Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.772,85
    +86,25 (+0,46%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.085,08
    +30,67 (+0,61%)
     
  • Dow Jones 30

    39.512,84
    +125,08 (+0,32%)
     
  • Gold

    2.366,90
    +26,60 (+1,14%)
     
  • EUR/USD

    1,0772
    -0,0012 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    56.498,96
    -2.024,79 (-3,46%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.261,91
    -96,10 (-7,08%)
     
  • Öl (Brent)

    78,20
    -1,06 (-1,34%)
     
  • MDAX

    26.743,87
    +34,97 (+0,13%)
     
  • TecDAX

    3.404,04
    +19,74 (+0,58%)
     
  • SDAX

    14.837,44
    +55,61 (+0,38%)
     
  • Nikkei 225

    38.229,11
    +155,13 (+0,41%)
     
  • FTSE 100

    8.433,76
    +52,41 (+0,63%)
     
  • CAC 40

    8.219,14
    +31,49 (+0,38%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.340,87
    -5,40 (-0,03%)
     

Tech-Titanen: Ist Microsoft das neue Apple – und Apple das alte Microsoft?

Microsoft-Chef Satya Nadella (Bild: dpa)
Microsoft-Chef Satya Nadella (Bild: dpa)

Das Duell der beiden größten Tech-Konzerne der vergangenen Jahrzehnte geht in die nächste Runde. Über Jahre dominierte Apple mit seinen Kassenschlagern iPhone und iPad, während Microsoft in den 14 Jahren unter Steve Ballmer glücklos wirkte. Nun ist eine Trendwende zu besichtigen: Während Apple unter Tim Cook wie Ballmer zuvor bei Microsoft auf Nummer sicher geht, wagt Microsofts neuer CEO Satya Nadella die Generalüberholung des Redmonder Softwareriesen, der plötzlich auch Hardware kann.

Es ist eine Rivalität, wie es sie sonst nur im Sport gibt: Barcelona oder Real Madrid, Bayern München oder Borussia Dortmund, Roger Federer oder Rafael Nadal, Mohamed Ali oder Joe Frazier – so polarisiert das Duell zwischen Apple und Microsoft in der Tech-Industrie.

Und das seit Jahrzehnten. Der ikonische Wettstreit zwischen den beiden Techpionieren ist in erster Linie mit ihren beiden fast gleichaltrigen Gründern verbunden: Dem langjährigen Apple-Chef Steve Jobs und dem introvertierten Pendant Bill Gates, die beide Mitte der 70er-Jahre ihre Start-ups gründeten – Gates Microsoft 1975, Jobs mit Steve Wozniak ein Jahr später.

WERBUNG

Apple und Microsoft: Ständiges Auf und Ab seit den 70er-Jahren

Apple hatte unter Steve Jobs mit „Apple II“ den besseren Start, beging in den frühen 80er- Jahren jedoch einen fatalen Fehler, der Microsofts Aufstieg erst begünstigte: Während Apple seine Software nicht lizenzieren wollte, gelang Bill Gates durch einem Lizenz-Deal mit IBM der Durchbruch – Microsoft entwickelte sein erstes Betriebssystem MS-DOS, das zum Goldstandard der PC-Branche werden sollte und später von Windows abgelöst wurde.

Apple-Boss Tim Cook vor dem Logo des US-Konzerns. (Bild: dpa)
Apple-Boss Tim Cook vor dem Logo des US-Konzerns. (Bild: dpa)

Der Rest ist Tech-Geschichte: Microsofts zwei Jahrzehnte langer Aufstieg korrespondierte mit Apples Mac-Abstieg. Zwar brachte der IT-Pionier aus Cupertino mit dem Macintosh 1984 den ersten Computer mit grafischer Oberfläche auf den Markt, doch der Mac blieb zunächst ein Nischenprodukt, das Steve Jobs sogar seinen Platz bei Apple kostete. Es folgte eine zwölfjährige Schlingerfahrt unter verschiedenen CEOs, die Apple fast bis zur Pleite herunterwirtschafteten – dann kehrte Jobs 1997 zurück.

Microsoft rettete Apple 1997 vor der Pleite

Darauf folgte die spektakulärste Turnaroundstory der Wirtschaftsgeschichte, an der Microsoft sogar einen gewissen Anteil hatte. Um die drohende Pleite zu vermeiden, investierte der Redmond Rivale 1997 150 Millionen Dollar in Apple. Der auf einen Börsenwert von wenigen Milliarden Dollar zusammengeschrumpfte Konkurrent aus früheren Tagen war vom seinerzeit wertvollsten Konzern der Welt gerettet worden. „Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass Microsoft verlieren muss, damit Apple gewinnen kann“, erklärte Steve Jobs seinerzeit ungewohnt kleinlaut.

13 Jahre später hatte sich das Blatt nach einem schier mirakulösen Comeback durch iMac, iPod, iPhone und iPad gewendet: Apple war plötzlich mehr wert als Microsoft – und stieg ein Jahr später gar zum wertvollsten Konzern der Welt auf. Dann verstarb Gründer Steve Jobs und reichte die Unternehmensgeschäfte an Tim Cook weiter, der Apple in den folgenden fünf Jahren zwar zahlenmäßig weiter vorantrieb, doch bis heute Innovationen vermissen ließ.

Microsoft: Mit Satya Nadella zurück in die Zukunft

In vielerlei Hinsicht gleicht Cook Steve Ballmer bei Microsoft, der nach dem überraschenden Abschied von Bill Gates zur Jahrtausendwende über 14 Jahre die Geschicke bei Microsoft führte und doch immer im Schatten seines großen Vorgängers stand. Erst unter Satya Nadella, der Ballmer vor zweieinhalb Jahren als CEO ablöste, erfährt „Mister Softee“ eine dringend benötigte Generalüberholung, die an der Wall Street bestens ankommt.

