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Tesla macht hohe Verluste – und will eigene Autoversicherung gründen

Tesla rutscht wieder tief in die roten Zahlen. Doch Elon Musk will bis zum Jahresende alles aufholen – und eine eigene Autoversicherung anbieten.

Der kalifornische Autopionier Tesla hat das erste Quartal 2019 mit einem überraschend hohen Nettoverlust von 702 Millionen Dollar abgeschlossen. Hatte Vorstandschef Elon Musk Ende 2018 noch einen kleinen Gewinn vorausgesagt, korrigierte er dies später in einen möglichen Verlust. Letztlich führten Verzögerungen des aktuellen Hoffnungsträgers Model 3, Preissenkungen und geringere Auslieferungen bei den Spitzenmodellen Model S und X zu einer kräftigen Umsatzdelle und einem der höchsten Quartalsverluste der Firmengeschichte. Tesla ist wieder da, wo man vor zwölf Monaten gestartet war: Vor einem Jahr erreichte der Verlust 709 Millionen Dollar.

Am Ende des März-Quartals waren 63.000 Fahrzeuge ausgeliefert, was weit unter den Erwartungen von 76.000 lag. „Das war das schwierigste logistische Problem, das ich je gesehen haben“, sagte Musk über Lieferprobleme nach Europa und China.

Analysten beobachten Teslas Finanzsituation genau

Schwierige Produktion, schwierige Auslieferungen: Die Modelle S und X kamen zusammen auf gut 12.000 Stück, deutlich weniger als der Quartalsdurchschnitt von 25.000. Der Umsatz lag mit 4,54 Milliarden Dollar weit unter den Prognosen von 5,19 Milliarden Dollar. Der reine Autoumsatz belief sich auf 3,72 Milliarden Dollar, 36 Prozent mehr als im Vorjahr, aber 41 Prozent unter dem vierten Quartal 2018.

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Die finanzielle Situation des Autobauers wird von Analysten aufmerksam beobachtet. Ende des Jahres 2018 bezifferte sich der Bestand an liquiden Mitteln auf 3,7 Milliarden Dollar, Ende März waren davon noch 2,2 Milliarden Dollar übrig. Davon flossen fast eine Milliarde Dollar in die Barrückzahlung einer Wandelanleihe. Der Aktienkurs lag so niedrig, dass es sich für die Anleihebesitzer nicht lohnte, Aktien statt Bargeld einzufordern. Noch im April werden weitere 180 Millionen Dollar Schulden fällig.

Viel Geld fließt in eine neue Gigafactory für Akkus und Fahrzeugmontage im chinesischen Schanghai. Sie soll im vierten Quartal 2019 in Betrieb gehen und die Kapazität für die Jahresproduktion auf 500.000 Fahrzeuge anheben – allerdings erst 2020. Das chinesische Werk werde weitgehend lokal finanziert, so Elon Musk, was bedeutet, dass chinesischen Banken das Unternehmen unterstützen. Dafür wird somit keine Kapitalerhöhung benötigt.

Analysten gehen trotzdem weiter davon aus, dass Musk den Gang an den Kapitalmarkt antreten muss, um die Expansion zu finanzieren. Der Tesla-CEO wiederum versichert, dass die finanzielle Situation nicht angespannt sei. Allerdings räumte Musk im Analystengespräch ein, dass es derzeit „Sinn machen könnte“ an den Kapitalmarkt zu gehen.

Da das Model 3 aus dem chinesischen Werk deutlich billiger produziert werden soll als in Kalifornien, könnten Teile der Produktion des Model Y, des geplanten Kompakt-SUVs, ebenfalls nach China oder nach Reno in Nevada verlagert werden.

Kurzfristig gibt es für Tesla-Investoren keine Atempause. Auch das laufende zweite Quartal dürfte mit einem Verlust enden, heißt es, bevor es im zweiten Halbjahr wieder aufwärts gehen soll. An den bisherigen Jahreszielen von 400.000 ausgelieferten Fahrzeugen wird unverändert festgehalten.

