Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.896,50
    -35,67 (-0,20%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.890,61
    -30,61 (-0,62%)
     
  • Dow Jones 30

    38.043,79
    +140,50 (+0,37%)
     
  • Gold

    2.309,50
    -1,50 (-0,06%)
     
  • EUR/USD

    1,0714
    -0,0005 (-0,04%)
     
  • Bitcoin EUR

    55.254,60
    +1.820,87 (+3,41%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.290,11
    +19,37 (+1,53%)
     
  • Öl (Brent)

    78,73
    -0,27 (-0,34%)
     
  • MDAX

    26.252,41
    -11,98 (-0,05%)
     
  • TecDAX

    3.239,82
    -34,18 (-1,04%)
     
  • SDAX

    14.368,12
    +70,69 (+0,49%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.172,15
    +50,91 (+0,63%)
     
  • CAC 40

    7.914,65
    -70,28 (-0,88%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.733,82
    +128,34 (+0,82%)
     

Strafprozess gegen Schlecker: Ehemaliger Drogerie-Riese vor Gericht

Drogerie-König Anton Schlecker steht wegen der Firmenpleite des Konzerns vor Gericht. (Bild: Marijan Murat/DPA)
Drogerie-König Anton Schlecker steht wegen der Firmenpleite des Konzerns vor Gericht. (Bild: Marijan Murat/DPA)

Es war eine der größten Firmenpleiten der deutschen Geschichte: Vor vier Jahren meldete das Unternehmen Schlecker Konkurs an. Am 6. März beginnt in Stuttgart der Strafprozess für Drogerie-König Anton Schlecker.

Die Angeklagten

• Anton Schlecker, Unternehmer, Gründer und Chef der Schlecker-Drogeriemärkte. Zu Hochzeiten wurde sein Vermögen auf drei Milliarden Euro geschätzt.
• Christa Schlecker, die Ehefrau von Anton Schlecker
• Meike und Lars Schlecker, die Kinder von Anton und Christa Schlecker
• Zwei Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young.

Die Anklagepunkte

Anton Schlecker wird der Tatbestand des vorsätzlichen Bankrotts vorgeworfen. Er wird verdächtigt, vor der Pleite 2012 Geld im großen Stil beiseitegeschafft zu haben – die „Wirtschaftswoche“ spricht von 26 Millionen Euro in insgesamt 36 Fällen. Seitens der Staatsanwaltschaft Stuttgart gab es zur Summe bisher kein Kommentar. Des Weiteren wird Schlecker vorgeworfen, die Bilanzen in den Jahresabschlüssen 2009 und 2010 geschönt zu haben. Vor dem Insolvenzgericht soll er zudem falsche Angaben gemacht haben.

WERBUNG

Schleckers Familie wird Beihilfe zum Bankrott vorgeworfen. Maike und Lars Schlecker stehen zudem im Verdacht der Insolvenzverschleppung und werden der Veruntreuung beschuldigt.

Zwei Wirtschaftsprüfer der Firma Ernst & Young sollen in die Firmenpleite involviert gewesen sein. Ihnen wird vorgeworfen, Schleckers Jahresabschlüsse beglaubigt zu haben, obwohl sie wussten, dass diverse Angaben nicht korrekt waren.

Schlecker, sein Anwalt Norbert Scharf und seine Frau Christa erscheinen im Gerichtssaal. (Bild: Marijan Murat/DPA)
Schlecker, sein Anwalt Norbert Scharf und seine Frau Christa erscheinen im Gerichtssaal. (Bild: Marijan Murat/DPA)

Die Hintergründe der Vorwürfe

Bereits im Vorfeld der Insolvenz wurden mögliche Geldverschiebungen kolportiert. Unter anderem berichtete das „Manager Magazin“ im November 2015 über ein Geldgeschenk des Firmenchefs an seine Enkelkinder in der Höhe von 800.000 Euro. Zu dieser Zeit sei der Untergang des Schlecker-Imperiums bereits absehbar gewesen.

Besonderes Augenmerk im Prozess dürfte auch auf die inzwischen insolvente LDG Logistik- und Dienstleistungsgesellschaft mbH gelegt werden, die für die Logistik von Schlecker zuständig war. Gesellschafter der Firma: Lars und Meike Schlecker. Die LDG soll im beiderseitigen Einvernehmen überhöhte Summen berechnet haben. Auch ein Kredit in der Höhe von 50 Millionen Euro, die die LDG Schlecker gewährte, dürfte für das Gericht interessant sein.

Maike und Lars Schlecker, so die Hauptanklage gegen die beiden, sollen die Insolvenz der Firma wissentlich verzögert haben. Während sie bereits von der finanziellen Schieflage des Unternehmens wussten, sollen sie sich Beträge in Millionenhöhe ausgeschüttet haben.

Die Chronologie der Insolvenz

Mitte der 1960er Jahre stieg Anton Schlecker in den väterlichen Betrieb – eine Fleischfabrik mit rund zwanzig Filialen – ein. In den folgenden Jahrzehnten baute er das Unternehmen immer mehr aus – Schlecker wurde zu Europas größter Drogeriekette. Zu Spitzenzeiten machte der Drogerieriese mit mehr als 10.000 Geschäften in 17 Ländern einen Umsatz von über sieben Milliarden Euro im Jahr. Das Erfolgsrezept: ästhetisch wenig anspruchsvolle, dafür mit besonders vielen Produkten bestückte Läden, niedrige Preise, wenig Personal.

Der Niedergang begann mit wachsender Konkurrenz wie Rossmann, Müller oder DM. Die Verkaufszahlen sanken immer mehr – bis 2012 ganz Schluss war. Der Insolvenzantrag trieb rund 25.000 Mitarbeiter – vorrangig weiblich – in die Arbeitslosigkeit. Kurze Hoffnung gab es, als die österreichische Kette Dayli ankündigte, hunderte ehemalige Schleckerläden zu übernehmen – allerdings ging Dayli noch vor der Eröffnung ebenfalls pleite.

Die ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hoffen nun auf eine Reihe von Klagen, die der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gegen diverse ehemalige Geschäftspartner Schleckers eingereicht hat. Unter anderem geht es in sieben Fällen darum, dass Konsumgüterhersteller Schlecker durch illegale Preisabsprachen um Millionenbeträge gebracht haben sollen. Die offenen Forderungen belaufen sich auf 500 Millionen Euro.

Die mögliche Strafe

Im Falle eines Bankrotts droht eine Strafe bis zu fünf Jahren Haft oder wahlweise eine Geldstrafe. Sollte es sich allerdings um einen Bankrott in einem besonders schweren Fall handeln, könnten sogar zehn Jahre Haft drohen. Ein solcher Fall liegt laut dem Strafgesetzbuch vor, wenn der „Täter 1. aus Gewinnsucht handelt oder 2. wissentlich viele Personen in die Gefahr des Verlustes ihrer ihm anvertrauten Vermögenswerte oder in wirtschaftliche Not bringt“ (§283a, StGB).