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Teure Aufholjagd

BASF zeigt mit der jüngsten Übernahme, dass der Konzern im Agrogeschäft den Anschluss an die globale Führungsspitze halten will. Das wird für den Konzern und seine Aktionäre aber nicht gerade preiswert.

Nach langem Zaudern mischt nun nun auch die BASF im Konsolidierungswettlauf der Agrochemie-Industrie mit. Die 5,9 Milliarden Euro teure Übernahme von Teilen des Herbizid- und Saatgutgeschäfts von Bayer kann sich zwar mit den vorangegangenen Mega-Deals in der Branche nicht messen, stellt für BASF aber immerhin den größten Zukauf im Pflanzenschutzgeschäft dar und die größte Akquisition in der Firmengeschichte insgesamt. Mit der Übernahme wächst das BASF-Agrochemie-Geschäft um knapp ein Viertel auf rund sieben Milliarden Euro.

Der Ludwigshafener Konzern demonstriert damit, dass er im Agrogeschäft weiter mitspielen und den Anschluss an das neue Führungstrio Bayer-Monsanto, Chemchina-Syngenta und Dow-Dupont nicht völlig verlieren will. Allerdings bleibt der Abstand zum neuen Branchendritten Dow-Dupont, der umgerechnet knapp 13 Milliarden Euro Umsatz erzielen dürfte, noch erheblich.

Die Aufholjagd des Ludwigshafener Konzerns erscheint dabei nicht gerade preiswert. Denn obwohl klar war, dass Bayer sein Herbizidgeschäft rund um die sogenannte Liberty-Link-Technologie im Zuge des Monsanto-Deals aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen musste, geht die Sparte keineswegs zum Schnäppchenpreis über den Tisch. BASF zahlt vielmehr rund das 15-fache des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (Ebitda) und bewegt sich damit nur leicht unter den Dimensionen der vorangegangenen Megadeals, bei denen Ebitda-Vielfache von etwa 17 bezahlt wurden.

Für BASF stellt der Zukauf zudem eine gewisse strategische Kehrtwende dar, indem man sich erstmals auch in größerem Stil im Saatgutgeschäft engagiert. Das hat man in Ludwigshafen bisher stets als unnötig angesehen. Aber nun begibt man sich als vergleichsweise kleiner Akteur doch noch in ein Arbeitsgebiet, in dem man bisher wenig Erfahrung hat und in dem die neuen Branchenriesen Bayer-Monsanto und Dow-Dupont bereits dominierende Positionen aufgebaut haben.

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Ein Kalkül könnte darin bestehen, dass man mit den erworbenen Bayer-Herbiziden und Saaten Marktanteile gewinnen kann, wenn das Konkurrenzprodukt Glyphosat von Monsanto aus regulatorischen Gründen stärker unter Druck kommt. Aber wenn sich die Glyphosat-Gegner durchsetzen, werden kurz oder lang wohl auch die jetzt verkauften Bayer-Produkte unter Beschuss geraten. Alles in allem dürfte es für BASF daher eine erhebliche Herausforderung bleiben, das neu erworbene Pflanzenschutz- und Saatgutgeschäft erfolgreich weiterzuentwickeln.

Für Bayer auf der anderen Seite ist der Deal zum einen ein wichtiger Schritt, um die kartellrechtlichen Hürden für die Monsanto-Übernahme zu überwinden. Dem Ziel, diesen größten Deal in der Branche Anfang des kommenden Jahres vollziehen zu können, ist der Leverkusener Konzern damit deutlich näher gekommen. Denn die Überschneidungen im Geschäft mit herbizid-resistenten Saaten gelten bislang als eines der Haupthindernisse für eine Genehmigung durch die Kartellbehörden.

Zum anderen liefert der Deal mit BASF aber auch einen unerwartet kräftigen Zuschuss zur Finanzierung der Übernahme, für die Bayer insgesamt 66 Milliarden Dollar (einschließlich der zu übernehmenden Schulden von Monsanto) aufbringen muss. Für den Kauf der Monsanto-Aktien alleine sind etwa 57 Milliarden Dollar (umgerechnet etwa 48 Milliarden Euro) fällig, wovon Bayer nach bisherigen Plänen ein Drittel über Kapitalerhöhungen finanzieren will. Das würde theoretisch auf eine der größten Aktien-Emissionen in der deutschen Industriegeschichte hinauslaufen.

Aber angesichts des üppigen Preises für die jetzt veräußerten Agrochemie-Sparten und der unerwartet hohen Einnahmen, die der Konzern aus dem Verkauf von Aktien seiner Kunststoff-Tochter Covestro erzielt hat, könnte die Finanzierung des Monsanto-Deals deutlich leichter werden als bisher erwartet. Analysten spekulieren zu Recht darüber, dass die nötige Kapitalerhöhung am Ende wohl erheblich niedriger ausfallen wird, als von Bayer bisher angekündigt.