Die entsprechende Frage eines Analysten, ob Tesla ein Versicherungsangebot für seine Kunden plane, bejahte Musk. Daran arbeite man bereits. Die Raten würden sehr „konkurrenzfähig“ sein. Tesla verfüge praktisch in Echtzeit über sämtliche Daten eines Fahrzeugs, des Fahrverhaltens und des Fahrers und werde diese bei der Berechnung der Raten auch berücksichtigen, hieß es. Schon heute liefere Tesla einige Daten an Versicherungsunternehmen. „Wir haben vollen Zugriff auf das Risikoprofil der Fahrer“, so Musk.

Tesla blickt generell auf ein dramatisches Quartal zurück. Es wurden Preissenkungen angekündigt und Tage später teilweise revidiert. Kurzzeitig hieß es, dass die Mehrzahl der Ladengeschäfte geschlossen würden, wenige Tage später wurde auch das zurückgenommen. Elon Musk selbst heizte einen Streit mit der Börsenaufsicht SEC über seine Twitter-Gewohnheiten an.

Auch ein Zwist seiner wichtigsten Zulieferer wurde öffentlich ausgetragen, als sich Akkulieferant Panasonic und Tesla gegenseitig die Schuld für das Nichtzustandekommen einer geplanten Mammutinvestition in die Gigafactory in Nevada zuschoben. Musk gab Panasonic letztendlich die Mitschuld an einer verzögerten Produktion des Model 3 im ersten Quartal. Aus Japan kamen Medienberichte, dass man Nachfrageschwächen für Tesla-Fahrzeuge sehe.

Am Montag erst folgte die Ankündigung von selbstfahrenden Teslas, noch in diesem Jahr. Auch eine Flotte von Robotaxis soll es ab 2020 geben, ebenso wie eine eigene Ridesharing-App für Tesla-Fahrer und einen eigenen Computerchip für autonomes Fahren, den Musk als „besten der Welt“ vorstellte.

Tesla plant demnach, Unternehmen wie Nvidia (Chips) und Google (Waymo) bei selbstfahrenden Autos, sowie den Fahrdiensten Uber und Lyft Konkurrenz zu machen. Musk teilte im Analysten-Call auch direkt aus: Wer wie Google sogenannte „Lidar“-Geräte, spezielle Geräte für die dreidimensionale Abtastung der Umgebung auf den Dächern selbstfahrender Autos, verwende, sei „dem Untergang geweiht“, sagte der Tesla-CEO.

Experten bleiben skeptisch

An der Wall Street werden solche Nachrichten mit Skepsis betrachtet. Branchenbeobachter rechnen kaum damit, dass bis 2020 in den USA der gesetzliche Rahmen für autonome Autos auf öffentlichen Straßen geschaffen wird. Einige Experten halten den von Musk angesetzten Zeitrahmen deshalb für ein gezieltes Manöver, um von den schlechten Zahlen abzulenken.

Skeptisch sieht auch Mark Tepper, Gründer von Strategic Health Partner, Musks steten Ankündigungswirbel. „Es ist eine Firma mit Kult-Anhängern, die glauben, dass Elon Musk die Welt verändern wird. Das ist der einzige Grund, warum die Aktie noch bei 260 Dollar notiert. Der wahre Kurs sollte eher um 100 Dollar liegen“, erklärte er am Mittwoch gegenüber dem TV-Sender CNBC.

Der Wirtschaftsdienst Bloomberg merkte an, dass es eigenen Beobachtungen nach zum ersten Mal mehr Analysten mit der „Verkaufen“-Empfehlung als mit einer „Kaufen“-Empfehlung gebe. Nachbörslich gab es am Mittwoch nach Quartalszahlen-Verkündigung zunächst nur geringe Kursverluste. Bislang bleiben Musk die Aktionäre treu.