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Streik zwingt Frankreichs Unternehmen zu Notlösungen – Regierung macht Angebote

Die Gewerkschaften in Frankreich greifen die Rentenreform mit einem Generalstreik an. Viele Angestellte kommen am Donnerstag nicht zu Arbeit – das große Chaos könnte noch kommen.

Am Donnerstag hat in Frankreich der Streik in großen Teilen des öffentlichen Dientes und staatlicher Betriebe gegen die Rentenreform begonnen. Die Beteiligung ist wie erwartet sehr hoch, 90 Prozent der Züge fielen aus. „Auch morgen wird sich die Lage nicht wesentlich verbessern“, sagte Verkehrsministerin Elisabeth Brone am Donnerstagmorgen.

Doch es ist nicht zu dem befürchteten Verkehrschaos auf den Straßen gekommen. Auf den Autobahnen um die Hauptstadt Paris gab es am Morgen weniger Staus als normalerweise, in der Stadt war es fast so ruhig wie an einem Wochenende.

Die Erklärung: Viele Menschen, die in Paris arbeiten und aus den Vororten oder von weiter weg anreisen, sind schlichtweg nicht durchgekommen, haben es vorgezogen, zu Hause zu bleiben oder sind dazu gezwungen, weil auch viele Lehrer streiken und teilweise nicht einmal genügend Lehrkräfte erscheinen, um die Kinder zu beaufsichtigen.

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Der große Streik hat auch Auswirkungen auf Reisende in Deutschland. An Streiktagen fänden keine Zugfahrten von und nach Frankreich statt, teilte die Deutsche Bahn mit.

Betroffen seien die ICE-Verbindungen von Frankfurt über Mannheim und Saarbrücken nach Paris sowie von München über Stuttgart und Straßburg nach Paris, ebenso die TGV-Verbindung Frankfurt-Mannheim-Straßburg-Marseille. Auch die Lufthansa rief Frankreich-Reisende auf, sich im Internet zu informieren.

Der Massenprotest trifft auch Paris-Touristen: Im Eiffelturm gibt es nicht ausreichend Personal, um die Touristenattraktion an der Seine zu öffnen, wie die Betreibergesellschaft Sete mitteilte.

Der 130 Jahre alte Turm wird jährlich von rund sieben Millionen Menschen besucht. Pariser Museen wie der Louvre hatten bereits vor den Streiks vor Einschränkungen für Besucher gewarnt. Das Impressionisten-Museum Musée d'Orsay bestätigte via Twitter, es bleibe geschlossen.

In der Bevölkerung regt sich Unmut an einigen Stellen bereits über die Streikenden. Ein „service minimum“, Mindest-Dienstleistungen während Arbeitsausständen, ist eigentlich seit zehn Jahren gesetzlich vorgeschrieben, werden aber nicht eingehalten. „Sie scheren sich einfach nicht darum, greifen das Prinzip direkt an“, ärgert sich Slimane, ein Kioskbetreiber in der Nähe des Arc de Triomphe.

Zeitungen hat er nicht bekommen, weil sie nicht ausgeliefert werden konnten. „Ich habe eine Stunde länger als üblich gebraucht, um anzukommen“, sagt er. „Die Gewerkschaften leben noch in den 70er-Jahren, aber die Welt hat sich verändert, das wollen sie nur nicht wahrhaben.“

Viele Unternehmen haben mit ihren Mitarbeitern vereinbart, dass sie von zu Hause aus arbeiten oder einen Tag frei nehmen. Andere haben sich mit Vorräten eingedeckt, etwa eine Druckerei, die ihre Papiervorräte verdoppelt hat, weil sie befürchtet, in den kommenden Tagen nicht mehr beliefert zu werden.

Ein, zwei Tage lang kann man sich mit Notlösungen behelfen, aber was, wenn der Streik länger anhält? Er ist als unbefristet angemeldet, die Frage ist, wie viele sich nach dem Wochenende noch beteiligen werden.

Bleibt die Mobilisierung bei der Staatsbahn SNCF und bei den Nahverkehrsbetrieben so hoch wie am Donnerstag, dann wird es problematisch auch für die private Wirtschaft, in der nicht gestreikt wird. Dann könnten sich die Folgen der Aktion erst mit voller Wucht zeigen.

Weitere Verhandlungsrunde zwischen Regierung und Sozialpartnern

Die Regierung beginnt, erste Zugeständnisse zu überdenken, um die Bewegung zu bremsen. Die Tageszeitung „Les Echos“ berichtet von zwei möglichen Konzessionen an die Streikenden: Entweder die geplanten Maßnahmen zur Stopfung des Lochs in der Rentenkasse – im Wesentlichen eine längere Lebensarbeitszeit – werden um ein paar Jahre verschoben.

Oder das Inkrafttreten der Rentenreform, die ein einheitliches System für alle vorsieht, was für viele Berufsgruppen aus dem Staatssektor zum Verlust von Privilegien führt, die Menschen mit niedrigen Einkommen und Frauen in der Privatwirtschaft aber begünstigt.

Anfang nächster Woche findet eine weitere Verhandlungsrunde zwischen Regierung und Sozialpartnern statt. Es wird bezweifelt, dass dies bereits zu einer Einigung führt: Die meisten der zum Streik aufrufenden Organisationen fordern die völlig Aufgabe der Reform.

In Paris besteht noch die akute Sorge, dass die für den Nachmittag vorgesehen Demonstration zu Ausschreitungen führt. Viele Geschäfte auf den Champs Elysée und Umgebung haben ihre Schaufenster mit Holz oder Metallplatten geschützt. Sie fürchten, dass es zu Plünderungen kommt wie während der Gelbwesten-Proteste zu Anfang des Jahres.