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Warndemonstrationen der Stahlkocher: Der Thyssen-Betriebsratschef will nicht klein beigeben

Der Stahl-Betriebsratschef Tekin Nasikkol sieht den geplanten Umbau bei Thyssen-Krupp skeptisch. Er stellt sich auf eine längere Auseinandersetzung ein.

Der Gewerkschafter gilt als harter Verhandlungspartner – und kennt den Thyssen-Krupp-Konzern gut. Foto: dpa
Der Gewerkschafter gilt als harter Verhandlungspartner – und kennt den Thyssen-Krupp-Konzern gut. Foto: dpa

Er ist der Mann der Stunde. Tekin Nasikkol muss als Betriebsratschef der Stahltochter von Thyssen-Krupp die Belegschaft in den kommenden Monaten durch den wohl radikalsten Umbau der Konzerngeschichte führen.

Am vergangenen Dienstag zeigten sich Nasikkol und die IG Metall schon mal kämpferisch. Mit orangefarbenen und gelben Arbeitsjacken und zahlreichen Transparenten waren nach Angaben der Gewerkschaft 6000 Stahlkocher an den Hauptstandort nach Duisburg-Hamborn gekommen, um dort mehr Klarheit über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze einzufordern. Auch Nasikkol war anwesend.

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Mit dem gelernten Schmelzschweißer sitzt Vorstandschefin Martina Merz und Spartenvorstandssprecher Premal Desai ein harter Verhandlungspartner gegenüber. Der Betriebsratschef kennt den Konzern gut.

Vor mehr als 30 Jahren begann er seine Karriere beim Vorgängerunternehmen Thyssen, arbeitete er sich neben dem Beruf in Themen wie Finanzierungs- und Investitionsrecht ein – und beendete schließlich ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Vor anderthalb Jahren wurde der heute 50-Jährige dann zum Gesamtbetriebsratschef der Stahlsparte gewählt. Kollegen aus der IG Metall beschreiben ihn als engagiert und verlässlich.

Für eine Pressekonferenz zwei Tage nach den Warndemonstrationen hatte der Gewerkschafter seine leuchtende Arbeitsjacke wieder abgelegt. Er erschien im schwarzen Rollkragenpullover und mit Sakko. Doch die Alarmstimmung war damit längst nicht vorbei.

Denn um 600 Millionen Euro soll das Betriebsergebnis der Stahlsparte in den kommenden Jahren steigen, teilte der Spartenvorstand einen Tag zuvor der Belegschaft mit. Nach vorläufiger Planung sollen dafür 1200 Arbeitsplätze gestrichen werden. Es könnten aber noch deutlich mehr werden. Gleichzeitig sieht das neue Konzept auch hohe Investitionen vor, mit denen die Anlagen des Konzerns wieder zukunftsfähig gemacht werden sollen.

Diese Investitionen hatte die IG Metall gefordert und als Voraussetzung für die Gespräche über die strategische Neuentwicklung gemacht. Aber klar ist damit für Nasikkol noch lange nichts.

„Der Vorstand des Konzerns muss die geplanten Investitionen des Spartenvorstands erst noch freigeben“, sagte der Arbeitnehmervertreter, der auch im Aufsichtsrat der Sparte sitzt. „Zudem soll es einen Personalabbau geben, von dem wir bislang nicht wissen, wie er ablaufen soll.“ Von einer Entwarnung für die Belegschaft könne man deshalb noch nicht sprechen.

Schon länger steht bei den Sparplänen der Konzernführung die Produktion von Grobblech im Fokus, nachdem die Performance des Geschäftsbereichs in den vergangenen Jahren jäh abgestürzt ist. Nach Ansicht der IG Metall leidet das Werk in Hüttenheim seit Jahren unter Investitionsstau, was die Aufträge einbrechen ließ. Rund 800 Mitarbeiter produzieren hier Stahl für die Bauindustrie, für die Herstellung von Pipelines oder Druckbehältern.

Der Plan des Stahlvorstands sieht hier verschiedene Szenarien vor. Dass der Geschäftsbereich jedoch in Eigenregie saniert werden kann, bezeichnete die Spartenführung selbst mit einem Mitarbeiterabbau dabei als eher „unrealistisch“.

Eine Schließung jedoch kommt für die IG Metall nicht infrage. „Wir wollen, dass der Vorstand genauso in Hüttenheim investiert wie am Hauptstandort in Hamborn“, sagte Nasikkol nun. „Die Manager haben die Misere bei Grobblech mit ihrer Investitionszurückhaltung selbst verursacht. Wir wollen, dass das Werk weiter betrieben wird.“

Für die nächsten Wochen stimmt der Gewerkschafter die Belegschaft daher schon einmal auf eine längere Auseinandersetzung ein. „Die Kundgebung am Dienstag war nur ein Auftakt für das, was noch kommen wird“, kündigte er an. „In dem jetzt vorgelegten Plan stecken Chancen, aber auch Risiken.“

Der Konzernvorstand habe ihm zugesichert, es handle sich bei dem nun vorliegenden Konzept, das 150 Powerpoint-Folien umfasst, zuallererst um einen Vorschlag. „Das ist nicht in Stein gemeißelt – aber auch nicht mit Kreide geschrieben.“ Erst im März will der Konzernvorstand eine endgültige Entscheidung hierzu fällen.

Nasikkol zieht eine rote Linie: Die insgesamt 27.000 Stahlkocher von Thyssen-Krupp würden spätestens die Arbeit niederlegen, „wenn der Vorstand den Standort in Duisburg-Hüttenheim schließen will“.