Die Folge: Vergangene Woche gelang Satya Nadella etwas, woran sein Vorgänger Steve Ballmer fast eineinhalb Jahrzehnte gescheitert war – Microsoft übertraf unter seiner Führung die alten Allzeithochs aus dem Jahr 1999. Der Grund: Microsofts Geschäftsentwicklung überrascht Anleger und Analysten immer positiver. Die Umsätze konnten nach Non-GAAP Bilanzierungsstandard um immerhin drei Prozent auf 22,33 Milliarden gesteigert werden, während die Nettogewinne auf Non-GAAP-Basis sogar um 9 Prozent auf 5,99 Milliarden Dollar zulegten.

Apple befindet sich im zyklischen Abwärtstrend

Apple ist dagegen nach fünf Jahren unter der Ägide von Tim Cook überraschend beständig im Negativwachstum angekommen: Im September-Quartal – dem dritten in Folge – musste der iKonzern einen Umsatzrückgang von 9 Prozent auf 46,9 Milliarden Dollar und einen Einbruch des Nettogewinns von gar 19 Prozent auf 9 Milliarden Dollar beklagen.

Zwar setzte Apple mehr als doppelt so viel um und verdient noch 50 Prozent mehr als Microsoft, doch der Trend zeigt erkennbar nach unten. Anders als der ein Jahr ältere Rivale aus Seattle, der sich aus der jahrzehntelangen Abhängigkeit seiner Cash Cows Windows und Office befreit hat, ist Apples Erfolg und Misserfolg weiter zu eng mit dem iPhone verbunden, das weiter für 60 Prozent der Konzernumsätze und zu einem noch größeren Teil für die Nettogewinne verantwortlich ist.

Umsatztreiber: Cloud-Geschäft bei Microsoft und Servicesparte bei Apple

Treiber von Microsofts Comeback ist das Cloud-Geschäft, das im jüngsten Quartal um 8 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar zulegen konnte – die Absätze der Cloud Computing-Plattform Azure explodierten gar um 116 Prozent.

Auch bei Apple ist das Software-Geschäft seit einiger Zeit ein Lichtblick: Die iTunes-Sparte, in der mit der iCloud ebenfalls das Geschäft mit Speicherlösungen gebündelt ist, konnte im jüngsten Quartal um immerhin 24 Prozent dank der Erlöse des neuen Musik-Streaming-Dienstes Apple Music zulegen. Doch es ist der einzige von fünf Konzernbereichen, der überhaupt noch wächst – die iPhone-, iPad-, Mac-Sparte sowie die der „Anderen Produkte“ büßten zuletzt allesamt Käufer ein.

Nur ein neues MacBook Pro: Apple fehlen die Innovationen

An der Börse macht Apple der Abwärtstrend erkennbar zu schaffen: Bei aktuell 111 Dollar läuft der Kultkonzern aus Cupertino den einstigen Hochs bereits seit eineinhalb Jahren hinterher und notiert aktuell 18 Prozent tiefer. Doch nicht nur die jüngsten enttäuschenden Quartalszahlen machen der Wall Street zu schaffen – auch die fehlenden Innovationen. Noch immer ist nicht erkennbar, welches Produkt das iPhone einmal beerben soll – die zuletzt neu eingeführte Produktkategorie Apple Watch enttäuschte bislang schwer.

Stattdessen setzt der 40 Jahre alte US-Konzern lieber auf Bewährtes und stellt vergangene Woche auf seiner Keynote neue MacBooks vor. Die Einladung hatte noch die größten Erwartungen geweckt: „Hello again“, lockte Apple und spielte damit auf die legendären Vorstellungen des ersten Macs (1984) und iMacs (1997) an.

Enthüllt wurde allerdings nur ein Update der Premium-Laptop-Serie MacBook Pro, die neue Bedienleiste mit OLED-Display spendiert bekommen hat. „Apple sieht erstaunlich alt aus“, kommentierte der finnische Mobil-Experte Tero Kuittinen via Twitter.

Microsoft stiehlt Apple mit Desktop-Computer Surface Studio die Show

Echte Innovationen haben Tech-Fans vergangene Woche bereits einen Tag zuvor zu sehen bekommen – bei Microsoft. Auf seiner Presseveranstaltung enthüllte der nach Apple und Alphabet drittwertvollste Konzern nicht nur ein Windows 10-Update, sondern eine echte Hardware-Überraschung.

Nachdem Microsoft vor vier Jahren mit dem Surface sein erstes Tablet präsentiert hatte, im letzten Jahr mit seinem ersten Notebook, dem Surface Book, überrascht hatte, folgte nun noch ein Desktop-Computer namens Surface Studio, der mit einem flexibel einstellbaren Touch Display und einem Zylinder zur Bedienung so futuristisch aussieht, als hätte er von Apple entwickelt worden sein können. „Apple hat Microsoft die Schlüssel zu seinem Königreich ausgehändigt“, sagt das Techportal CNET eine erneute Wachablösung in der Tech-Industrie voraus.

Es ist schon ein eigenartiges Bild, das sich anno 2016 bietet: Apple erinnert heute unter Tim Cook in vieler Hinsicht an das erstarrte Microsoft unter Steve Ballmer, während das wiedererstarkte Microsoft unter Satya Nadella Erinnerungen an das Apple der zweiten Steve Jobs-Ära weckt. Wie sich die Zeiten doch ändern können – wieder einmal…