Ökonomen erwartet hatten. In dem viel diskutierten Buch „The Great Demographic Reversal“ vertreten der britische Ökonom Charles Goodhart und sein Kollege Manoj Pradhan die These, dass sich das bald ändern wird und die Inflation deutlich steigt. Am Montag diskutierten sie darüber auf einem virtuellen Panel der Universität Frankfurt mit dem früheren Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet.

Ihre Argumentation stützen Goodhart und Pradhan vor allem auf die alternde Bevölkerung in den westlichen Ländern und China. Diese führt aus ihrer Sicht dazu, dass der Anteil der Erwerbstätigen immer weiter sinkt. Demgegenüber steht ein immer höherer Anteil an Alten, die konsumieren. Das Angebot an Arbeitskräften geht demnach zurück und die Nachfrage steigt – was zu höheren Löhnen und Preisen führt.

WERBUNG

Hinzu kommt kurzfristig, dass durch die Coronakrise die Ersparnisse stark gestiegen sind. Während Unternehmen und auch der Staat sich stärker verschuldet haben, konsumierten private Haushalte in der Pandemie deutlich weniger und legten Geld auf die hohe Kante. Wenn nun diese Liquidität auf ein geringeres Angebot an Waren stößt, könnte das die Inflation schnell anfachen.

Die Frage wäre dann, wie die Notenbanken darauf reagieren. Goodhart erinnerte an die Erfahrungen Anfang der 80er-Jahre. Damals hatte der frühere US-Notenbankchef Paul Volcker die Inflation, die Anfang der 1980er-Jahre in den USA bis zu 15 Prozent betragen hatte, mit drakonischen Maßnahmen in den Griff bekommen. „Das war damals extrem schwierig“, sagte Goodhart. „Heute wäre es noch viel schwerer.“

Praet: Nachfrage nach Pandemie steigt bei einigen Produkten schneller als Angebot

Pradhan verwies darauf, dass das Wachstum in den westlichen Ländern und China durch den sinkenden Anteil an Erwerbstätigen aus seiner Sicht deutlich niedriger ausfallen wird. Bei niedrigem Wachstum und hohen Schulden aber sei es politisch noch schwerer die Zinsen anzuheben, um eine höhere Inflation zu vermeiden.

Auch Peter Praet, der von 2012 bis 2019 Chefvolkswirt der EZB war, hält eine höhere Inflation für möglich. Er schätzt aber die Wahrscheinlichkeit geringer ein als die beiden anderen Ökonomen. Dennoch sei es wichtig, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten, betonte er. „Am meisten Sorgen mache ich mir, wenn alle in dieselbe Richtung denken und davon ausgehen, dass die Inflation und Zinsen auf Dauer niedrig bleiben.“

Praet verwies darauf, dass vor allem Branchen mit geringer Produktivität wie Gastronomie und Tourismus von der Corona-Pandemie getroffen wurden. Diese können aus seiner Sicht nach der Krise relativ schnell wiederhergestellt werden. Zudem können Länder auf die Alterung der Gesellschaft mit institutionellen Reformen wie einer Erhöhung des Rentenalters reagieren.

Dennoch hält der frühere EZB-Chefvolkswirt es für möglich, dass nach der Krise die Nachfrage schneller steigt als das Angebot und es bei manchen Produkten zu sprunghaften Preisanstiegen kommt. Einig war er sich mit Goodhart und Pradhan außerdem darin, dass es für die Notenbanken in einem Umfeld hoher Verschuldung sehr schwierig würde, die Zinsen anzuheben.