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Tobias Haupt soll den deutschen Fußball aus der Krise und zurück an die Weltspitze bringen

In einem halben Jahr beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Auch für den Leiter der DFB-Akademie ist sie eine große Bewährungsprobe.

Es ist ein hehres Ziel, das Tobias Haupt da verfolgt. „Zurück in die Weltspitze“ soll der deutsche Fußball. Dahin, wo er noch vor wenigen Jahren war. Nicht mehr – und nicht weniger. Doch in den vergangenen Wochen und Monaten schien die Nationalelf von Bundestrainer Joachim Löw davon sehr weit entfernt.

Die bittere 0:6-Niederlage gegen Spanien und die sich anschließende Trainerdiskussion markierte den unrühmlichen Höhepunkt eines maximal durchwachsenen Jahres für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Die Altlasten der Sommermärchen-Affäre sind noch immer nicht überwunden, hinzu kommen Querelen und Grabenkämpfe in der Führung des Verbandes.

Es scheint, als habe Präsident Fritz Keller seinen Platz noch immer nicht gefunden. Hinzu kommt: Die Fans wandten sich mitten in der Coronakrise von der Nationalmannschaft ab, die Einschaltquoten waren mau. Und das, wo doch der Fußball in diesem Jahr eine der wenigen Möglichkeiten zur Zerstreuung bot.

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Und Haupt? Der Leiter des Zukunftsprojekts DFB-Akademie, ein Betriebswirt mit Schwerpunkt Sportmanagement, gilt in der Branche als kluger Kopf, als unverbrauchtes Talent, als einer, der es schaffen kann, sich gegen die Altvorderen im größten Sportverband der Welt durchzusetzen.

Mit einer Vision: Die Akademie, die er seit Oktober 2018 leitet, soll dabei helfen, den Fußball weiter zu professionalisieren, sich dank Big Data zu digitalisieren. Um so den Anschluss an die Weltspitze wieder herzustellen.

Mithilfe der Wirtschaft und der Wissenschaft. Und nicht einfach nur mit verbessertem Training. „Das System deutscher Fußball hat in den vergangenen Jahren einige Schwachstellen entwickelt, die die Konkurrenz für sich genutzt hat“, sagt Haupt – und die zuletzt in den Ergebnissen der Nationalelf auch sichtbar wurden. Spielern fehlte der Faktor Mensch, Talente wurden in den Nachwuchsleistungszentren zu gleichförmig entwickelt, der Erfolgshunger fehlte.

Reform der Trainerausbildung und Talentförderung

Das soll sich ändern, es muss sich ändern, fordert Haupt. Er entwickelt die Bereiche Belastungssteuerung, Ernährung, Medizin, Psychologie, Spielanalyse oder auch Neuro-Athletik weiter. Zusammen gefasst: „Mir geht es um das Herauskitzeln der letzten ein bis zwei Prozent an Leistung in jedem einzelnen Performance-Bereich. Dazu gehört auch die Reform der Trainerausbildung und Talentförderung in Deutschland“, sagt Haupt.

SAP beispielsweise kümmert sich als Partner der Akademie um die Datenanalyse, die Auswertungen zu Spielerleistungen und um die Technologieinnovationen im Fußball. Haupt hat zudem die Sportdirektorenausbildung ins Leben gerufen. Das zweite Modul beginnt in diesen Tagen. Hier sollen Manager ausgebildet werden, die mehr sind als altgediente Spieler, denen ein Verein nach dem Ende der sportlichen Karriere noch etwas Gutes tun will.

Vermittelt wird unabdingbares betriebswirtschaftliches Wissen, es geht aber auch um Themen wie Führung, Digitalisierung, strategisches und konzeptionelles Denken. Am Ende winkt ein Zertifikat. „Ich bin überzeugt davon, der Fußball hierzulande braucht nicht nur ein professionelles Umfeld, sondern vor allem auch top ausgebildete Leader im sportlichen Bereich“, sagt der 36-jährige Haupt. Das haben auch die Bundesliga-Klubs eingesehen – und am Konzept mitgearbeitet.

Die Erkenntnis ist sicher richtig, kommt allerdings etwas spät. In der Champions League, dem wichtigsten Wettbewerb für Fußballklubs aus Europa, kann aus Deutschland einzig der FC Bayern München um den Sieg mitspielen, ein Verein, der seit vielen Jahren wie ein mittelständisches Unternehmen geführt wird.

Haupt sieht gerade da noch viel Nachholbedarf. Er selbst hat es als Torwart bis in die Bayernliga geschafft, im Anschluss an das Abitur BWL an der Privatuni Schloss Seeburg in Österreich studiert. Seine Doktorarbeit schloss er 2014 ab. Das Thema: „Social Media Marketing und Kapitalisierungsmöglichkeiten im Spitzensport“. Vor seiner Zeit beim DFB leitete er das Internationale Fußballinstitut in München.

Arbeit am gesamten Erscheinungsbild

Beim DFB arbeitet er Seite an Seite mit Direktor Oliver Bierhoff, dem die Akademie untersteht. Rund 100 Mitarbeiter hat sie bereits, die noch in der Goldsteinstraße im Frankfurter Stadtteil Niederrad sitzen. Im kommenden Jahr soll der 150 Millionen Euro teure Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn dann fertig sein.

„Die Akademie mit Tobias Haupt und Oliver Bierhoff an der Spitze ist sicher ein Meilenstein für den deutschen Fußball“, sagt Sportmarketingexperte Peter Rohlmann. „Doch der Verband muss zwingend auch an seinem gesamten Erscheinungsbild arbeiten. Ein Prestigeprojekt reicht da nicht aus.“

Haupt weiß, dass er sich nicht zurücklehnen kann, dass es auch auf ihn ankommt, wenn das kommende Jahr ein erfolgreicheres werden soll als 2020. Das Projekt „Zurück in die Weltspitze“ sollte im Bestfall bei der Europameisterschaft 2021 in die Tat umgesetzt werden. Ein gutes Abschneiden wäre zumindest ein Anfang.