Auch vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Bayer-Aktie in Reaktion auf den Deal um ein Prozent zulegte, während die BASF-Aktie leicht unter Druck geriet. Zumindest auf kurze Sicht ist diese Transaktion wertvoller für Bayer als für den Konkurrenten in Ludwigshafen.

KONTEXT

Die größten Chemiekonzerne der Welt

Platz 10

PPG Industries (USA)Mit 15,33 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet das US-Unternehmen mit Firmensitz in Pittsburgh (Pennsylvania) auf dem zehnten Platz der umsatzstärksten Chemieunternehmen weltweit.Zu den Produktbereichen gehören Kunstglasprodukte, Kunstharze und Beschichtungswerkstoffe für Raumfahrt, Architektur und Industrie.

Quelle: Unternehmensangaben, Statista 2017 / Gesamtjahr 2016, jeweils letzte verfügbare Angaben

Platz 9

Linde (Deutschland)Der deutsche Technologiekonzern mit dem Kerngeschäft um Gase und Prozess-Anlagen hat im letzten Jahr 17,83 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht und erreicht so den neunten Platz im Unternehmensranking.

Platz 8

Air Liquide (Frankreich)Auf Platz acht des aktuellen Rankings landet das führende, französische Unternehmen bei Gasen für Industrie, Medizin und Umweltschutz. 19,08 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz in 2016 machen dies möglich. Mit Linde und Praxair zählt Air Liquide zu den drei größten Industriegasherstellern der Welt.

Platz 7

Henkel (Deutschland)Der Düsseldorfer Konzern gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Wasch-/Reinigungsmitte, Schönheitspflege und die Klebstoffe und fuhr 2016 einen Jahresumsatz von 19,69 Milliarden US-Dollar ein. In naher Zukunft möchte der Siebtplatzierte sowohl die US-Firma Darex Packaging Technologies für mehr als 1,05 Milliarden US-Dollar übernehmen als auch den mexikanischen Anbieter von Friseurprodukten Nattura Laboratorios aufkaufen. Der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern will so vor allem das eigene Friseurgeschäft in Mexiko und den USA ausbauen.

Platz 6

DuPont (USA)24,6 Milliarden US-Dollar Umsatz und Platz sechs für den Konzern für Chemie, Materialien und Energie. Im Dezember 2015 gaben DuPont und der Konkurrent Dow Chemical bekannt, dass sie fusionieren wollen. Danach soll das Gemeinschaftsunternehmen in drei börsennotierte Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden.

Platz 5

Lyondell Basell (USA)Im Mittelfeld des Rankings und mit 29,18 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet Lyondell Basell. Der weltweit größte Produzent von Polyolefinen und Katalysatoren betreibt zudem Erdölraffinerien und produziert Treibstoffzusätze wie MTBE.

Platz 4

Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien)Unverändert auf dem vierten Platz befindet sich der saudi-arabischer Chemie- und Metall-Konzern Saudi Basic Industries. Mit 39,5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz reichte es für Metallkonzern nicht für den Sprung unter die Top-3-Chemiekonzerne. Neben Grundchemikalien wie Methanol und Ethanol stellt das Unternehmen aus dem Nahen Osten auch Düngemittel her.

Platz 3

Dow Chemical (USA)Mit 48,16 Milliarden US-Dollar Umsatz fiel der zukünftige Fusionspartner von DuPont um einen Platz im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgeschäftsbereiche des US-Unternehmens aus Midland (Michigan) erstrecken sich auf die Kunststoffherstellung, Vorprodukte für die Wasseraufbereitung, Klebstoffe, Insektiziden, Saatgut und die Herstellung von Grundstoffen wie Chlor und Natronlauge.

Platz 2

Bayer (Deutschland)Der zweitplatzierte deutsche Konzern (49,2 Milliarden US-Dollar Umsatz 2016) mit Schwerpunkt auf der chemischen und pharmazeutische Industrie plant eine Megafusion mit Monsanto. Damit möchte das Unternehmen seine Agrarchemie-Sparte um genverändertes Saatgut erweitern. Um diese umstrittene Fusion unter Dach und Fach zu bringen, sollen Bayer und Monsanto bereit sein, Firmenteile für 2,5 Milliarden Dollar zu verkaufen.

Platz 1

BASF (Deutschland)Unveränderter Spitzenreiter mit 60,54 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz: BASF. Der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größte Konzern, mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein, wird sich angesichts der Megafusionen in der Branche künftig neu positionieren müssen. Dabei würde aber, laut Unternehmensführung, mehr Wert auf die Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Geschäftsfelder, als an Größe an sich gelegt werden.